Baccara Extra Band 01
raten“, sagte sie so kühl wie möglich. „Ihre Kaffeepause ist noch nicht vorbei.“
Er lachte leise. „Doch, eigentlich schon. Aber ich bin von Natur aus neugierig.“
„Gibt es nicht irgendwelche Schurken, die Sie fangen müssen?“
Immer noch lächelnd trat er zu ihr. Eine Strähne seines dichten Haars fiel ihm in die Stirn, und seine Augen funkelten vor Ausgelassenheit.
Wieder kam er ihr viel zu nah.
Sie straffte die Schultern, hob das Kinn und bedachte ihn mit einem warnenden Blick.
Dennoch kam er immer näher und baute sich mit seinen breiten Schultern direkt vor ihr auf. Sie konnte die feinen Lachfältchen um seine Augenwinkel deutlich erkennen. Mit gesenktem Blick trat sie einen Schritt zurück.
Sein Lächeln wurde breiter. Er streckte die Hand aus und fuhr ihr mit seinen schlanken Fingern über die Hüfte. Holly zwang sich, still stehen zu bleiben. Es kostete sie einiges an Überwindung. Sie verstand nicht, warum. Er war doch nur ein Mann. Und sie hatte schließlich keine Angst vor ihm.
„Was soll das?“, fragte sie mit ihrer eisigsten Stimme. Sie war ziemlich stolz auf ihre Gelassenheit. Denn er brauchte nicht zu wissen, dass ihr das Herz bis zum Hals schlug.
Nur wegen einer flüchtigen Berührung.
Er schaltete den Herd ein. Dann sah er Holly an. In seinem Blick stand der pure Übermut. Überhaupt drückte sein ganzer muskulöser Körper puren Übermut aus. Sie fand ihn in diesem Moment unerhört sexy und gefährlich.
Gefährlich deshalb, weil sie muskulöse und attraktive Männer eigentlich sehr mochte.
Schade nur, dass sie Riley McMann nicht leiden konnte.
„Ich will Ihnen nur helfen“, sagte er. „Aller Anfang ist schwer.“
Sie räusperte sich. „Wie tröstlich!“ Er stand immer noch viel zu nah.
„Was dachten Sie denn, dass ich vorhabe?“, wollte er wissen.
Das Läuten des Telefons entband Holly von einer Antwort. Dafür war sie außerordentlich dankbar. Rasch griff sie zum Hörer.
„Hallo?“, meldete sie sich.
„Ist dort das Café Nirvana? Ich möchte gern mit meiner Tochter sprechen“, erklang die Stimme ihrer Mutter.
„Mum!“, rief Holly und verstärkte den Griff um den Hörer. Noch nie in ihrem Leben war sie so froh gewesen, die Stimme ihrer Mutter zu hören. „Wo bist du?“
Hoffentlich nicht weit entfernt, setzte sie in Gedanken hinzu.
„Dein Vater und ich haben uns entschlossen, Urlaub zu machen. Wir werden eine Kreuzfahrt machen.“
Nein, dachte Holly. Doch nicht ausgerechnet jetzt. „Eine Kreuzfahrt?“, wiederholte sie verzagt.
„Jawohl. Einen Monat lang von einer griechischen Insel zur anderen. Ist das nicht aufregend?“
Holly spürte, wie sich ihr Magen senkte. „Das ist eine ziemlich lange Zeit. Was ist mit dem Café?“
„Oh, das Nirvana? Du hast doch gesagt, dass du dich darum kümmerst. Früher oder später wird es schon verkauft werden.“
„Aber du hast doch gesagt, es geht nur um einen Monat.“
„Nun ja, ein bisschen mehr oder weniger. Du sagst doch immer, wir sollen dich und deine Absichten ernster nehmen.“
„Ja, schon. Aber …“
„Außerdem sage ich dir schon seit Jahren, dass es darum geht, den Augenblick zu nutzen. Mach etwas daraus.“
Holly konnte durch den Hörer das Horn eines Schiffes hören. Eines sehr großen Schiffes.
„Ich muss jetzt auflegen, Liebes“, sagte ihre Mutter.
„Ja, aber …“
Klick.
Ihre Mutter hatte also tatsächlich aufgelegt. Holly blickte auf den Hörer in ihrer Hand und hatte das Gefühl, von einem Zug überfahren worden zu sein. „Einen schönen Urlaub wünsche ich dir. Und grüße Dad von mir“, flüsterte sie.
Sie war tatsächlich völlig auf sich allein gestellt.
Ein Teil von ihr wollte auf der Stelle weglaufen. Dieses Gefühl war ihr nicht unbekannt. Sie war ihr ganzes Leben lang vor Schwierigkeiten geflohen, hatte sich ihren Problemen nie gestellt. Und auch nicht ihren Ängsten.
Doch das musste nun ein Ende haben. Besonders deshalb, weil ihre Eltern zweifellos damit rechneten, dass sie wieder davonrennen würde. Holly würde die beiden eines Besseren belehren. Sie würde ihnen zeigen, was in ihrer Tochter steckte.
Auch, wenn das bedeutete, dass sie jetzt hinausgehen und die Situation in den Griff bekommen musste. Sie unterdrückte ihren Fluchtinstinkt und straffte die Schultern.
„Alles in Ordnung, Prinzessin?“, wollte Riley wissen.
Er war ja immer noch hier! Bestimmt, um zuzusehen, wie sie sich zum Narren machte und scheiterte. Sie konnte wohl davon ausgehen,
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