BACCARA EXKLUSIV, BAND 64
dämmerte. „Ethan hier, Ethan da. Ihr beide scheint ja dicke Freunde zu sein.“
„Er will helfen.“
Voller Verachtung sah er sie an. „Er weiß Bescheid, nicht wahr? Du hast mal wieder drauflosgeplappert.“
„Er hat es selbst herausgefunden. Und er war bei mir, als der Detektiv kam. Da hatte es wenig Sinn, irgendetwas zu leugnen.“
Höhnisch verzog er den Mund. „Warte nur ab, kleine Schwester. Wir werden von der Liste gestrichen, vierzigtausend Morgen Summerhill-Land werden zum Verkauf stehen, und von deinem Helden wird weit und breit nichts zu sehen sein.“ Angewidert schüttelte er den Kopf. „Ich habe dir doch gesagt, du sollst Abstand halten. Du hast nicht das Zeug dazu, geschäftliche Dinge zu handhaben.“
Da war sie wieder, diese Geringschätzung ihrer Fähigkeiten. Dieser Mangel an Respekt, obwohl sie an diesem Schlamassel gar nicht schuld war.
„Vielleicht hast du nicht das Zeug dazu, Dinge in Ordnung zu halten und für Sicherheit zu sorgen.“
„Ich lasse die Lodge nicht den Bach runtergehen“, erwiderte Tom kampflustig. „Ich habe zu hart gearbeitet, zu viel verloren, um sie auch noch zu verlieren.“
Abrupt stand Lucy auf. „Dann wirst du darum kämpfen müssen“, erklärte sie erbost. „Ich bin sicher, es gibt ein Gesetz gegen Leute, die ihren Geschäftspartner betrügen, um Spielschulden zu bezahlen. Und ob es dir gefällt oder nicht, Tom, ich bin dein Geschäftspartner.“
Er riss die Augen auf.
In diesem Ton hatte sie noch nie mit ihm gesprochen, das wurde Lucy plötzlich klar. Sie hatte immer nachgegeben, hatte immer geglaubt, er sei so viel cleverer als sie, und hatte sich wegen ihrer Gleichgültigkeit in den vergangenen Jahren so schuldig gefühlt.
Jetzt nicht mehr.
11. KAPITEL
Nach einer unruhigen Nacht wachte Lucy im Morgengrauen auf. Vorsichtig, um Ethan nicht zu wecken, schlüpfte sie aus dem Bett, kochte sich einen Pulverkaffee und kuschelte sich in den Sessel am Fenster.
Wie sehr wünschte sie, ihr erstes gemeinsames Aufwachen genießen zu können. Wer wusste schon, wie oft das noch der Fall sein würde?
Ethan hatte bereits geschlafen, als sie am Abend aus der Küche zurückgekommen war. Sie hatte sich an ihn geschmiegt und sich eingeredet, er würde immer bei ihr sein. Sie hatte versucht, nicht an Toms Verachtung zu denken und an ihre schreckliche finanzielle Lage.
Tom hatte Mist gebaut, aber sie musste auch einen Teil der Verantwortung übernehmen. Wie anders würde es um sie stehen, wenn sie auch gegeben hätte, statt immer nur zu nehmen. Als sei Nehmen ihr natürliches Recht, als müsse sie keine Anstrengung unternehmen, um ihr Land zu erhalten.
Eine ganze Stunde grübelte sie vor sich hin, ehe Ethan aufwachte. Zerzaust und nackt, mit einem sexy Lächeln, weckte er ein klein wenig Hoffnung in ihr.
Weil er so hungrig war, bestellte Lucy in der Küche ein leichtes Frühstück. Dann kroch sie zurück ins Bett und erzählte ihm von ihrer Unterredung mit Tom.
„Wie konnte er ohne dein Einverständnis eine Hypothek aufnehmen?“
„Er hatte für Dad eine Vollmacht. Nach dem Schlaganfall war Dad nicht mehr geschäftsfähig.“
„Du musst in Erfahrung bringen, wie hoch die Schulden sind und in welchem Zeitraum sie zurückgezahlt werden müssen.“
Lucy entging nicht, dass er nicht mehr von wir sprach. Eine weitere Erinnerung daran, dass ihre kurze Affäre zu Ende ging.
„Das Problem ist“, fuhr Ethan fort, „dass es bei Spielschulden kaum Unterlagen gibt. Ich werde mit Magnus reden und versuchen, seine Entscheidung ein wenig hinauszuzögern.“
Der Zimmerservice brachte das Frühstück, und Ethan ging ins Bad, um sich anzuziehen. Lucy schenkte sich Kaffee ein. Ethan trank morgens lieber Tee.
Wie wenig sie von ihm wusste! Wie war es möglich, so schnell so viel zu empfinden und praktisch keine Chance für die Entwicklung dieser Gefühle zu haben? Ob sie sich in zehn Jahren noch daran erinnern würde, dass sie sich einmal in einen Mann verliebt hatte, der morgens gern Tee trank?
Er kam aus dem Bad zurück, in Hose und mit offenem Hemd, und setzte sich ihr gegenüber. Sie wollte ihm Tee einschenken und wartete darauf, dass er ihr seine Tasse hinhielt. Er schien bedrückt und suchte ihren Blick.
„Ich muss nach Sydney zurück. Schon morgen.“
Lucy wurde es schwer ums Herz. So bald schon.
Er schob ihr seine Tasse hin. „Ich hatte gehofft, wir hätten noch ein paar Tage mehr.“
Beim Einschenken merkte sie, dass ihr die Finger zitterten. „Der
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