Baccara Exklusiv Band 98 - Ebook
heftig erschauern.
Raffaele wurde von Empörung und Ärger ergriffen. Sie war erst seit vier Tagen Witwe, und doch konnte er sie jetzt einfach nehmen? Abrupt zog er seine Hand zurück, weg von den Verlockungen ihres Körpers, und stand auf.
Er atmete tief durch, um sich zu fassen, und konnte doch den Blick nicht von ihr wenden, wie sie da auf der Tagesdecke lag – ihre Kleidung in Unordnung, ihre Lippen leicht geschwollen und feucht, die Verführung in Person.
Ihm fehlten die Worte. Er wusste, dass er eine bissige Bemerkung machen sollte – sie auf ihren Platz verweisen, oder, noch besser, sie wegschicken. Doch als sie sich zur Seite rollte und sich seinem Blick entzog, vermochte er es nicht.
„Entschuldigen Sie, Mrs Whittaker“, brachte er mühsam heraus. „Es war nicht meine Absicht, Ihren Schmerz auszunutzen. Wenn Sie Ihre Sachen in einen Wäschebeutel packen und vor die Tür stellen, werde ich veranlassen, dass sie in die Reinigung kommen.“
Sie nickte kaum merklich, sagte jedoch kein einziges Wort.
Später, als er unter der Dusche stand, versuchte Raffaele, die Erinnerung an Lana Whittaker in seinen Armen einfach abzuwaschen. Aber es war zwecklos. Er schmeckte sie noch immer, spürte ihre feuchte Zungenspitze auf den Lippen, ihre weiche Haut, und es wirkte auf ihn wie eine Droge.
Er zwang sich, an Maria zu denken. Für sie würde er es tun. Nur für sie.
Lana erhob sich vom Bett, sobald Raffaele ihr Zimmer verlassen hatte, und zog sich aus. Sie packte ihre Sachen in den Wäschebeutel und stellte ihn, nur in BH und Slip, vor ihre Zimmertür.
Dann machte sie sich zum Schlafengehen fertig. Sie wusch ihre Unterwäsche aus, putzte die Zähne und duschte. Die ganze Zeit über musste sie daran denken, wie bereitwillig sie Raffaele Rossellini in die Arme gesunken und wie schnell sie seinem maskulinen Charme erlegen war. In ein Badelaken gewickelt, und weil es nichts mehr zu tun gab, um sich abzulenken, setzte sie sich schließlich auf die Bettkante und stellte sich der Wahrheit.
Ihr Ehemann war knapp eine Woche tot, und sie hatte sich bereits einem anderen Mann in die Arme geworfen. Was war sie nur für eine Frau? Tiefe Frustration ergriff sie. Selbst wenn sie das alles verstehen wollte, nichts in ihrem Leben hatte sie darauf vorbereitet. Nicht die Privatschulen in verschiedenen Städten auf der ganzen Welt, nicht das feine Schweizer Internat, nicht ihre Stellung als Gastgeberin ihres Vaters oder ihre Arbeit mit unterprivilegierten Kindern in der Stadt und mit Sicherheit nicht die Entdeckung, dass ihr Mann – den sie ein Leben lang zu lieben gelobt hatte – ein verlogener Schuft mit zwei Gesichtern war.
Wann war ihre Ehe gescheitert? Was hätte sie, Lana, anders machen können? Hätte es überhaupt etwas geändert?
Und was war mit ihrem Verhalten Raffaele Rossellini gegenüber? Um diese Zeit am gestrigen Abend war er die letzte Person gewesen, die sie je hätte wiedersehen wollen. Kyle hatte auch von ihm Geld geliehen, und zwar eine Riesensumme. Sich von ihm trösten zu lassen war eine Sache, sich ihm jedoch an den Hals zu werfen eine ganz andere. Und doch richteten sich selbst jetzt noch ihre Brustspitzen auf, wenn sie nur an seine Berührung dachte, und immer noch durchlief sie ein wohliger Schauer. Sein Kuss war fordernd gewesen, und sie hatte ihn hingebungsvoll erwidert.
Aber sie sollte keine Lust empfinden, sondern Schuldgefühle. Sie sollte sich nicht lebendig fühlen und nach weiteren Berührungen sehnen. Sie konnte ihn sogar noch riechen, sein nach Moschus duftendes Aftershave.
Sie begehrte ihn mit einer Heftigkeit, die sie zutiefst schockierte. War es nur eine verständliche Reaktion auf Kyles Untreue – darauf, dass sie ihm als Frau nicht mehr genügte, und das offenbar schon eine ganze Weile? Ihre Gedanken überschlugen sich geradezu.
Lana schlüpfte unter die Bettdecke und zog sie bis unters Kinn hoch. Blicklos starrte sie ins Dunkel. Was war aus ihrem Leben geworden? Und was kam als Nächstes?
Ein leises Klopfen an der Tür weckte Lana am nächsten Morgen auf – aus Träumen, in denen sie sich immer wieder in Raffaele Rossellinis Armen wiederfand. Sie setzte sich auf und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Das Handtuch, das sie am Vorabend um sich gewickelt hatte, war verrutscht, und sie zog es hoch, um sich zu bedecken, als auch schon ihre Tür aufging.
Raffaele stand im Türrahmen. Wieder trug er einen schwarzen Anzug. Er ließ seine kühlen grauen Augen über ihre
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