BACCARA EXKLUSIV Band 61
Alisa wie üblich zu ihm auf die Terrasse, setzte sich jedoch nicht zum Frühstück hin. Sie wirkte aufgewühlt und frustriert. Dylan stand auf.
Sie faltete die Hände. „Ich glaube, es ist das Beste für mich, wenn ich ganz in mein Apartment zurückkehre. Ich kann wieder Französisch, also ist es mir möglich, wieder zu arbeiten …“
„Dein Arzt hat dir noch kein grünes Licht gegeben“, erklärte er mit einem flauen Gefühl im Magen.
„Das wird er bald, besonders wenn ich ihn dränge.“
„Eine Woche noch“, schlug Dylan ihr vor. „Du könntest erst einmal versuchen, halbtags zu arbeiten. Bleib hier, dann werde ich dich hinfahren und abholen.“
„Wieso?“
„Weil ich mich für dich verantwortlich fühle.“
„Dieser Spruch wird langsam ein alter Hut.“
„Na schön, dann schuldest du mir eben was“, sagte er und schlug einen anderen Kurs ein. „Ich habe dich zu mir genommen, um mich um dich zu kümmern. Im Gegenzug möchte ich, dass du noch eine Woche hierbleibst und die Gastgeberin spielst, wenn ich meine Halbgeschwister zum Abendessen einlade.“
6. KAPITEL
Alisa starrte Dylan überrascht an. Sie wusste, dass er über viele Dinge Witze machte, aber sobald es um seine Familie ging, schien ihn sein Sinn für Humor zu verlassen. Trotz ihrer Demütigung letzte Nacht fühlte sie sich eigenartigerweise geehrt, dass er sie bei diesem Anlass dabei haben wollte.
„Habe ich richtig gehört? Du möchtest, dass ich dir bei der Planung eines Abendessens mit deiner Verwandtschaft helfe? Ich dachte, du könntest sie nicht ausstehen.“
Er schüttelte den Kopf. „Es gibt einen Unterschied zwischen Abneigung und Gleichgültigkeit. Missversteh es nicht als eine Gelegenheit für eine große emotionale Wiedervereinigung.“
„Wieso lädst du sie dann ein?“
Er atmete schwer aus und zögerte einen Moment, ehe er sagte: „Da gibt es etwas, was ich will, und es wird einfacher zu bekommen sein, wenn ich ihre Kooperationsbereitschaft habe.“
Es geht also bloß ums Geschäft, dachte sie und war ein wenig enttäuscht. Dabei würden alle davon profitieren, wenn Dylan und seine Halbgeschwister sich besser kennenlernten. Doch seiner versteinerten Miene nach zu urteilen, hatte er damit nichts im Sinn. Er hatte sein Herz so gut verschlossen wie Fort Knox.
„Du siehst jetzt enttäuscht aus“, bemerkte er prompt. „Du musst über diese romantische Vorstellung von Happy Ends hinwegkommen. So etwas passiert eben nicht oft im richtigen Leben.“
„Das weiß ich selbst. Aber wenn ich diese Möglichkeit gleich ausschließe, werde ich so zynisch und unglücklich wie du. Es hört sich vielleicht verrückt an, aber ich halte Hoffnung für eine positive Kraft, die manchmal Wunder wirkt.“
Angesichts seiner skeptischen Miene hob sie trotzig das Kinn und tippte ihm mit dem Zeigefinger auf die Brust. „Außerdem glaube ich, dass du ebenfalls mehr auf die Hoffnung setzt, als du zugibst. Wieso sonst hättest du so viel Zeit bei mir am Krankenbett verbracht und darauf gewartet, dass ich mein Bewusstsein wiedererlange, obwohl die Ärzte sagten, meine Chancen stünden schlecht?“
„Das war etwas anderes. Da ging es um Leben und Tod.“ Er schloss die Hand um ihren Finger und hob ihn an seine Lippen. „Und ich weiß, dass die Welt schöner ist, wenn du da bist.“ Er lächelte schief und knabberte zärtlich an ihrer Fingerspitze. „Ich bin ganz bestimmt kein vollkommen herzloser Zyniker.“
Seine Berührung und der intensive Ausdruck in seinen Augen ließen ihr Herz schneller schlagen. Sie wusste ja, dass Dylan kein herzloser Zyniker war. Genau das machte ja einen Großteil ihres Problems aus. Es wäre viel leichter, ihn zu ignorieren, wenn er so wäre. Stattdessen lernte sie Seiten an ihm kennen, die ihr Verlangen nach ihm nur noch steigerten.
„Wirst du bleiben?“, fragte er.
Alisa versuchte, sich vorzustellen, wie sie seine Bitte ablehnte und einfach davonging, doch das mochte sie nicht tun. Nach allem, was er für sie getan hatte, wäre es nicht richtig gewesen.
„Eine Woche“, sagte sie daher und entzog ihm ihren Finger. Sie hatte das eigenartige Gefühl, dass sie gerade einer einwöchigen emotionalen Achterbahnfahrt zugestimmt hatte. Wie, fragte sie sich, soll ich mich nur dazu bringen, ihn nicht mehr zu begehren?
Die ersten zwei Tage hielt Alisa sich fern von Dylan, mit Ausnahme der Fahrten in seinem Wagen. Sie plante gemeinsam mit der Haushälterin die Speisenfolge des Abendessens und schickte
Weitere Kostenlose Bücher