Baccara Exklusiv Band 98 - Ebook
und zog einen Stuhl heraus. Sie schaute von Rebecca zu Grant. „Ich habe oben noch ein paar Dinge zu erledigen“, fügte sie hastig hinzu. „Nora, du kannst mir helfen.“
„Grandma …“, begann Nora.
Alice schaute sie über ihre Brille hinweg an. „Ich brauche dich wirklich oben, Nora“, beharrte sie.
Bevor Rebecca noch protestieren konnte, war sie allein mit Grant. Er setzte sich dicht neben sie, nahe genug, um ihn zu berühren. Doch sie wagte es nicht.
„Wie hast du uns gefunden?“, wollte sie wissen.
„Das war nicht so schwierig. Ich habe ein paar Anrufe getätigt. Der Spezialist, der dich meinem Bruder empfohlen hatte, wusste, wo du bist.“
„Ach ja, natürlich.“ Rebecca konnte kaum die Augen von ihm lassen, doch sie zwang sich dazu. Er trug einen dicken cremefarbenen Pullover, ausgeblichene Jeans und eine Lederjacke. Er sah so gut aus, so gesund und kräftig, so vital. Sein dichtes dunkles Haar war kurz geschnitten, so wie sie es am liebsten mochte, und aus dem Gesicht zurückgekämmt. Er benutzte keinen Stock mehr, und sein Hinken war kaum noch zu erkennen. Als er ihr das Gesicht zuwandte, bemerkte sie, dass die lange Narbe auf seiner Wange ebenfalls weg war. Sie wusste nicht wieso, aber es schien ein gutes Zeichen zu sein.
„Es ist schön, dich wiederzusehen, Rebecca“, sagte er leise. „Ich habe dich vermisst. Sehr sogar.“
Sie zwang sich, seine Worte zu ignorieren, zu ignorieren, wie sein sanfter Ton ihr Herz zum Schmelzen brachte. „Warum bist du gekommen?“, fragte sie geradeheraus. „Ich verstehe nicht, was du hier willst.“
„Ich möchte etwas Wichtiges mit dir besprechen und wollte das nicht am Telefon tun.“
Sie schaute ihn an, sah das Leuchten in seinen Augen, und gegen ihren Willen keimte Hoffnung in ihr auf. „Außerdem fürchtete ich, dass du einfach auflegen würdest, wenn ich dich angerufen hätte. Oder dich geweigert hättest, mich zu sehen.“
„Wahrscheinlich“, gab sie zu. Trotzdem drehte sie sich zu ihm um und merkte, dass sich ihr Herz langsam wieder für ihn öffnete. „Was ist geschehen? Sind deine Erinnerungen an den Unfall zurückgekehrt?“
Er nickte. „Ja. Aber es ist weit mehr als das. Eine merkwürdige Reihe von Ereignissen hat sich zugetragen. Was ich herausgefunden habe, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben, hat mein ganzes Leben verändert“, gestand er. „Es wird unser beider Leben verändern, hoffe ich.“
Rebeccas Herz setzte fast aus bei seinen Worten und dem hoffnungsvollen Ausdruck in seinen Augen. Sie konnte kaum atmen, als Grant erzählte, was seit ihrer Abreise geschehen war. Die Bentons, Courtneys Eltern, waren schwierige Verhandlungspartner gewesen. Ihre Klage hatte ihn ziemlich mitgenommen, und er hatte sich in die Arbeit an der Wall Street gestürzt, um Rebecca zu vergessen. Jeden Abend hatte er sie anrufen wollen, sich aber nicht getraut.
„Ich wusste, ich konnte dir nicht die Liebe geben, die du verdientest, solange ich meine Vergangenheit nicht geklärt hatte“, sagte er. „Und als ich dich davongetrieben habe, bezweifelte ich, dass dieser Tag je kommen würde.“
Ohne eine Einigung in Sicht, fuhren Grants Anwälte fort, den Fall zu bearbeiten, erzählte er weiter. Sie forderten eine eidesstattliche Aussage von Mark Weyland an, einem von Grants ehemaligen Kunden, denn Grant und Courtney waren gerade von Marks Haus auf dem Land zurückgekommen, als der Unfall passierte, und Grant hatte seitdem weder etwas von Mark gesehen noch gehört. Nachdem er seine Aussage jedoch gemacht hatte, wurde klar, warum. Mark sagte aus, dass er und Courtney eine Affäre gehabt hatten und dass sie ihn unmittelbar vor dem Unfall von ihrem Handy aus angerufen hatte.
Diese Neuigkeiten hatten Grant völlig erschüttert. Er hatte spät am Abend an seinem Schreibtisch gesessen und Marks Aussage gelesen, als ihm plötzlich schwindelig geworden war. Und plötzlich waren die Erinnerungen zurückgekehrt. Die Nacht des Unfalls, als sie im strömenden Regen zurückgefahren waren. Er und Courtney hatten sich gestritten. Sie hatte Grant gestanden, dass sie Mark Weyland liebte und vorhatte, Grant zu verlassen. Sie hatten seit Monaten eine Affäre gehabt. Grant war fassungslos gewesen. Er hatte das Gefühl gehabt, ein Messer in den Rücken bekommen zu haben.
„Was ist mit dem Baby?“, hatte er sie gefragt. „Was wird aus unserem Kind?“ Courtney schien traurig, erinnerte er sich. Sie hatte ihm nicht wehtun wollen, aber dann gestand sie, dass
Weitere Kostenlose Bücher