BACCARA EXKLUSIV, BAND 64
endete. Nur die Musik verhieß, dass die beiden glücklich wurden.
Es gab keinen Sex in diesen Filmen, aber das war eher besser. Wenn es etwas gab, das sie in ihren Jahren in L. A. gelernt hatte, dann, dass Sex hauptsächlich eine Sache der Fantasie war.
Und überhaupt, wozu Sex, wo doch Zärtlichkeit so viel besser war?
Sie liebte alte Filme. Die Welt schien in der Jugendzeit ihrer Mutter ein besserer, sicherer Ort gewesen zu sein. Obwohl das nicht sein konnte, wenn man bedachte, dass ihr Vater sie verlassen hatte, als ihre Mutter ohne Job und sie selbst noch ganz klein gewesen war.
„Jasmine? Wer sind Cyn und Eric?“
Sie blickte auf. Was für hübsche Ohren er hatte. Nicht zu groß, nicht zu klein, genau richtig. Und Ohren waren schließlich wichtig bei einem Mann.
„Wissen Sie, meine Großmutter …“
„Ihre Großmutter heißt Cyn und Eric?“
„Natürlich nicht. Cyn und Eric sind zum Teil der Grund, weshalb ich meine Großmutter besucht habe. Ihr Name ist Hattie Clancy. Cynthia Kerry ist meine beste Freundin. Vielleicht kennen Sie sie aus dem Fernsehen. Sie spielt die Hannah in ‚Wilde’s Children‘? Im Moment dürfte sie allerdings in New Mexico sein – und findet es dort hoffentlich ganz schrecklich. Sie ist nämlich auf Hochzeitsreise mit meinem Verlobten. Na ja, Eric war nicht wirklich mein Verlobter – ich meine, wir haben uns nie offiziell verlobt, aber …“
Sie brach ab. Als sie vorsichtig zu Lyon hinüberspähte, sah sie, dass er bedächtig den Kopf schüttelte. „Ich rede zu viel, nicht wahr?“
Das stimmt, dachte Lyon, sagte aber, nein, sie rede nicht zu viel. Tatsache war, dass er nicht recht schlau aus ihr wurde. Wenn sie wirklich so war, wie sie zu sein schien, war sie entweder eine Närrin oder das unschuldigste weibliche Wesen auf dem ganzen Planeten. Er fing an zu glauben, dass sie tatsächlich so war, wie sie zu sein schien.
Und das machte ihm Angst.
Was ihm aber noch mehr Angst machte, war, dass er nun langsam doch anfing, schlau aus ihr zu werden.
„Das tue ich aber“, sagte sie betrübt. „Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Normalerweise … Ich bin eigentlich Journalistin, habe ich das schon erzählt? Ich weiß Bescheid, wie man eine Story strukturiert. Nur manchmal, wenn ich anfange zu erzählen, dann vergesse ich das alles. Erzählen ist auch ganz anders als schreiben. Normalerweise mache ich mir erst eine Liste. Ich würde sagen, ich bin die bestorganisierteste Frau in meinem ganzen Bekanntenkreis.“
Er hätte ihr sagen können, dass man dort, wo er herkam, auch ziemlich viel Wert auf Listen legte, Listen der am dringendsten gesuchten Personen, Listen von Indizien und Beweisen, Listen Verdächtiger, Listen von Informanten.
„Entspannen Sie sich, Schätzchen. Die Umstände sind ja wohl alles andere als normal.“
Zu seiner Verblüffung füllten sich ihre Augen mit Tränen. „Das ist das Netteste, das mir jemand gesagt hat, seit … ich weiß nicht, seit wann.“
Oh, nein, so etwas konnte er nicht gebrauchen.
„Meistens sagen die Leute Sachen, die sie nicht wirklich so meinen. Zum Beispiel, wie gut man aussähe, obwohl man genau weiß, dass das nicht der Fall ist. Oder sie sagen, wie leid es ihnen täte, dass man diese oder jene Rolle nicht bekommen habe, obwohl sie in Wirklichkeit bereit wären, einem die Kehle durchzuschneiden, damit man sie nicht bekommt.“
Sie seufzte so heftig, dass es fast schon ein Schluchzen war, und er suchte verzweifelt nach etwas, das er sagen könnte, um sie zu trösten.
„Na ja, Jazzy, so ist das Leben.“ Etwas Besseres fiel ihm nicht ein.
„Nein, ist es nicht. Das Leben sollte so sein wie bei den ‚Waltons‘, so wie …“
„Kein Film. Keine Fernsehserie. Schätzchen, das Leben ist …“
Sie sah ihn mit ihren großen, braunen Augen an, die tränennass glänzten; ihre Nasenspitze war ganz rot, genau wie ihre geschwollene Wange, und da war es einfach um ihn geschehen. Peng.
Er breitete die Arme aus. Es tat höllisch weh, aber er tat es trotzdem. War er vielleicht der Erzengel Gabriel, oder wie hieß dieser Kerl, der sich der geplagten Seelen annahm? Und sie warf sich doch tatsächlich an seine Brust.
Es brachte ihn fast um. Er konnte ein leichtes Stöhnen nicht unterdrücken, als ihm sozusagen die Messer in den Rücken schnitten.
„So schlimm ist es doch nun auch wieder nicht. An so einer Allergie ist noch keiner gestorben.“
„Mei…meine Großmutter hat mich nicht erkannt. Ich habe all diese
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