Baccara Exklusiv Band 99
sie an. „Seit Karas Hochzeit letzte Woche habe ich dich kaum zu Gesicht bekommen. Ich weiß, dass in deinem Reisebüro im Augenblick viel los ist. Aber du musst etwas Anständiges essen und darfst dir nicht einfach nur im Stehen irgendein Zeug hineinstopfen.“
„Ich weiß, Richard.“ Brenda seufzte. „Aber ich habe nun einmal kaum Appetit. Wenn einem jeden Morgen schlecht wird, macht einem das Essen keinen Spaß.“
„Soweit ich mich aus Karas Broschüren informiert habe, gibt sich das bald wieder mit der Übelkeit.“
„Hast du das etwa alles gelesen?“, fragte sie erstaunt.
„Aber sicher“, antwortete er. „Ich will doch auf dem Laufenden sein, wie sich das alles mit euch entwickelt. Brenda, du sollst auf keinen Fall das Gefühl haben, dass du damit allein bist. Denk dran.“
„Du bist wirklich lieb, Richard“, sagte Brenda und merkte, dass ihr schon wieder die Tränen kamen. Unwillig wischte sie sich die Augen. „Diese ewige Heulerei macht mich noch wahnsinnig.“
„Ich finde, sie macht dich liebenswert.“ Er steuerte mit dem Einkaufswagen auf die Kasse des Supermarkts zu. „Nachdem ich dir zu Hause beim Auspacken geholfen habe, ruhst du dich am besten ein bisschen aus.“
„Du darfst nicht immer so nett zu mir sein, sonst hör ich überhaupt nicht mehr auf zu weinen“, sagte Brenda schniefend und fiel in das zügige Marschtempo ein, in dem Richard vorwärts strebte. „Du weißt nicht, wie lange das in Tulsa dauert, oder?“
„Das kann man bei diesen Jobs leider nie vorher absehen“, antwortete er. „Aber ich werde dich jeden Abend anrufen und mich erkundigen, ob du auch anständig gegessen hast. Und vergiss bloß nicht, jeden Tag Milch zu trinken. Das ist sehr wichtig.“
„Ja, großer Meister.“ Brenda warf einen skeptischen Blick auf den bis oben hin gefüllten Einkaufswagen. Seitdem sie nicht mehr bei ihren Eltern lebte, hatte sie noch nie solche Mengen an Lebensmittelvorräten im Haus gehabt. Wenn ich nicht aufpasse, werde ich bald rund sein wie eine Tonne, dachte sie. Obwohl, fiel ihr gleich darauf ein, diese Ausmaße werde ich früher oder später sowieso haben.
Gleichzeitig gab ihr der Anblick ihrer Einkäufe ein bisher unbekanntes Gefühl der Geborgenheit. Sie warf einen Seitenblick auf Richard, der die Schlagzeilen der Zeitungen im Regal studierte, während sie an der Kasse warteten. Er war so aufmerksam und besorgt, sie könnte sich daran gewöhnen. Aber um mich geht es dabei ja gar nicht, sondern um das Baby, korrigierte sie sich eilig. Richard hatte früher schon seine Bemerkungen über die Organisation ihrer Küche und ihres ganzen Haushalts gemacht, aber es wäre ihm nicht im Traum eingefallen, sie in den Supermarkt zu schleppen, damit sie unter seiner Aufsicht etwas Vernünftiges zu essen einkaufte.
Brenda seufzte innerlich bei dieser ernüchternden Einsicht. In ein paar Stunden würde er nach Tulsa fliegen, und niemand wusste, für wie lange. Sie kam sich ein wenig verloren vor, wenn sie daran dachte.
„Übrigens“, unterbrach Richard ihre Gedanken, „ich habe kürzlich in einem Artikel in der Zeitung gelesen, dass es schon ungeborenen Kinder sehr, sehr gut tut, wenn man ihnen etwas vorliest. Besitzt du eigentlich ein paar gute Bücher?“
„Vergiss es“, wehrte Brenda entschieden ab. „Wenn du glaubst, ich komme von der Arbeit nach Hause und lese unserem Kind dann jeden Abend ein Kapitel aus ‚Krieg und Frieden‘ vor, so irrst du dich gewaltig.“
„Es muss ja nicht gleich ‚Krieg und Frieden‘ sein“, meinte er. „Du kannst dich ja auch hinsetzten und ein bisschen klassische Musik hören. Das soll ebenfalls sehr gut sein. Ich kann dir ja ein paar CDs leihen.“
„Nein danke, Richard.“ Brenda verdrehte die Augen. „Ich kenne deine Art von Musik und finde dieses Gefiedel entsetzlich, das weißt du. Das ist meinem Fröschchen und mir viel zu anstrengend.“
Richard verzog den Mund zu einem abfälligen Grinsen. „Wenn es deinem Country-und-Western-Gejaule ausgesetzt ist, will das arme Kind später mal Lastwagenfahrer werden oder Tankwart auf einer entlegenen Autobahnraststätte.“
Brenda fing an zu lachen. „Das ist die absurdeste Diskussion, die ich je geführt habe. Wir haben doch beide keine Ahnung, ob es dem Kind etwas ausmacht, welche Art von Musik man hört oder was man ihm vorliest.“
„Das ist bestimmt Ihr erstes Kind, nicht?“, hörten sie hinter sich eine Stimme.
Brenda und Richard drehten sich beide wie auf Kommando
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