Baccara Exklusiv Band 98 - Ebook
Schulter.
Er verschwand kurz im Zimmer und kehrte mit den beiden Gläsern und ihrem Spezial-Champagner zurück. Dann eilte er über die Steinfliesen zu ihr. Er stellte die Gläser und die Flasche am Beckenrand ab. „Ich steige zuerst hinein und reich dir die Hand. Ich möchte nicht, dass du ausrutschst.“
„Nick, ich bin kein Kleinkind“, beschwerte sie sich.
„Egal. Ich gehe, was dich oder das Baby betrifft, nicht das geringste Risiko ein.“
Um weitere Diskussionen zu vermeiden, tat sie ihm den Gefallen und ließ sich von ihm ins warme Quellwasser führen.
Mit einem Seufzer des Wohlbehagens setzte sie sich auf eine der Stufen im Becken, lehnte sich zurück und legte den Kopf in den Nacken. Sich hier unter dem Nachthimmel der Rocky Mountains auszustrecken und den ganzen Körper vom warmen Wasser umspülen zu lassen war einfach herrlich.
„Wie still es hier ist“, bemerkte Nick. „Hier könnte man Frieden finden.“
„Ist es das, was du suchst? Frieden?“
Er zögerte mit der Antwort. „Ja, vielleicht. Das war mir seit langer Zeit selbst noch nicht klar. Aber ich glaube, es stimmt.“
Lilly sah ihn gespannt an. Sie merkte, dass dies einer der seltenen Momente sein konnte, in denen Nick einen Einblick in seine innersten Gefühle erlaubte. Sie war sich nicht sicher, ob sie etwas sagen oder abwarten sollte, bis er von selbst fortfuhr. Dann fragte sie doch: „Du bist für ein paar Jahre aus Columbine Crossing fortgezogen, nicht wahr?“
Jetzt war er es, der sie gespannt ansah. „Stimmt. Du weißt ja erstaunlich gut Bescheid.“
„Das stand auch mal in Miss Starrs Klatschspalte.“
„Ach, dieses Gewäsch.“
Obwohl sein Unwillen nicht zu überhören war, hakte Lilly nach. „Da stand noch etwas anderes. Sie nannte Kurt, Shane Masters und dich das ‚Chaoten-Trio‘. Was hat es damit auf sich?“
Sie erhielt keine Antwort.
„Wart ihr drei Chaoten?“
„Möglich.“ Nick wurde plötzlich einsilbig.
„Warum bist du nach Columbine Crossing zurückgekehrt?“
„Meine Mutter lag im Sterben.“
Lilly erschrak und wurde blass. Nicks Gesicht hatte sich verdüstert.
„Kurt hatte mich in Cheyenne angerufen, wo ich damals gerade war. Er berichtete mir, dass meine Mutter sterben würde und dass sie niemanden mehr hätte.“
„Und du bist hingefahren, um dich um sie zu kümmern? Nach allem, was sie dir angetan hat?“
„Sie war meine Mutter.“ So einfach war das. Sie war seine Mutter. Als er aus Columbine Crossing fortgegangen war, hatte er sich eingebildet, mit allem abgeschlossen zu haben, auch mit ihr. Aber als Kurt anrief und ihm die Neuigkeiten berichtete, hatte ihn plötzlich alles wieder eingeholt: Columbine Crossing, die Menschen dort, auch seine Mutter. Da wusste er, dass es sinnlos war, vor seiner Vergangenheit davonlaufen zu wollen.
Von alldem wollte er Lilly nie etwas erzählen. Warum auch? Es ging niemanden etwas an. Außerdem wollte er sie damit nicht belasten. Aber es war etwas in ihrem Blick, in ihren grünen Augen mit den winzigen braunen Pünktchen, in der Art, wie sie die Hand nach ihm ausstreckte, das ihm zeigte, dass sie an seinem Schicksal Anteil nahm. Solange er zurückdenken konnte, war ihm das nicht widerfahren. Warum Lilly diese Anteilnahme zeigte, war ihm unerklärlich. Aber ihr gegenüber öffnete er sich und offenbarte ihr seine tiefsten Geheimnisse, die er früher Marcy nicht um alles in der Welt anvertraut hätte.
„Ich bin drei Mal in meinem Leben betrunken gewesen“, berichtete Nick zögernd weiter. „Das erste Mal war, als ich Columbine Crossing verließ, das zweite Mal, als ich zurückkehrte.“
Lilly rückte näher zu ihm heran. Sie legte ihre Hand auf seine Brust und spürte, wie heftig sein Herz schlug. Ihre kleine Geste war für ihn weit mehr als eine zärtliche Berührung. Die neue Erfahrung, jemanden an der Seite zu haben, der mitlitt, wenn er von sich erzählte, überwältigte ihn und weckte eine Sehnsucht, die er tief in sich verborgen gehalten hatte.
„Als ich wegging, war ich siebzehn Jahre alt. Alles zu Hause widerte mich an: der Geruch wie in einer Kneipe, der überall im Haus hing, der Lärm, den meine Mutter fast jede Nacht veranstaltete, die Männer, die sie anschleppte, die Geräusche aus ihrem Schlafzimmer. An jenem Tag kam ein Mann aus diesem Zimmer, den ich noch nie zuvor gesehen hatte. Es muss so gegen Mittag gewesen sein. Er war fast nackt, kam aus der Tür und brüllte mich an, was mir einfiele, ihn so anstarren. Was ich denn
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