Baccara Exklusiv Band 98
verschütteten Erinnerungen – an den Unfall wie eine dunkle Wolke über ihm hingen.
Obwohl sie sich inzwischen viel besser kannten, fürchtete Rebecca, dass seine Gefühle für sie noch immer die gleichen Ursprünge hatten, wie sie von Anfang an vermutet hatte – das Bedürfnis, sein männliches Ego wieder aufzubauen, und die Dankbarkeit angesichts seiner Genesung. Hatte er das nicht sogar zugegeben? Er hatte ihr gesagt, dass er es ohne ihre Hilfe niemals geschafft hätte. Dieses Geständnis hatte er direkt vor ihrer letzten glutvollen Umarmung gemacht, als seine leidenschaftlichen Küsse und seine verführerischen Berührungen sie fast dazu gebracht hatten, ihn an Ort und Stelle zu lieben.
Rebecca errötete, als sie daran dachte. Sie hatte sich hemmungslos gehen lassen. Noch nie hatte sie auf einen Mann so reagiert wie auf Grant, und sie fragte sich, ob sie es wohl jemals wieder tun würde. Wie würde es wohl sein, wenn sie schließlich doch der Versuchung erliegen und im Gegenzug seine Liebe erhalten würde? Wie viele Stunden hatte sie sich in diesem Sommer im Bett herumgewälzt und über diese Frage nachgedacht. Sie war geradezu besessen davon. Besessen von Grant. Er beherrschte ihre Gedanken und lebte in ihrem Kopf, in ihrem Herzen. Sie konnte nur inständig hoffen, dass ihr Verlangen nach ihm langsam nachlassen würde, wenn sie wieder getrennte Wege gingen. Doch es würde sicherlich ein schmerzhafter Prozess werden. Manchmal dachte sie, dass es ein Segen war, dass sie nie miteinander geschlafen hatten. Das würde alles nur noch schlimmer machen. Oder wäre es eine kostbare Erinnerung, die sie in ihrer einsamen Zukunft hegen und pflegen könnte? Rebecca war sich nicht sicher.
Vielleicht würde Grant versuchen, sie zu überreden, an diesem Wochenende mit ihr zu schlafen, während sie allein im Haus waren, ohne Nora und Matthew. Rebecca wusste nicht, wie sie darauf reagieren würde, wenn es passieren sollte. Sicher, sie könnte ihn weiterhin meiden und noch für wenige Wochen Distanz wahren. Er hatte so gute Fortschritte gemacht, dass er sie nicht mehr lange brauchen würde. Das war ihnen beiden klar.
Eigentlich sollte sie den September als das Licht am Ende eines Tunnels betrachten. Doch je näher dieses Ende rückte, desto kostbarer erschien ihr die verbleibende Zeit. Aus diesem und vielen anderen Gründen sah sie dem kommenden Wochenende mit Besorgnis entgegen.
Es war ihr ernst damit, dass sie keine kurze Affäre mit Grant haben wollte. Doch auch sie war nur ein Mensch. Und sie war in ihn verliebt. Hatten ihre moralischen und logischen Gründe, ihm zu widerstehen, dagegen eine Chance?
Entsprechend nervös war Rebecca, als sie und Nora sich am Freitagmorgen fertig machten. Sie machte mehr Aufhebens um Noras Kleidung und Frisur als normal, bis sogar ihre sonst so gut gelaunte Tochter sich beschwerte.
Grant wartete mit dem Wagen vor der Tür, und sie waren bereits fünf Minuten zu spät. Aber Rebecca bekam ihr Haar nicht in den Griff. Aus irgendeinem Grund wollte es nicht dort bleiben, wo sie es feststeckte. Als sie die Nadeln wieder herausnahm, um es noch einmal zu versuchen, zupfte Nora sie am Ärmel. „Mommy, Grant wartet schon. Kannst du das nicht im Auto machen?“
Rebecca überlegte kurz. Sich in Grants Gegenwart frisieren? Nein! Sie schaute auf die Uhr. Sie waren tatsächlich schon viel zu spät dran. „Ich trage es einfach offen“, meinte sie schließlich. Sie warf die Nadeln beiseite und fuhr sich mit der Bürste durchs Haar.
„Das sieht gut aus“, sagte Nora, die hinter ihr stand. „Du musst es nicht immer hochgesteckt tragen wie Mary Poppins.“
„Nora … seit wann findest du, dass ich aussehe wie Mary Poppins?“, fragte Rebecca geschockt.
Nora zuckte mit den Schultern. „Das sollte nicht heißen, dass du schlecht aussiehst … Ich finde nur, dass dir offenes Haar auch gut steht.“
Mary Poppins! Rebecca fauchte innerlich. Sah sie wirklich aus wie das spießige britische Kindermädchen? Hastig schloss sie die Tür, griff nach Noras Hand und eilte mit ihr durch das große Haus.
Als sie schließlich die Haustür öffnete und hinaustrat, war sie atemlos und nervös. Es war albern. Sie kannte Grant so gut, und trotzdem kam sie sich vor wie ein Teenager bei ihrer ersten Verabredung. Zumindest hatte sie sich etwas Neues zum Anziehen gekauft. Es war ein figurbetontes helles Kleid mit einer passenden Jacke. Dazu eine Perlenkette und kleine goldene Ohrringe. Absolut nichts, was an Mary
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