Baccara Exklusiv Band 99
Überhaupt, Brenda. Seit sie hier Tür an Tür wohnten, war sie ein Teil seines Lebens geworden. Sie hatten sich von ihren Verabredungen und Bekanntschaften erzählt, über ihre Pläne geredet, ihre Enttäuschungen geteilt und sich immer wieder Mut gemacht, eines Tages doch noch jemanden zu finden, die große Liebe, jemanden, mit dem man daran denken könnte, eine Familie zu gründen.
Und jetzt war das geschehen. Jetzt bekam Brenda ein Baby von ihm. Wahrscheinlich war es richtig von ihr gewesen, sein Angebot, sie zu heiraten, auszuschlagen. In manchen Dingen waren sie himmelweit voneinander entfernt. Das fing mit ihren unterschiedlichen Vorstellungen von einer ordentlichen Haushaltsführung an und hörte beim Musikgeschmack auf. In der Beziehung, in der sie bisher zueinander standen, hatte das nie eine Rolle gespielt. Aber wie sollte das auch nur zwei Tage lang gut gehen, wenn sie unter einem Dach wohnen würden?
Nein, das war ein Ding der Unmöglichkeit. Hatte er sich nicht immer nach einer Frau gesehnt, in die er sich sofort unsterblich verlieben würde, bei der er vom ersten Augenblick an wüsste, dass sie seine große Liebe war? Brenda war eine reizende anziehende Frau mit bemerkenswerten Qualitäten, aber das, was er eigentlich suchte, war sie nicht, oder? Trotzdem bekam sie jetzt ein Kind von ihm. Es war ausweglos. Richard fuhr sich mit den Händen durchs Haar und starrte an die Decke.
Selbstmitleid erfasste ihn wie eine Woge. Ausgerechnet ihm, Richard MacAllister, sollte das Glück, das all die anderen MacAllisters gefunden hatten, nie zuteilwerden. Überall um sich herum sah er glückliche Paare, hörte er das Lachen der Kinder. Selbst Jack, der einst als der Eigenbrötler in der Familie und als eingeschworener Junggeselle gegolten hatte, war unter der Haube und hatte letzte Weihnachten freudestrahlend verkündet, dass das erste Kind nunmehr unterwegs sei.
Bin ich neidisch auf meinen Bruder und all die anderen, die ihr Glück gefunden haben? fragte sich Richard. Darauf gab es nur eine mögliche Antwort, und die war nicht sehr schmeichelhaft für ihn, wie er sich eingestehen musste.
„Schlaf jetzt endlich, MacAllister“, murmelte er.
Er wälzte sich vom Rücken auf den Bauch und bald wieder auf den Rücken. Er ertappte sich dabei, dass er die Hand auf den Platz neben sich legte, wo Brenda gelegen hatte in jener Nacht, in der sie miteinander geschlafen hatten. Wie unbeschreiblich schön es doch gewesen war … Seine Gedanken gerieten auf Abwege. Denn hatten Brenda und er sich nicht darauf geeinigt, dass es das Beste war, nachdem es nun einmal passiert war, dieses Abenteuer wieder zu vergessen?
Aber so einfach war das nicht mehr, seitdem es den Knallfrosch gab. Womit er wieder bei der Frage angelangt war, was für eine Art Vater er wohl sein würde. Der Kreis hatte sich geschlossen. Richard gähnte und schloss die Augen.
Was ist so schwierig daran? überlegte er. Auch wenn nicht alles so war, wie man sich ein Familienidyll gemeinhin vorstellte, würde er zu Brenda und dem Kind stehen – in guten wie in schlechten Zeiten. Alles würde er für das Kind tun und ihm so viel, wie er nur konnte, auf den Lebensweg mitgeben. Bei alldem hatte er eine Frau wie Brenda an seiner Seite, eine Freundin und Vertraute, wie sie sich die meisten Männer nur wünschen konnten.
Was hat Michael noch mal über Ehe und Freundschaft gesagt? Die Gedanken begannen Richard zu entgleiten, und schließlich fiel er in einen unruhigen Schlaf.
5. KAPITEL
Brenda baute sich vor dem Einkaufswagen auf und breitete abwehrend die Arme aus.
„Richard, hör auf“, rief sie lachend. „Selbst wenn ich für zwei essen soll, ist das entschieden zu viel.“
„Keine Widerrede.“ Sanft schob Richard sie beiseite und legte noch zwei Pakete tiefgefrorenen Brokkoli in den schon vollgepackten Wagen. „Ich habe mir deinen Kühlschrank angesehen. Er und die Vorratsschränke sind leer gefegt. Wenn ich schon heute Nacht wieder abfliegen muss für diesen blöden Job in Tulsa, will ich wenigstens die Gewissheit haben, dass du und der Frosch mit Vorräten versorgt seid.“
„Der Frosch und ich, ja, aber doch nicht ganze Völkerstämme. Ich weiß nicht einmal, wo ich das alles unterbringen soll.“
Richard ließ sich nicht beirren. „Überhaupt kein Problem. Was nicht in deinen Kühlschrank passt, stellst du in meinen. Du hast ja Schlüssel für die Wohnung.“
Brenda verdrehte die Augen.
Richard legte ihr die Hände auf die Schultern und sah
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