Baccara Exklusiv Band 99
um.
„Entschuldigen Sie, ich wollte mich nicht einmischen“, sagte die Frau, die hinter ihnen in der Schlange wartete, „aber ich finde die Sorgen, die sich junge Paare machen, immer so rührend. Ich habe selbst vier Kinder zur Welt gebracht, und, glauben Sie mir, trotz der Fehler, die wir gemacht haben, sind sie doch ziemlich wohl geraten. Wenn ich Sie beide so ansehe, glaube ich, dass Ihr Kind es bei Ihnen bestimmt sehr gut hat. Machen Sie sich nicht so viele Sorgen.“
Sprachlos starrten Brenda und Richard erst die Frau, dann sich an. Da merkten sie, dass sie an der Reihe waren, und legten ihre Einkäufe aufs Laufband.
„Trotz der Fehler, die wir gemacht haben“, hatte die Frau gesagt. Was, wenn wir alles falsch machen? ging es Brenda durch den Kopf.
„Richard“, flüsterte sie, nachdem sie die Kasse passiert hatten. „Richard, wir beide haben doch nicht die geringste Ahnung von Babys.“
„Warum flüsterst du denn?“, fragte er ebenfalls im Flüsterton.
„Es braucht doch nicht jeder in diesem Laden zu wissen, dass ich Anwärterin auf den Titel ‚Miserabelste Mutter der Nation‘ bin. Richard, wir kriegen ein Kind und haben keinen Schimmer von Kindern“, flüsterte Brenda und wurde immer aufgeregter. „Was ist nun, wenn wir alles vermurksen?“
„Mach dich nicht verrückt, Brenda“, beruhigte er sie. „Das ist nicht gut für euch beide. Wir werden schon alles richtig machen. Es gibt Bücher, wir können Kurse bei der Elternschule besuchen. Nicht zuletzt haben wir eine Reihe erfahrener Fachleute in der Familie. Du liebe Güte! Der MacAllister-Clan hat eine ganze Horde von Kindern großgezogen, und die Ergebnisse sind bisher doch alle ganz ordentlich.“
Die folgenden Wochen wurden hart. Im Reisebüro türmte sich die Arbeit. Regelmäßig war Brenda mit ihren Kräften am Ende, wenn sie nach ihrem anstrengenden Tag nach Hause kam. Dennoch hielt sie sich Abend für Abend mit aller Willenskraft wach, bis der ersehnte Anruf von Richard kam, und sie endlich Gelegenheit hatte, ihm zu berichten, was sich in der Zwischenzeit ereignet hatte, oder sie blieb einfach nur auf, weil sie seine Stimme hören wollte.
Schon zwei Monate war Richard unterwegs, als Brenda wieder in Karas Sprechstunde saß, da ihre nächste Routine-Untersuchung fällig war. Kara war zu einem Notfall hinausgerufen worden, und die Sprechstundenhilfe hatte ihr, Brenda, dann ausgerichtet, sie müsse sich leider einen Augenblick gedulden und solle sich ruhig schon wieder anziehen.
Während sie allein im Sprechzimmer saß und wartete, ertappte Brenda sich nun dabei, dass sie das Thema eines Vivaldi-Konzerts vor sich hinsummte, das verblüffenderweise in ihrem Kopf hängen geblieben war.
Vor zwei Wochen hatte sie Richards Anregung doch tatsächlich aufgenommen und einige seiner CDs zu sich herübergeholt. Richards spontane begeisterte Anteilnahme an ihrer Schwangerschaft hatte sie so gerührt, dass sie sich entschieden hatte, ihrem Fröschchen zur Entspannung eine musikalische Alternative zu gönnen, wenn sie sich nach einem langen anstrengenden Arbeitstag auf ihr Sofa sinken ließ. Zu ihrer eigenen Überraschung begann sie mittlerweile selbst, klassische Musik als entspannend und wohltuend zu empfinden.
Richard war begeistert gewesen, als er bei einem seiner allabendlichen Anrufe im Hintergrund die ihm vertrauten Klänge erkannt hatte, und hatte ihr verschämt gestanden, dass er sich für seinen Teil in Tulsa auch einmal unvoreingenommen den einen oder anderen Countrysong angehört hatte und sein Urteil ein wenig revidiert hatte, nachdem er feststellen musste, dass einige dieser Songs doch nicht nur von Fernfahrerabenteuern handelten, sondern dass auch ein paar richtig schöne Balladen und Liebeslieder darunter waren.
Brenda hatte dieses rührende Geständnis mit einem Lächeln quittiert, das von Richard natürlich unbemerkt blieb.
Zu den kleinen Dingen, über die sie sich bei den allabendlichen Telefonaten freuen konnte, gehörte selbstverständlich auch die Fortsetzung ihres Quiz-Spiels, das bisher etwa unentschieden stand. Dass zwei Drittel der Welternte an Auberginen im Bundesstaat New Jersey angebaut wurden, wusste sie seitdem. Dass es am Ohr einer Katze zweiunddreißig Muskeln gibt, war ihr vorher auch nicht bekannt gewesen. Sie hatte tapfer mit der erstaunlichen Tatsache dagegengehalten, dass ein Goldfisch eine Erinnerungskapazität von nicht mehr als drei Sekunden hat.
Die Tür ging auf, und Karas Rückkehr ins
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