Baccara Extra Band 01
dass er die gleiche Erwartungshaltung hatte wie ihre Eltern. Er hielt sie wahrscheinlich für ein oberflächliches, verwöhntes und egoistisches Stadtmädchen.
Schließlich war sie das auch. Aber nun war sie hier und wollte das Beste aus der Sache machen. Denen würde sie es schon zeigen.
Natürlich sollte ihr niemand anmerken, wie viel Überwindung sie ihr Vorhaben kostete. Also zwang sie sich zu einem kühlen Lächeln, drehte sich um und blickte Riley McMann in die Augen.
Er stand lächelnd vor ihr und sah aus, als wäre er in Eddies schmuddeliger Kochschürze geboren worden.
„Wieso haben Sie immer noch diese Schürze an?“, fragte sie feindselig.
„Nun, jemand muss ja das ganze Essen, das Sie hier kochen werden, nach draußen tragen und servieren.“
Ach ja, richtig, sie musste sich ja um das Essen kümmern. Dabei konnte sie noch nicht einmal einen Topf Wasser zum Kochen bringen. Angestrengt dachte sie über einen Ausweg aus der vertrackten Situation nach.
„Ich muss so schnell wie möglich einen Koch einstellen“, überlegte sie laut. „Ich könnte heute noch eine Anzeige aufgeben und …“
„Das wird nicht funktionieren“, erklärte Riley. „Das Lokalblatt erscheint nur einmal in der Woche.“
„Lassen Sie mich raten“, erwiderte sie resigniert. „Das ist heute.“
„Genau“, meinte er mit einem unschuldigen Lächeln.
Dieser Mann begann, ihr gewaltig auf die Nerven zu gehen. Genauso wie sein unschuldiges Lächeln. Wenn man sein gutes Aussehen und seinen Charme in Betracht zog, war er garantiert alles andere als unschuldig. Die Frauen in diesem erbärmlichen Nest umschwirrten ihn bestimmt wie Fliegen einen Honigtopf. Und er sah nicht aus, als würde er etwas anbrennen lassen.
Doch sie hatte nicht die Absicht, zu seinen zweifellos zahlreichen weiblichen Fans zu gehören. Das konnte sie sich nicht leisten. Dafür war sie in der Vergangenheit schon zu oft von Männern verletzt worden.
Der nächste Mann in ihrem Leben würde einer sein, der sie bedingungslos liebte. Ein Mann, dem sie vertrauen konnte und der sie nicht bei der nächstbesten Gelegenheit im Regen stehen ließ.
„Sie können in der kommenden Ausgabe eine Annonce aufgeben“, bemerkte er wenig hilfreich.
Na, prima! dachte sie. Das waren ja herrliche Aussichten. Mindestens eine ganze Woche lang ohne Hilfe.
„Schön“, sagte sie nur. „Vielen Dank. Dann werde ich jetzt mal mit dem Kochen anfangen.“
„Ich kann den Gästen Kaffee bringen. Und alles, was Sie hier zusammenbrauen.“
Keiner von ihnen bewegte sich. Die Luft um sie herum schien zu flirren. Holly war verwirrt. So etwas hatte sie noch nie erlebt. Er war nur ein raubeiniger Cowboy, viel zu gewöhnlich für ihren Geschmack. Und doch ging ihr diese Begegnung bereits jetzt viel zu nah.
Schließlich blickte er auf seine Uhr. „Danach sind Sie allerdings auf sich selbst gestellt. Um drei Uhr muss ich wegen eines dringenden Telefonats wieder in meinem Büro sein.“
„Ich ziehe es vor, schon jetzt auf mich allein gestellt zu sein“, erwiderte sie kühl. „Gehen Sie ruhig in Ihr Büro.“ Sie würde keine Hilfe annehmen. Schon gar nicht seine.
„Meinen Sie das ernst?“, fragte er erstaunt.
Sie nickte und streckte die Hand aus, um das Schürzenband um seine Hüften zu lösen. Das bedeutete zwar, dass sie ihn anfassen musste. Aber das würde ihr nichts ausmachen. Sie war schließlich kein Teenager mehr.
Sie hatte sich geirrt.
In dem Moment, als ihre Finger ihn berührten, lief ein Schauer durch ihren Körper. Während sie hastig das Schürzenband aufknotete, mied sie Rileys Blick.
„Sie wollen also wirklich auf meine Hilfe verzichten?“, fragte er fassungslos.
Es klang ganz so, als hätte das noch niemand vor ihr getan.
„Ja“, sagte sie in festem Ton, während sie die Kochschürze an einen Haken hängte.
„Nun, dagegen kann ich wohl nichts tun, Prinzessin. Oder sollten ich besser sagen, Miss Sturkopf?“
„Es wäre mir sehr recht, wenn Sie jetzt gehen würden“, erklärte sie eisig.
Er blieb noch einen Moment unschlüssig stehen. „Dann hoffe ich nur, dass Sie zurechtkommen.“
„Das tue ich immer.“
„Okay. Ich schätze, Sie machen sich dann am besten an die Arbeit“, meinte er mit nachdenklicher Miene.
Er wirkte so gelassen und ruhig. Aber das konnte er schließlich auch sein. Denn er musste ja nicht für einen Raum voller fremder Menschen kochen.
„Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie Ihre Meinung ändern“, bemerkte er.
Um
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