BACCARA EXKLUSIV Band 47
Mal an diesem Morgen fragte sie sich, warum sie sich diese Arbeit zumutete.
Sie sah auf, als es an der Tür klopfte. Myra Jos Gesicht, gleichzeitig hoffnungsvoll und ängstlich, brachte Leah dazu, ihren ganzen Charme aufzubieten und Wills Tochter so gut es ging Mut zu machen.
Hinter Myra Jo kam auch der Bräutigam herein, und Leah stand auf und reichte Pennington die Hand.
„Es freut mich, Sie endlich kennenzulernen. Meine Glückwünsche.“
„Vielen Dank, Ma’am. Es tut mir leid, dass ich nicht früher kommen konnte.“
Myra Jo lachte. „Es gibt sicher nicht viele Menschen, die bis zum letzten Moment damit warten, eine so große Hochzeit vorzubereiten. Ich bin nur froh, dass Leah bereit war, zu unserer Rettung beizutragen.“
„Ich auch.“
Pennington schenkte Leah ein strahlendes, charmantes Lächeln – genau von der Sorte, die seinem Vater mehrere Wiederwahlen beschert hatte. Nur war bei Pennington nicht die geringste Berechnung im Spiel.
„Kann ich bleiben und ein bisschen zugucken?“
Myra Jo errötete. „Du verschwindest gefälligst und kommst gegen vier Uhr wieder.“
„Jawohl, Ma’am“, erwiderte er neckend, und Myra Jo kicherte.
Leah war bezaubert. Was Will auch immer sagen mochte, es war offensichtlich, dass der hochgewachsene, blonde Mann sehr in seine kleine Braut verliebt war. Sie würden ein hinreißendes Paar abgeben, er im klassisch schwarzen Smoking und Myra im weißen Hochzeitskleid.
Pennington verließ die Boutique widerstrebend und erst, nachdem er Myra Jo einen Kuss geraubt hatte, und schließlich führte Leah sie den Flur hinunter in den Vorführraum.
„Hat mein Dad zufällig angerufen?“
Leah zwang sich zu einem Lächeln. „Nein, leider nicht.“
Myra Jo nickte nur, konnte aber ihre Enttäuschung nicht ganz verbergen. Leah fing an, sich Sorgen um das zierliche Mädchen zu machen. Sie war zu blass für ihren Geschmack, aber Myra Jo ließ ihr keine Zeit, etwas zu sagen.
„Ich habe meine hochhackigen Schuhe mitgebracht“, erzählte sie. „Lassen Sie uns mit dem Verkleiden beginnen.“
Sie schnappte begeistert nach Luft, als sie die Brautkleider sah, die Leah über fünf Puppen drapiert hatte.
Myra Jo ging sofort auf Leahs Lieblingsmodell zu und berührte die zarte Spitze. „Dieses ist herrlich, und das zweite von rechts gefällt mir auch. Nummer vier hat auch etwas, aber am besten probiere ich sie alle einfach an.“
Leah war glücklich, als sie Myra Jos Freude sah, und schmunzelte, als sie sich entschied, sich das schönste Kleid für zuletzt aufzuheben. Zuerst probierte sie Nummer vier an.
Es war eine wunderschöne Kreation in klassischer A-Form. Der hohe, perlenbestickte Kragen brachte Myra Jos schlanken Hals gut zur Geltung, aber nach einer schnellen Drehung vor dem Spiegel bat Myra Jo nicht einmal um den Schleier.
Leah lachte, als sie ihr wieder heraushalf. „Ich habe auch nicht ernsthaft gedacht, dass Sie dieses Kleid aussuchen würden, aber jede Braut hat gerne eine größere Auswahl.“
„Oh, es ist wirklich schön, und wenn ich etwas größer wäre, würde es auch toll an mir aussehen. Aber da ich leider etwas zu kurz geraten bin, lasse ich es lieber bleiben.“
Das zweite Kleid wurde etwas eingehender gewürdigt, aber beide wussten, dass der breite Reifrock nicht das Richtige war. Wie nicht anders zu erwarten, wandte Myra Jo sich fast ungeduldig ihrer ersten Wahl zu. Sie berührte die herrliche Spitzenarbeit, und ihr Ausdruck wurde plötzlich ganz verträumt. Leah beobachtete sie und empfand zum ersten Mal in all diesen Jahren so etwas wie Neid.
Bei keiner anderen jungen Frau hatte sie ähnlich gefühlt. Doch jetzt bei Myra Jo ging ihr plötzlich auf, dass sie selbst noch nie diesen weichen Ausdruck bekommen hatte, wenn sie an einen Geliebten dachte. Sie hatte sich immer Männer ausgesucht, die nicht von ihr verlangt hatten, dass sie zu viel von sich aufgab. In ihren Träumen sehnte sie sich vielleicht nach Männern, die mehr als nur ein wenig Zeitvertreib bei ihr suchten, aber in der Wirklichkeit ging sie Männern wie Will aus dem Weg, denn er würde sich nicht mit so wenig zufriedengeben. Er würde alles verlangen – ihren Körper, ihre Seele und ihr Herz.
Myra Jo, die so voller Hoffnung in eine Zukunft schaute, die ihr ohne Zweifel das Glück auf Erden schenken würde, öffnete Leah die Augen. Sie hatte auf einmal den heftigen Wunsch zu weinen und konnte nichts dagegen tun. Normalerweise gab sie sich nie dem Selbstmitleid hin. Es war nur
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