Baccara Exklusiv Band 98 - Ebook
mit Marcy abgelaufen war und was für Gefühle er für die kleine Shanna gehegt hatte.
Allmählich begann ihr zu dämmern, dass es für Nick eine besondere Bedeutung hatte, dass sie ein Kind von ihm erwartete und dass er doch noch einmal Vater werden konnte, ein Glück, dem er, wie man hier sehen konnte, nachtrauerte. Auf irgendeine Art musste Marcy es ihm genommen haben. Und jetzt sah er eine neue Chance. Deshalb war er auch so kompromisslos in der Frage ihres künftigen Zusammenlebens. Lilly wollte nicht diejenige sein, die ihm diese neue Chance verbaute.
„Ach, das Buch – das hatte ich schon ganz vergessen.“
Lilly fuhr erschrocken herum. Das Buch fiel ihr aus der Hand. Nick lehnte am Türpfosten und füllte den ganzen Türrahmen aus. Er ließ seinen Cowboyhut von seinem Zeigefinger baumeln. Das durchgeschwitzte T-Shirt klebte an seinem Oberkörper, sodass jeder einzelne seiner durchtrainierten Muskeln sich abzeichnete.
Sie sah ihn schuldbewusst an. „Nick, ich …“ Sie verstummte.
Er schüttelte nur den Kopf.
„Es tut mir wirklich leid“, fuhr Lilly fort und wurde rot dabei.
„Das braucht es nicht“, antwortete Nick. „Das hier ist auch dein Haus. Es war sowieso nicht zu vermeiden, dass du irgendwann hier hereinkommen würdest.“ Eine tiefe Falte verlief senkrecht zwischen seinen Augenbrauen, aber das Einzige, was sie in seinen unergründlichen blauen Augen erkennen konnte, war so etwas wie Resignation.
„Ich glaube, ich bin seit drei Jahren nicht mehr hier drinnen gewesen.“ Er stieß sich vom Türpfosten ab und kam auf sie zu. Dicht vor ihr blieb er stehen und warf den Hut auf den Tisch. Dann bückte er sich und hob das Buch auf. „‚Wie man der beste Daddy der Welt wird‘“, las er laut vor.
„Sie hat dir nie eine Chance gegeben, das auszuprobieren, stimmt’s?“
„Stimmt.“
Sie griff nach seiner Hand. Überrascht hob er den Kopf, und sein Blick traf sie wie ein Blitz. Schlagartig wurde sie sich wieder seiner Stärke, seiner körperlichen Überlegenheit und Heißblütigkeit bewusst.
„Konntest du dieses hässliche Gerede über dich nicht zum Schweigen bringen? Es ist doch nichts dran, oder? Du hast deine Frau nicht hinausgeworfen?“
Lilly sah, wie Nicks Stirnader anschwoll. „Doch, das hab ich.“
Instinktiv zog sie die Hand zurück.
„Ich habe ihren Koffer gepackt und hier die Treppe hinuntergeworfen. Was das angeht, stimmt es ausnahmsweise, was die Leute reden. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Und ich habe gegen sie geklagt, um das Sorgerecht für Shanna zu bekommen – durch alle Instanzen. Am Schluss haben mich die Honorare für die Rechtsanwälte mehr gekostet, als ich an Unterhalt zahlen musste. Das hätte mich fast ruiniert.“ Der Blick, mit dem er sie ansah, wurde plötzlich kalt wie Eis. „Und trotzdem würde ich das jederzeit wieder tun.“
Sie blickte wieder auf das Buch, das er noch immer in der Hand hielt. „Shanna muss dir sehr am Herzen gelegen haben.“
„Ich liebte sie – du kannst es ruhig sagen. Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich jemanden wirklich bedingungslos liebte.“
Sie stutzte. Das erste Mal? Er musste doch einmal eine Familie gehabt haben. Es musste doch, als er noch ein Kind war, jemanden gegeben haben, den er vorbehaltlos lieben konnte? „Dann musst du gute Gründe gehabt haben, dich von Marcy und damit auch von Shanna zu trennen.“
„Meinst du?“, fragte er spöttisch. „Aber du hast recht. Ich hatte Gründe. Marcy hat mich mit einem anderen betrogen. Sie kam nachts nicht mehr nach Hause. Darauf habe ich sie zur Rede gestellt und sie gefragt, ob es das ist, was sie sich unter einer Ehe vorstellt – dass man sich herumtreibt und den Partner belügt.“
Lilly stockte der Atem.
„Sie fing an zu weinen und bat mich, ihr zu verzeihen. Und dann eröffnete sie mir, dass sie ein Kind von mir erwartete. Sie brach völlig zusammen.“
Lilly ahnte, was als Nächstes kommen würde. Natürlich hatte er sie zurückgenommen. Es war nach dem, was Nick unter Anständigkeit verstand, gar nicht anders möglich.
„Es ging eine ganze Weile gut mit uns“, fuhr er fort. „Shanna kam zur Welt. Alles schien wieder in bester Ordnung zu sein. Bis eines Tages ein gewisser David Sampson auftauchte, ihr Geliebter von damals, und sein Kind zu sehen verlangte.“
„Sie hat dich angelogen? Das Kind war gar nicht von dir?“
Nick verzog nur den Mund. „Das war nicht einmal das Schlimmste. Das Paradoxe war nämlich, dass ich es
Weitere Kostenlose Bücher