Baccara Exklusiv Band 98
umklammern, dass sie einen Riss bekam. In der Frau, die da bewusstlos auf dem Krankenhausbett lag, lebte Kyles Kind. Das Kind, das sie, Lana, ihm nie hatte schenken können. Sie sank auf die Knie, am ganzen Körper zitternd, weil sie nun den sichtbaren Beweis des Endes ihrer Ehe vor sich hatte – ihres Versagens. Nachdem sie einige Male tief durchgeatmet hatte, überflog sie den Artikel.
Wer auch immer ihn geschrieben hatte, hatte seine Hausaufgaben nur allzu gut gemacht. Es stand alles da – jedes Detail ihrer Ehe mit Kyle zusammen mit Kommentaren von Leuten, die ihre Nachbarn und Freunde gewesen waren. Von Leuten, die sie für ihre Freunde gehalten hatte. Ihr Gefühl, verraten worden zu sein, verstärkte sich. Und noch schlimmer: Der Artikel endete mit dem Versprechen an die Leser, nächste Woche noch mehr über Lanas privilegierte Kindheit zu enthüllen und die Geheimnisse, die wie ein Schatten über ihrer Familie lagen, einschließlich Einzelheiten über einen mysteriösen Mann, mit dem sie Berichten zufolge seit dem Tod ihres Ehemannes lebte.
Raffaeles zornige Stimme durchdrang den Schock, der sie in totaler Fassungslosigkeit verharren ließ.
„Das ist inakzeptabel. Ich will, dass die Person, die für das Foto von meiner Schwester verantwortlich ist, ausfindig gemacht wird. Wenn Ihr Krankenhaus sie nicht hinreichend schützen kann, werde ich einen eigenen Sicherheitsdienst für sie besorgen.“
Er schwieg, als am anderen Ende der Leitung geantwortet wurde.
„Tun Sie das! Oder ich werde Sie persönlich zur Verantwortung ziehen.“
Wütend klappte Raffaele sein Handy zu und steckte es in die Brusttasche seiner Jacke.
„Porca miseria!“ Er fuhr zu Lana herum und runzelte die Stirn, als er sie auf dem Boden knien sah. Die Knöchel ihrer Hand waren weiß, weil sie die Zeitung so fest umklammert hielt. Niemand konnte so gut schauspielern. Was war er für ein Idiot, nicht zu bedenken, dass sie geschockt auf die Meldung reagieren würde? Er hatte nur an Maria und ihre Sicherheit gedacht. Es war erst eine Woche her, dass Lana von dem Baby erfahren hatte, und jetzt sah sie sich ohne Vorwarnung mit dem Beweis konfrontiert. Sosehr er sich daran gewöhnt hatte, Lana Whittaker zu misstrauen, diesen Schock hätte er ihr ersparen sollen.
„Lana?“ Er griff nach dem Klatschblatt, das ihn so wütend gemacht hatte. Doch er hatte Mühe, es ihrem eisernen Griff zu entwinden. Er half ihr auf und führte sie zum Sofa.
Ihre Hände fühlten sich eiskalt an, ihr Gesichtsausdruck verriet keinerlei Emotion. Leise fluchend ging er zum Sideboard und schenkte ihr etwas Brandy ein. Er drückte ihr das Glas in die Hand und überredete sie, einen Schluck zu trinken, dann noch einen.
Nach einem Moment kehrte etwas Farbe in ihre bleichen Wangen zurück, ihre schönen blaugrünen Augen schimmerten feucht. Sie holte tief Luft und stellte das Glas auf den Couchtisch.
„Bist du sicher, dass du nicht noch einen Schluck trinken möchtest?“
„Das hilft auch nicht gegen meinen Schmerz, Raffaele. Aber trotzdem vielen Dank.“
Dass ihre Stimme ganz hohl und leer klang, traf ihn tief. In den vergangenen drei Tagen hatte er eine andere Seite an ihr kennengelernt. Sie war lebhaft und aufgeregt wegen ihrer Einkäufe gewesen, und wenn er abends aus dem Krankenhaus zurückkam, besprach sie mit ihm, was sie besorgt hatte. Er hatte angefangen, sich darauf zu freuen, dass sie bei seiner Rückkehr hier in der Suite sein würde – hatte es fast wie ein nach Hause kommen empfunden. Doch jetzt war sie wieder die gleiche gefühllose, kühle Frau, die er nach Kyles Begräbnis getroffen hatte. Verschlossen. Unnahbar.
Plötzlich vermisste er die Freude in ihrer Stimme. Eine Erkenntnis, die ihm gar nicht behagte.
„Es tut mir leid, Lana. Ich hätte die Zeitung nicht herumliegen lassen sollen. Es war gefühllos von mir, dich diesem Schmutz auszusetzen.“
„Nein, nicht gefühllos. Du brauchst mich nicht in Watte zu packen. Ich verkrafte das, ehrlich. Es kam nur ein wenig überraschend – das ist alles.“
Ihre Antwort klang nett und freundlich, doch Raffaele hätte schwören können, dass sehr viel mehr dahintersteckte. Er spürte beinah körperlich, wie sie sich ihm entzog. Das verdammte Foto in der Zeitung hatte sie beide in die Realität zurückgeholt.
„Ich werde mir den Verlag vornehmen, eine einstweilige Verfügung erwirken – was auch immer. Sie werden keine Lügen oder Vermutungen mehr über unsere Familien abdrucken.“ Lana
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