Baccara Exklusiv Band 98
Aufmerksam las sie sie durch, nahm die Maße der Betten in den verschiedenen Schlafzimmern und die Größe der Esstische zur Kenntnis und begann aufzulisten, welche neuen Wäschestücke sie brauchen würden. Sie merkte gar nicht, dass Raffaele ihr über die Schulter schaute, als sie systematisch alle Räume des Hauses aufführte und sich aus dem Gedächtnis heraus Notizen zu Farben und Stil jedes Zimmers machte. Als sie endlich eine Pause einlegte, war sie erstaunt, dass es schon Nacht geworden war. Raffaele saß ihr gegenüber, leger gekleidet in dunklen Jeans und einem dunkelgrauen langärmeligen Poloshirt, das perfekt zu seiner Augenfarbe passte. Die ganze Zeit über beobachtete er sie.
„Entschuldige, hast du etwas gesagt?“ Lana sammelte ihre Notizen ein und ordnete sie.
„Nein, habe ich nicht. Ich habe dir nur zugesehen. Bist du fertig?“
„Vorläufig. Ich glaube, ich weiß jetzt, was wir kaufen müssen und was wir aus dem vorhandenen Inventar behalten können. Wenn du einverstanden bist, würde ich gern damit anfangen, die gesamte Bettwäsche und alle Handtücher auszutauschen. Wir können die Sachen der Wohlfahrt bringen. Sie freuen sich bestimmt über die Spende.“
Raffaele wirkte irritiert.
„Was ist los?“
„Nichts. Ich habe nur erwartet, dass du die aussortierten Teile wegwerfen und nicht verschenken würdest.“
„Aber das wäre eine schlimme Verschwendung.“
„Da stimme ich dir zu“, erwiderte er und sah sie so intensiv an, dass sie sich wie ein Insekt unter dem Mikroskop fühlte.
„Was ist? Warum schaust du mich so an?“
„Du warst gekränkt, als ich dich die Babysachen nicht habe bezahlen lassen. Warum?“ Er beugte sich etwas vor und stützte die Arme auf die Knie. Dadurch kam er ihr näher, und sie fühlte sich von seiner Ausstrahlung geradezu gefangen.
„Ich wollte sie einfach selbst kaufen, das ist alles.“ Lana lehnte sich in ihrem Sessel zurück. Sie würde jetzt keine persönlichen Details enthüllen. Nicht Raffaele. Er würde es eh nicht verstehen.
„Ich glaube, da steckt mehr dahinter. Erzähl es mir“, beharrte er ruhig.
„Na schön, wenn du es unbedingt wissen willst: Wenn ich ein Projekt übernehme, dann tue ich das hundertprozentig. Ich wollte dem Baby etwas von mir geben.“ Nicht etwas, das mit Geld bezahlt wurde, das sie für das Übernehmen der Vormundschaft bekommen hatte, Geld, das durch eine gekaufte Zustimmung beschmutzt war. Letzte Woche hatte sie alles verloren, ihr ganzes Leben war aus den Fugen geraten. Diese Dinge für Raffaeles Nichte zu kaufen hatte für sie, Lana, bedeutet, so etwas wie eine Mutterrolle einzunehmen. Und die hatte er ihr genommen.
„Sie ist ein Projekt für dich?“
Lana dachte sorgfältig über seine Frage nach, ehe sie antwortete. Wenn sie diese ganze Sache unbeschadet überstehen wollte, durfte sie keine allzu tiefe emotionale Bindung zu dem Baby aufbauen.
„Ja, das ist sie.“
Mit einem Seufzer lehnte sich Raffaele wieder in seinen Sessel zurück. „Danke, dass du ehrlich bist. Wenn du erklärt hättest, du tust es, weil du auch gern ein Kind hättest, obwohl du ja nie eins wolltest, dann hätte ich gewusst, dass du lügst.“
Lana zuckte zusammen, als habe er sie geschlagen. Nie ein Baby gewollt? Wie, um alles in der Welt, war er zu dieser Erkenntnis gelangt? Aber wie auch immer, sie würde ihn jetzt keinesfalls aufklären. Sie wollte ihre Schwächen nicht noch stärker betonen, als die Schlagzeilen der Zeitungen das seit Kyles Tod ohnehin schon taten.
Sie hatte Raffaele ihr Wort gegeben, diese Geschichte über die Bühne zu bringen. Der heutige Tag hatte ihr klar vor Augen geführt, was sie das auf gefühlsmäßiger Ebene kosten würde. Sie musste so weit wie möglich Distanz halten – zu dem Baby und zu Raffaele.
Sie stand auf. Diesen Vorsatz konnte sie gleich jetzt in die Tat umsetzen. Beim Aufstehen fiel einer ihrer Notizzettel zu Boden. Raffaele hob ihn auf und runzelte die Stirn, als er ihn überflog.
„Was ist das?“
Lana nahm ihm den Zettel ab. „Eine Liste von Babyartikeln, die wir fürs Kinderzimmer brauchen.“
„Eine sehr lange Liste. Woher weißt du, dass wir all diese Dinge brauchen? Das hier zum Beispiel.“ Er zeigte auf einen der aufgelisteten Artikel.
„Das Babyfon? Das dient der Sicherheit. Babys können im Schlaf einfach aufhören zu atmen, aber bei Frühchen ist diese Gefahr noch größer.“
„Aufhören zu atmen?“
„Dieses Überwachungsgerät gibt Alarm und hat auch eine
Weitere Kostenlose Bücher