BACCARA EXKLUSIV Band 61
sich damals gefühlt, als sei sämtliches Blut aus seinem Körper gewichen. In der Erinnerung daran wurde ihm noch jetzt die Brust eng, und er musste tief durchatmen. Wenn ihr etwas zustieß … Es war nicht auszudenken.
Wenn sie sich an ihre Abmachung hielt, würde sie ihn in drei Tagen verlassen. Dylan war nicht sicher, was er davon halten sollte. Mit jedem weiteren Tag, der verstrich, fand er es härter, sich nicht zu nehmen, was sie ihm anbot – sie nicht zu berühren und mit ihr zu schlafen.
Also war es vielleicht doch besser, wenn sie ginge und er der Versuchung nicht länger ausgesetzt wäre. Schließlich würde sie sich eines Tages wieder an alles erinnern. Trotz der heißen Nachmittagssonne lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Nicht eines Tages würde sie sich erinnern, sondern schon bald. Und so sicher, wie der Wechsel der Jahreszeiten war, würde ihr Verlangen sich dann in Verachtung verwandeln.
Plötzlich hörte er ein Motorengeräusch. Er kniff die Augen zusammen und atmete dann erleichtert auf, als er ihr Auto kommen sah. „Wenigstens ist ihr nichts zugestoßen“, murmelte er.
Der Wagen hielt ein Stück entfernt von ihm an. Alisa stieg aus und winkte. „Sieh mal, wer da ist!“, scherzte sie.
Dylan nickte. „Das sehe ich. Du hast also beschlossen, die Anweisung des Arztes in den Wind zu schlagen.“
Mit beschwingten Schritten kam sie auf ihn zu. „Allerdings. Was soll ich sagen? Ich war so ein braves Mädchen. Aber brave Mädchen kommen nicht weit, höchstens in den Himmel.“
Seine Mundwinkel zuckten. Wenn es je eine Frau gegeben hat, die sowohl Engel wie auch sündiges Mädchen war, dann Alisa. Er schaute auf seine Uhr. „Darf ich fragen, wo du gewesen bist?“
„Ich war im Granger-Heim und noch an ein paar anderen Orten.“ Sie betrachtete sein besorgtes Gesicht. „Ich habe nichts getan, was du an meiner Stelle nicht auch schon längst getan hättest.“
„Was meinst du damit?“
„Wie lange hättest du die Anweisungen des Arztes befolgt, wenn es bedeutet hätte, dass du nicht Auto fahren darfst?“
Verdammt, er wäre gleich vom Krankenhaus aus nach Hause gefahren. „Nicht lange“, gestand er ihr. „Aber ich bin ja auch keine Frau.“
Sie stutzte und hob verblüfft die Brauen. „Du wirst dich in dieser Sache doch wohl nicht sexistisch verhalten, oder?“
Er seufzte. „Das hat mit Sexismus überhaupt nichts zu tun. Ich will bloß nicht, dass du irgendwelche Risiken eingehst.“
Ihre Miene wurde sanfter. Sie streckte die Hand nach ihm aus, so als wollte sie ihn berühren, doch dann zögerte sie. Trotz all seiner guten Vorsätze passte ihm dieses Zögern nicht. Denn er kannte den Grund dafür. Sie zögerte, weil er sie abgewiesen hatte. Er hatte nicht mit ihr geschlafen, als sie ihn in jeder nur erdenklichen Hinsicht dazu aufgefordert hatte.
Er nahm ihre Hand in seine, und Alisas Augen weiteten sich. „Das Leben ist voller Risiken“, sagte sie. „Wenn man nicht ab und zu etwas riskiert, kann man ebenso gut tot sein.“ Sie biss sich nachdenklich auf die Unterlippe. „Ich bin heute ein paar eingegangen“, gestand sie dann leise.
„Ein paar“, wiederholte er und fragte sich, was bloß in ihrem hübschen Kopf vorging.
Sie lächelte eine Spur zu heiter. „Als ich heute das Granger-Heim besuchte, habe ich mich an weitere Dinge erinnert.“ Wieder schwieg sie.
Ihm wurde plötzlich unbehaglich zumute. Dennoch fragte er: „Und an welche?“
„An meine Katze.“
Er nickte. „Tiger.“
„Ja, du hast dich immer über sie beklagt, aber sie trotzdem gestreichelt.“
„Sie war so hässlich, dass sie mir leidtat.“
„Ich werde dich jetzt nicht fragen, ob das der Grund war, weshalb du dich damals mit mir abgegeben hast.“
Er lachte. „Einverstanden.“
Sie sah ihn gespielt böse an. „Ich werde einfach weiterhin glauben, dass ich so süß war, dass du mir nicht widerstehen konntest. Oder den Keksen meiner Mutter“, fügte sie hinzu. „Oder der Gelegenheit, die Wiederholungen von ‚Lone Ranger‘ zu sehen. Aber das ist ein anderes Thema.“ Sie wurde wieder ernst. „Ich habe beschlossen, dir ein Geschenk zu machen für alles, was du für mich getan hast.“
Dylan ließ ihre Hand plötzlich los. „Das ist nicht nötig. Du schuldest mir nichts.“
Sie bewegte die Hand, als wüsste sie im Moment nicht, was sie damit anfangen sollte, dann klatschte sie in beide Hände. „Tja, ich habe es aber schon besorgt. Ich hoffe, du nimmst es freundlich an und
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