BACCARA EXKLUSIV, BAND 64
Je nachdem, wie wir uns einigen.“
Lucy wurde von gelinder Panik erfasst. Es wäre ihr unmöglich, mit Ethan Rae eine Geschäftsbeziehung zu unterhalten. Nicht bei ihren Gefühlen für ihn. Nicht, nachdem er ihr knallhart gesagt hatte, was er von ihr hielt.
Sie warf ihm einen kurzen ängstlichen Blick zu. „Ich verstehe nicht ganz.“
„Ethan möchte eine Farm betreiben. Er würde sie auf eigene Kosten aufbauen.“
Lucy kam sich töricht vor und überspielte es mit einem Stirnrunzeln. „Nein. Es ist McKinlay-Land.“
Ethan räusperte sich. „Tom, würde es Ihnen etwas ausmachen?“
Ihre Panik verstärkte sich. Lass mich nicht mit ihm allein, flehte sie Tom stumm an. Doch der erhob sich, nickte kurz und schloss dann die Tür hinter sich.
Im Büro breitete sich tiefes Schweigen aus. Lucy bemühte sich, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten.
Ethan saß mit lang ausgestreckten Beinen da. Endlich ergriff er das Wort: „Zu pachten bedeutet, dass das Land weiterhin dir und Tom gehört, Lucy. Ihr seid die rechtmäßigen Eigentümer. Ich würde es für einen Zeitraum, den ihr bestimmt, nur nutzen. Zwei Jahre, zehn, zwanzig …“
Sie holte Atem – so gut das ging bei dem Stahlkorsett, das ihr die Brust einzuschnüren schien. Da sie unfähig war zu reden, konnte sie ebenso gut zuhören.
„Die Pauschale bei Vertragsabschluss würde eure Schulden tilgen.“
Sie zeigte auf die Unterlagen auf dem Schreibtisch.
„Du bist unglaublich.“ Seine Stimme klang nicht mehr geschäftsmäßig, sondern weich. „Deine Familie verdient dich gar nicht.“
Verletzt wollte sie ihm eins auswischen. „Was weißt du schon von Familie? Du willst ja nicht einmal deinem Vater verzeihen.“
Dass diese spitze Bemerkung ihr ein schlechtes Gewissen bereitete, ärgerte sie noch mehr. Ethan hatte sie verletzt, verdammt. Sie war es leid, ihre Krallen einzuziehen. „Wie es aussieht, bist du kein sehr versöhnlicher Mann, nicht wahr, Ethan? Ich glaube nicht, dass ich dich als Geschäftspartner möchte oder als Mieter oder wie auch immer du dich bezeichnen willst.“
Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, die Hände in den Hosentaschen. „Im Gegensatz zu deinem Vater habt ihr jetzt eine Hypothek zu bedienen. Mit einer Pacht hättet ihr ein Einkommen durch euer Land.“
Lucy seufzte. Verwirrung und Neugier ließ sie ihre Krallen einziehen. „Und was springt für dich dabei raus?“
„Der Gewinn von dem, was ich produziere. Ich bezahle alles – Vieh, Futter, Dünger. Und den Gewinn behalte ich.“
„Was ist mit der Lodge?“
„Die ist in keiner Weise betroffen. Der Pachtvertrag würde nur für das Farmland gelten. Du und Tom, ihr würdet weiterhin die Lodge führen wie jetzt auch.“
Sie sah ihn nicht an, spürte jedoch, dass er lächelte.
„Na ja, vielleicht nicht ganz so, wie jetzt, hoffe ich“, fügte er hinzu.
Lucy erwiderte sein Lächeln nicht.
„Du könntest einige deiner sehr guten Ideen für die Lodge umsetzen. Wenn erst einmal der finanzielle Druck weg ist, Lucy, ist alles möglich.“
„Wer würde die Farm betreuen?“ Es war unvorstellbar für sie, dass sie dieses Fleckchen Erde mit diesem Mann teilte.
„Ich.“
„Von Sydney aus oder von Turtle … Tortoise Island oder wie die Insel heißt?“
Er schüttelte den Kopf.
„Du bist Geschäftsmann, kein Farmer.“
„Ich habe dir doch gesagt, dass ich eines Tages eine Farm betreiben will.“
„Eines Tages!“ Sie sprang auf. „Was ist mit deinem Job? Deinem großen wichtigen Abschluss?“ Sie gab ihm nur eine Sekunde, ehe sie fortfuhr: „Danke für das Angebot, aber mach dir keine Sorgen um uns. Wir werden zurechtkommen.“
„Ich habe gekündigt“, erklärte er leise und suchte ihren Blick.
Ihr Herz machte einen Sprung, und sie verspürte … Hoffnung? Wie wild drängte dieses Gefühl gegen das Stahlband, das um ihre Brust lag.
Sie schob es beiseite.
Zärtlich ließ Ethan den Blick über ihr Gesicht gleiten. Seine Miene drückte tiefes Bedauern aus, das verwirrte Lucy noch mehr. Wie anders sah er aus und hörte er sich an als der eiskalte Fremde vor einer Woche. Wie konnte er sie hassen, derart verletzen und doch an ihrer Seite arbeiten wollen? Wollte er sie demütigen? Ihr war plötzlich nach Weinen zu Mute.
„Lucy, es tut mir leid.“
Mit aller Macht verdrängte sie diese verdammte Hoffnung, die erneut in ihr aufkeimte. Seine weiche Stimme war gefährlich, erinnerte sie daran, was sie miteinander erlebt hatten – und wieder verloren
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