Baccara Exklusiv Band 99
und setzte sich Kyle gegenüber an den Tisch.
Er sprach ein kurzes Gebet, und sie betete leise für sich um ein Wunder.
„Dein Essen schmeckt vorzüglich“, lobte Kyle sie. Meghan stocherte nur auf ihrem Teller herum und aß anstandshalber ein paar Bissen. An ein Dessert hatte Meghan nicht gedacht, aber sie versuchte verzweifelt, die Zeit mit Kyle um ein paar Minuten hinauszuzögern.
„Kann ich dir noch eine heiße Schokolade machen?“ Sie sahen sich an. „Nein danke, ich möchte vor Einbruch der Dunkelheit in Denver sein.“
„Ach so.“
„Meghan, es tut mir so leid, glaube mir. Ich wollte dir nie Schmerz zufügen.“
„Bitte … Kyle, mach dir keine Sorgen um mich.“
Seine Worte taten Meghan so weh, sie konnte den Schmerz kaum länger aushalten.
„Sie beginnen erst mit der Feier, wenn ich wieder zurück bin.“
Meghan zwang sich zu einem Lächeln, dann sagte sie: „Bevor du gehst, möchte ich dir ein Geschenk geben.“
Kyle schaute sie fragend an.
„Es ist … ein Weihnachtsgeschenk. Warte bitte einen Augenblick, ich bin sofort wieder zurück.“
Als sie wieder herunterkam, lagen seine Sachen schon alle abfahrbereit auf dem Sofa. Die schwarzen Handschuhe, die Satteltasche, seine Lederkluft. Er sah, dass sie ein Päckchen trug. „Das war wirklich nicht nötig, das brauchtest du doch nicht.“
„Ich wollte es aber gern.“
Er nahm das Päckchen aus ihrer Hand, und ihre Finger berührten sich leicht. Meghan musste daran denken, dass sie ihn bald nicht mehr würde berühren können.
Sorgfältig entfernte Kyle das Papier und öffnete das Geschenk. Er nahm den Tonengel heraus, den sie in feines Seidenpapier eingewickelt hatte. Für einige Sekunden schaute Kyle sprachlos die Figur an. Mit dem Finger fuhr er zärtlich über den Engelskopf und schien völlig in Gedanken verloren zu sein.
Meghan knetete nervös die Hände, sie war so gespannt und konnte seine Reaktion kaum erwarten. Denn dieser Engel war das Schönste, was sie je gemacht hatte.
„Gefällt er dir?“, unterbrach sie die Stille.
„Meghan, es ist …“ Er sah sie an und hustete verlegen. Sie sah einen verräterischen Schimmer in seinen Augen. Waren es etwa Tränen?
„Der Engel erinnert mich so sehr an meine geliebte Großmutter.“ Er berührte ganz zärtlich die kleine Nase der Figur. „Du hast den Ausdruck der Liebe und Hingabe von Grandma Aggie in dieser Figur zum Leben erweckt.“ In seinen Händen wirkte der Engel winzig und zerbrechlich. „Ich werde ihn hüten wie meinen Augapfel“, sagte er.
Das glaubte sie ihm aufs Wort. „Der Engel hat auch einen Namen“, erklärte sie ihm. „Unten kannst du ihn sehen.“
Kyle drehte die Figur um und las langsam den Namen, den Meghan sich ausgedacht hatte.
„Lady, du bist einmalig.“ Kyle fehlten die Worte, und er küsste Meghan auf die Stirn. Er wickelte den Engel sorgfältig in ein Hemd und legte ihn behutsam in die Satteltasche.
„Ich habe auch etwas für dich.“ Er griff in seine Jacke und übergab ihr sein Geschenk. Kyle zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Ich hatte leider kein Geschenkpapier.“
Meghan hoffte so sehr, dass sie diese Minuten noch heil überstehen würde, ohne weinend zusammenzubrechen. Sie wickelte das Geschenk mit der gleichen Sorgfalt aus, die sie bei ihm beobachtet hatte.
Ihre Hände zitterten, als sie den kunstvoll geschnitzten Engel, den er gemacht hatte, in ihren Händen hielt. Ihr Atem stockte, als sie sein Werk betrachtete.
Die Flügel hatte er mit größter Sorgfalt geschnitzt. Jede einzelne Feder war zu erkennen. Das Gesicht war meisterhaft ausgearbeitet. Das Gewand floss um die Gestalt und erweckte den Eindruck, als schwebe der Engel. Die Hände hatte er gefaltet, sein Kopf war leicht geneigt.
„Das hast du gemacht?“
„Fröhliche Weihnachten, Meghan.“
„Es ist eine überwältigende Arbeit, mir fehlen die Worte. Du hast mir nie gesagt, dass du ein Künstler bist.“
Er überging ihr Lob. „Er ist innen ausgehöhlt, und du kannst ihn auf die Spitze des Weihnachtsbaumes setzen.“
„Ein Engel …“
„Dich zu beschützen auf allen deinen Wegen“, fügte er hinzu. Sie ging zu ihm und küsste ihn.
„Hilfst du mir, bevor du gehst, ihn auf den Baum zu setzen?“
„Ja, gerne.“
Dann betrachtete sie die Figur, die oben ihm Baum saß, und es schien wirklich, als beschütze der Engel sie.
„Kyle, ich liebe diesen Engel.“ Meghan kostete es alle Kraft, nicht zu weinen. Sie hoffte inständig, dass sie sich noch
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