Baccara Exklusiv Band 98
hatte.
„Katzen mögen Wasser nicht so gern, Nora“, erinnerte Rebecca sie. „Aber ich bin sicher, dass sie sich nicht über das Essen beschweren wird, wenn es Fisch gibt.“
Nora lachte. Rebecca war erleichtert, dass ihre Tochter die Neuigkeiten über den Umzug so gelassen aufnahm. Doch Nora war schon immer ein unkompliziertes Kind gewesen. Sogar das Auseinanderbrechen ihrer kleinen Familie hatte sie gut überstanden. Sie war erst vier Jahre alt gewesen, als Rebeccas Mann um die Scheidung gebeten hatte, weil er sich in eine Kollegin verliebt hatte.
Seine Untreue hatte Rebecca ziemlich mitgenommen, allerdings war sie nicht wirklich überrascht. Seit Noras Geburt hatten sie und ihr Mann Jack sich immer mehr auseinandergelebt und wenig Zeit als Paar verbracht – außer wenn sie über das Geld, Jacks durchzechte Nächte mit seinen Freunden oder den alltäglichen Kleinkram stritten. Doch obwohl Rebecca merkte, wie sich ihre Beziehung veränderte, und auch versuchte, den romantischen Funken wieder zu beleben, hatte sie sich doch niemals vorstellen können, dass Jack eine andere Frau gefunden hatte. Sie selbst hatte nie daran gedacht fremdzugehen.
Sie waren schon seit der Highschool befreundet, und seine Untreue war ein schwerer Schlag für sie. Um Noras Willen wäre Rebecca bereit gewesen, zu vergeben und vergessen, wenn Jack seine Affäre beendet hätte. Sie hatte auch zugegeben, dass sie eine Mitschuld traf, dass Jack anderswo nach Leidenschaft gesucht hatte.
Doch Jack hatte erklärt, es wäre zu spät und jegliche Versuche in diese Richtung wären vergeblich. Er beharrte zwar darauf, sie noch immer zu lieben … aber nicht so, wie ein Mann seine Frau lieben sollte. Vielleicht hatten sie zu früh geheiratet, oder sie kannten sich einfach zu lange und zu gut. Obwohl es sich nach den üblichen Entschuldigungen eines untreuen Ehemannes anhörte, wusste Rebecca, dass er nicht ganz unrecht hatte. Vielleicht war sie wirklich immer zu sehr auf Jack fixiert gewesen. Seine neue große Liebe hielt zwar nicht sehr lange, aber das war wohl auch zu erwarten gewesen.
Es war damals ein harter Schlag gewesen, doch es war ein klarer und unwiderruflicher Bruch. In den folgenden Jahren hatte sie begonnen, Jack mit anderen Augen zu sehen. Während sie verheiratet gewesen waren, hatte sie seine Unreife und Ich-Bezogenheit hingenommen. Doch jetzt sah sie ihn viel objektiver und war eigentlich ganz froh, dass sie seinem rücksichtslosen Verhalten nicht länger ausgesetzt war.
Nur dass Nora noch immer darunter leiden musste, machte Rebecca wütend. Jack war nie ein sonderlich beständiger Vater gewesen, manchmal überhäufte er Nora mit der Aufmerksamkeit und der Liebe, die sie verdient, und manchmal ignorierte er ihre Existenz völlig. Aufgrund seines Vertreterjobs war er viel unterwegs, doch selbst wenn er in der Stadt war, vergaß er häufig Verabredungen, die er mit Nora getroffen hatte. Rebecca blieb es dann überlassen, ihn zu entschuldigen und Nora zu trösten. Vor allem bei solchen Gelegenheiten fragte Rebecca sich, warum sie sich all die Jahre mit ihm abgegeben hatte.
Nach ihrer Scheidung hatte Rebecca sich ziemlich schnell wieder erholt, doch sie hatte nicht den Mut, eine neue Beziehung einzugehen. Sie hatte sich hin und wieder verabredet und sogar einige Männer getroffen, die sie wirklich mochte. Aber niemals hatte sie zugelassen, dass es eine engere Beziehung wurde, und Rebecca wusste, dass das allein an ihr lag. Sie flüchtete, bevor es ernst wurde.
Und das lag einzig und allein an ihrer Angst. Sie brauchte keinen Therapeuten oder Selbsthilfeguru, der ihr das Problem benannte. Vom Verstand her wusste sie, dass nicht alle Männer treulos waren, doch ihr Gefühl machte sie misstrauisch gegenüber dem anderen Geschlecht. Zudem merkte sie, dass ihre ganze Zeit und Kraft durch ihre Arbeit und Nora beansprucht wurden. Obwohl sie manchmal einsam war und hin und wieder von einer Romanze träumte, die sie in den siebten Himmel versetzte, war sie meistens ganz zufrieden mit ihrem Leben und verschob die Sache mit dem Verlieben auf einen späteren Zeitpunkt.
Wenn sie älter war, oder wenn sie beruflich nicht mehr so viel zu tun hätte. Sie wusste, es waren nur Ausreden, doch sie erlaubte sich diese Vorwände, mit denen sie Freunde und Verwandte – vor allem ihre beiden Schwestern – abwehrte, die ständig versuchten, sie zu verkuppeln.
Zumindest dem würde sie entgehen, wenn sie den Sommer bei den Berringers verbrachte.
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