Baccara Exklusiv Band 98
Kleine.“
Rebecca stand einem Moment lang still und fühlte sich benommen und verwirrt. Doch bevor sie sich noch auf eine Antwort besinnen konnte, drehte Grant den Rollstuhl ganz herum, und sie sah nur noch seinen Rücken. Matthew bedeutete ihr mit einer kleinen Bewegung des Kopfes, dass sie sie allein lassen sollte.
Mit Nora auf dem Arm ging Rebecca wieder hinein. Ihre Tochter hatte sich inzwischen jedoch wieder ein wenig beruhigt und brauchte nicht den ganzen Weg getragen zu werden – ein Segen für Rebecca, da ihr der Rücken von dem Umzug sowieso schon wehtat, und sie würde das Ganze heute wohl noch einmal durchmachen müssen.
Als sie in ihren Zimmern waren, erklärte Rebecca Nora, dass Grant kein böser Mensch war und dass sein Wutausbruch nichts mit ihr persönlich zu tun hatte. Sie erzählte ihrer Tochter, dass er aufgrund seines Unfalls und der langsamen Genesung schrecklich unglücklich war. Nora schien es zu verstehen.
Kurz darauf brachte Matthew ihnen ein Tablett mit Essen. Nora stürzte sich sofort auf ein Sandwich. Rebecca dagegen hatte ihren Appetit verloren und nahm sich nur ein kaltes Getränk. Nachdem Matthew ein paar Kartons auf den Boden gestellt hatte, setzte er sich auf das kleine Sofa und seufzte.
„Ich muss mich entschuldigen“, begann er. „Das ist alles meine Schuld. Ich wusste, dass Grant etwas dagegen haben würde, Ihre Tochter hier zu haben, aber ich hatte gehofft, dass er sich damit abfinden würde, sobald Sie erst einmal hier wären.“
„Was hat er gegen Kinder? Glaubt er, dass Nora mich von der Arbeit abhalten wird?“
„Nein, das ist es nicht.“ Matthew begegnete ihrem Blick und schaute dann fort. „Es steht mir nicht an, es Ihnen zu sagen. Aber vielleicht können Sie ihn selbst fragen.“
„Warum sollte ich?“, fragte Rebecca ehrlich. „Ich bezweifle, dass er seine Meinung ändern würde.“
„Wollen Sie nicht doch bleiben? Wenigstens bis Montag. Vielleicht kann ich ihn bis dahin überreden, es sich noch einmal zu überlegen.“
Rebeccas erster Impuls war abzulehnen. Dieser Anfang schien ihr kein gutes Omen, und ihr Instinkt riet ihr, die Chance zur Flucht zu ergreifen. Etwas sagte ihr, dass dieser Job irgendwie verhext sein würde. Vielleicht war es besser, sie ging jetzt, bevor sie angefangen hatte. Was ihren Vertrag betraf, würde sie natürlich niemals das volle Gehalt für den Sommer verlangen, so wie Grant vorgeschlagen hatte, da sie nicht dafür gearbeitet hatte. Doch sie fand, dass die Berringers ihr für die Strapazen des Umzugs durchaus etwas schuldeten.
Gleichzeitig wusste Rebecca auch, dass sie nicht so hastig antworten durfte. Allein schon aus professionellen Gründen. Und obwohl sie Matthew Berringer kaum kannte, kam er ihr wie ein Freund vor. Sie konnte ihn nicht einfach sitzen lassen. Noch einmal fragte sie sich, warum sie sich zu Matthew nicht hingezogen fühlte. Er war so ruhig, so aufmerksam und rücksichtsvoll. Die beiden Brüder waren sehr gegensätzlich. Es war typisch für sie, dass sie sich zu dem grübelnden, tyrannischen Grant hingezogen fühlte.
„Ich weiß es nicht“, sagte sie schließlich. „Grant hat die Sache nicht gerade leicht genommen. Und ich verstehe, warum er wütend ist.“
Matthew fuhr sich mit der Hand durchs Har. „Ja, ja. Natürlich haben Sie recht. Ich habe einen großen Fehler gemacht. Jetzt sehe ich das auch“, gab er zu. „Aber Sie sind doch gerade erst angekommen. Sie können nicht sofort wieder abreisen. Wollen Sie nicht wenigstens über Nacht bleiben? Sie und Nora müssen doch erschöpft sein. So ein Monster ist Grant nun auch wieder nicht, dass er es nicht verstehen würde.“
Rebecca zuckte mit der Schulter und schaute auf die Kartons. Sie musste lachen, oder sie würde anfangen zu heulen.
Die Wahrheit war, dass sie und Nora keine Bleibe hatten. Sie würden wahrscheinlich in einem Motel landen, bis sie sich eine neue Wohnung gesucht hatten. Sie könnte auch die lange Fahrt nach Connecticut machen und bei ihrer Mutter unterschlüpfen. Doch das wäre keine Lösung. Die Gedanken wirbelten in ihrem Kopf umher.
„Mommy!“ Nora kam mit weit aufgerissenen Augen aus dem anderen Zimmer gerast. Sie umklammerte Rebeccas Arm. „Mommy, etwas Furchtbares ist passiert“, rief sie mit Tränen in den Augen.
Rebecca umfasste ihre Schultern und blieb ruhig. Manchmal waren Noras Notfälle nichts weiter als ein verlorener Knopf oder ein Stück geschmolzener Schokolade in einer Jackentasche.
„Was ist los,
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