Baccara Exklusiv Band 99
Schneeflockes Fressnapf. Meghan war ihm hinterhergekommen. Sie war barfuß gelaufen, und Kyle hatte sie nicht kommen hören. Daher drehte er sich überrascht um, als er plötzlich Meghans Stimme vernahm: „Hast du das mit den Plätzchen ernst gemeint?“
Sie trug ihren Bademantel, den Gürtel fest um die Taille geschlungen. Gestern hatte er sich vorgestellt, was sich hinter diesem Frotteestoff verbarg. Heute wusste er es, und das machte alles nur noch schlimmer. Er hungerte, aber nicht nach Essen, sondern nach dem, was sie ihm zu bieten hatte.
Doch Kyle erinnerte sich an sein Versprechen, ihr schöne Erinnerungen an Weihnachten zu geben. Wahrscheinlich hatten Meghan und ihr Ex-Ehemann nie gemeinsam in der Weihnachtszeit Plätzchen gebacken. Kyle würde seine Sehnsucht also noch etwas zurückstellen müssen.
„Ja“, erwiderte er. „Das war mein Ernst.“
Sie nickte. „Ich mach mit.“
Kyle lächelte. „Ich werde die Eier und die Butter aus der Scheune holen gehen.“
Meghan schlang die Arme um ihre Taille und schaute aus dem Fenster. „Ist es nicht zu kalt, um hinauszugehen?“
„Versprichst du mir, mich zu wärmen, wenn ich wiederkomme?“
Sie sah ihn erstaunt an, doch dann wurde ihr Gesichtsausdruck ganz sinnlich. Fasziniert stellte er erneut fest, dass man in Meghans Gesicht wie in einem offenen Buch lesen konnte. Nichts an ihr war gestellt, das machte sie für ihn noch reizvoller.
Bevor er womöglich seine Meinung wieder ändern und sie erneut auf das provisorische Lager vor den Kamin tragen würde, gab er ihr einen Kuss und holte sich die Jacke und die Stiefel.
In weniger als fünf Minuten kam er mit steif gefrorenen Händen zurück. Aber er hielt die Zutaten, die sie für den Teig brauchten, an sich gedrückt.
Meghan hatte inzwischen zwei Kerosinlampen angezündet und Schüsseln und Messbecher bereitgestellt. Dieses häusliche Bild zog ihn magisch an und erfüllte ihn mit einer Wärme, die er bis in die letzte Faser seines Körpers spürte.
Diese Gefühle mussten einstweilen warten. Kyle legte die mitgebrachten Dinge auf den Küchentisch. Dann zog er die Jacke aus, Meghan nahm sie ihm ab und hängte sie an die Garderobe neben die Hintertür.
Kyle musste einen Moment lang daran denken, wie es wäre, wenn sie ihm jeden Abend die Jacke abnähme und auf ihn warten würde. Seltsam, welche Gedanken ihm durch den Kopf spukten, seit er hier war.
„Du bist eiskalt.“ Sie nahm seine Hand in ihre. Dann stellte sie sich auf Zehenspitzen und küsste ihn. Sie hatte versprochen, ihn bei seiner Rückkehr zu wärmen, und das tat sie auch. Unter ihrem Kuss vergaß er die Kälte.
Obwohl seine Zukunft wie eine drohende Wolke über ihm hing, genoss er Meghans Liebe und das Beisammensein mit ihr in vollen Zügen. Es zählte nur das Hier und Jetzt.
Meghan holte ihn in die Wirklichkeit zurück, indem sie den Kuss beendete und sagte: „Wir wollten doch Plätzchen backen.“
„Ach ja, das habe ich fast vergessen. Befindet sich in deinem Haushalt ein Backbuch?“
Sie sah ihn misstrauisch an, aber innerlich musste sie lachen. „Ich dachte, du weißt, wie man Plätzchen macht?“
„Ich habe gelogen“, bekannte er ohne Umschweife und ohne auch nur im Entferntesten ein schlechtes Gewissen zu haben. „Schließlich heiligt ja der Zweck die Mittel.“
„Du hast gelogen?“ Meghan fand das alles auch nur lustig und keineswegs schlimm.
„Ich will dir doch etwas geben, woran du dich erinnern kannst, Meghan. Schöne Erinnerungen, um die anderen abzulösen.“
Er versuchte, wieder Grund unter die Füße zu bekommen und seine Flunkerei abzuschwächen. Aber das war gar nicht nötig.
Sie lächelte zärtlich. „Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal jemanden mögen würde, der mich anlügt.“
Er hob entschuldigend eine Hand hoch und machte ein zerknirschtes Gesicht.
„Also gut, Kyle“, sagte sie. „Lass uns beginnen, für schöne Erinnerungen zu sorgen. Ich glaube, ich habe zur Hochzeit ein Backbuch geschenkt bekommen.“ Sie begann, in einem Regal zu suchen, was gar nicht so einfach war in dem dämmrigen Licht.
„Betty Crocker“, rief sie dann triumphierend und nahm ein dickes Buch heraus, das immer noch in Papier eingepackt war. Sie riss die Verpackung auf und warf das zerknüllte Papier in den Abfallkorb. Wie immer traf sie daneben, und der Papierball rollte durch die Küche. Ordentlich, wie Kyle war, ging er hinterher, bückte sich und hob es auf.
„Kommst du bitte mit der Taschenlampe hierher“,
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