Baccara Exklusiv Band 98
stand nun unter seinem Schutz. Er brauchte sie, und ob es ihr gefiel oder nicht, sie brauchte ihn.
„Bemüh dich nicht, sie werden schon einen Weg finden, ihr Gift zu verbreiten, meine Vergangenheit auszugraben und sie erneut in die Zeitung zu bringen.“ Lana legte ihm eine Hand auf den Arm. „Es ist nichts, was mir nicht schon widerfahren wäre, und das letzte Mal habe ich es überlebt. Ich werde es auch diesmal überleben. Wenn du mich jetzt bitte entschuldigst, ich muss mich vergewissern, dass alles für morgen fertig ist. Ich persönlich kann es gar nicht abwarten, aus der Stadt wegzukommen.“
Raffaele gab ihr recht, auch wenn er weiter vom Krankenhaus entfernt sein und die Fahrt in die Stadt kostbare Zeit in Anspruch nehmen würde. Wenn das Baby erst einmal geboren und kräftig genug war, um nach Hause zu kommen, würde es in dem neuen Haus in Sicherheit sein. Nach den heutigen Vorfällen erschien ihm das wichtiger denn je.
Sein Blick glitt von ihrem ernsten Gesicht zu ihren schlanken Fingern auf seinem Arm. Bei ihrer zarten Berührung lief ein warmes Kribbeln über seine Haut. Ehe er einen Gedanken fassen oder darauf reagieren konnte, zog Lana ihre Hand zurück und stand auf.
„Ich glaube, ich nehme ein heißes Bad und gehe dann zu Bett. Wir müssen morgen früh aufstehen, wenn wir vor dem Lieferwagen draußen im Haus sein wollen.“
„Möchtest du nicht erst noch etwas essen, ehe du dich zurückziehst?“ Essen war das Letzte, woran Raffaele dachte, aber aus irgendeinem Grund ließ er sie ungern gehen. Ehe er ergründen konnte, warum er sie überreden wollte, noch bei ihm zu bleiben, schüttelte sie den Kopf und ging in ihr Zimmer.
Lana machte sich fürs Schlafengehen fertig, doch ihre Gedanken überschlugen sich. Nach einer halben Stunde im Schaumbad war sie kein bisschen entspannter als zu dem Zeitpunkt, als sie die Zeitung entdeckt hatte. Es brauchte sehr viel mehr als ein ausgiebiges Bad, um ihre Selbstachtung wiederzufinden.
Mit einem Lappen wusch sie den letzten Schmutz des Tages ab. Wenn es doch nur auch so einfach wäre, sich vom Schmerz der Zurückweisung und des Versagens reinzuwaschen. Über ihrem flachen Bauch hielt sie inne, und sofort hatte sie wieder Maria Rossellini vor Augen, in deren Bauch Kyles Kind heranwuchs – ein Kind, das sie, Lana, ihm nie hatte schenken können. Würde ein Mann sie je begehren, wenn er wusste, dass sie nie seine Kinder würde bekommen können? Kyle hatte ihr gesagt, dass das nicht so schlimm wäre, doch die Tatsachen bewiesen, dass seine tröstlichen Worte nichts als Lügen waren.
Frustriert aufseufzend stieg Lana aus der Wanne und griff nach einem der flauschigen Hotelbadelaken. Das angewärmte Laken auf ihrer Haut zu spüren ließ ihr wohlig warm werden und erweckte tief in ihr ein Verlangen, das sie sich äußerst ungern eingestand. Sie musste sich unbedingt wieder wie eine Frau fühlen – brauchte dringend die Bestätigung, dass sie immer noch attraktiv war, dass es im Leben nicht nur darum ging, ob eine Frau ihrem Mann Kinder schenken konnte oder nicht. Heiße Tränen liefen ihr über die Wangen, als sie einige Zeit später auf dem Bett lag und darauf wartete, dass sie einschlafen und die schmerzliche Wahrheit vergessen würde.
8. KAPITEL
Die nächtlichen Geräusche der Stadt, die zu Lana ins Zimmer drangen, halfen wenig, ihre aufgewühlten Gedanken zu beruhigen. Da sie nicht einschlafen konnte, beschloss sie, im Wohnzimmer nach etwas zu lesen zu suchen. Mehr aus Gewohnheit als aus dem Gefühl heraus, sich bedecken zu müssen, zog sie einen Morgenmantel über, der zu ihrem hauchzarten seegrünen Negligé passte. Raffaele würde längst im Bett sein. Der Tribut, den seine Besuche bei seiner Schwester von ihm forderten, war ihm deutlich anzusehen, wenn er abends zurückkam. Und das heutige Fiasko mit der Zeitung hatte seine Erschöpfung nur noch verstärkt.
Als Lana im Wohnzimmer noch Licht brennen sah, blieb sie auf der Türschwelle stehen, denn der Mann, an den sie eben gedacht hatte, war sehr wohl noch wach. Er hatte nur eine dunkelblaue Pyjamahose an und schaute mit gerunzelter Stirn zu ihr herüber. Wie gebannt betrachtete Lana seine kräftigen gebräunten Schultern und seine breite, muskulöse Brust.
„Gibt es ein Problem?“ Seine Stimme klang belegt.
Lana erstarrte. Er hatte doch wohl nicht geweint? Nicht der unerschütterliche Raffaele Rosselini, der selbst in den schwierigsten Situationen kühl und beherrscht blieb, der niemals
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