Baccara Extra Band 01
Postbeamte, resigniert den Blick senkte.
Riley hätte fast seinen Hut vor ihr gezogen. Für jemanden, der offenbar weder vom Service noch vom Kochen die geringste Ahnung hatte, blieb sie erstaunlich gelassen. Sie war schwer einzuschätzen. In einem Moment wirkte sie unsicher und hilfsbedürftig, im nächsten schon wieder selbstbewusst, unnahbar und äußerst kühl.
Er lachte still in sich hinein. Es gehörte zu seiner Natur, jedem beizustehen, der Hilfe nötig hatte. Sogar Menschen, die ihm eigentlich auf die Nerven gingen. Aber diese Frau brauchte seine Hilfe ganz gewiss nicht. Und wenn doch, hätte sie das vermutlich niemals zugegeben.
„Es sieht ganz so aus, als müssten Sie heute noch mit der Arbeit anfangen. Und zwar besser früher als später, Prinzessin“, sagte er mit einem breiten Grinsen.
Fassungslos erwiderte sie seinen Blick. „Prinzessin? Haben Sie mich gerade wirklich ‚Prinzessin‘ genannt?“
Er zuckte mit den Schultern. „Das scheint mir eigentlich ganz gut zu passen.“
„Nun ist es endgültig bewiesen. Ich bin in einem Paralleluniversum gelandet“, erwiderte sie kopfschüttelnd.
„Miss?“ Diesmal war es Mindy, die Bibliothekarin. Ihre Brille war ihr fast bis auf die Nasenspitze gerutscht. Sie hielt die Hand hoch und lächelte schüchtern. „Kann ich vielleicht …“
„Jetzt nicht!“, unterbrach Holly sie barsch und band sich endlich die Schürze um. Dann wandte sie den Blick zu Riley. „Was gibt es da zu grinsen?“
„Oh, ich bewundere nur Ihre vollendeten Manieren“, antwortete er.
Sie ignorierte seine Bemerkung, ging hinter den Tresen und nahm eine Speisekarte zur Hand.
Es kam nicht oft vor, dass Riley vom anderen Geschlecht ignoriert wurde. Dass diese Frau es tat, kümmerte ihn nicht weiter. Sie war definitiv nicht sein Typ. Er kannte diese Art von Frauen zu genau, um sich von ihrem attraktiven Äußeren blenden zu lassen.
Riley war von seinem Vater, der ebenfalls Sheriff gewesen war, erzogen worden. Ted McMann war eigentlich ein warmherziger, liebevoller Mensch gewesen. Aber als seine Frau ihn für ein aufregenderes Leben in der Stadt verlassen hatte, war er sehr bitter geworden. Es war vor allem seine harte, sture und verhärmte Seite gewesen, die Riley kennengelernt hatte.
Als junger Mann hatte Riley gegen die unbarmherzige Autorität seines Vaters rebelliert. Er hatte mit einer Gruppe gleich gesinnter Jugendlicher die Stadt unsicher gemacht und alles darangesetzt, seinem Vater das Leben schwer zu machen. Es dauerte einige Zeit, bis Riley sich entschieden hatte, auf welcher Seite des Gesetzes er stehen wollte. Dass er sich später doch zu einer Laufbahn als Sheriff entschlossen hatte, erfüllte seinen Vater noch immer mit Dankbarkeit.
Mittlerweile gefiel Riley das geruhsame, beschauliche Leben auf dem Land sehr. Er mochte seinen Job, seine Ranch und die weite, offene Wüstenlandschaft, die ihm von Kindheit an vertraut war. Aber er machte sich nichts vor. Es war sehr schwierig, eine Frau zu finden, die seine Vorlieben teilte. Nach den Erfahrungen mit seiner Mutter und einigen Frauen, für die er sich ernsthaft interessiert hatte, war er zu dem Schluss gekommen, dass die meisten Frauen ein abwechslungsreicheres Leben in der Großstadt vorzogen.
Nicht so Riley. Während der Zeit auf dem College war er für vier Jahre aus Little Paradise fort gewesen. Aber noch vor Ende des Studiums hatte er das Städtchen und die ursprüngliche Landschaft von ganzem Herzen vermisst. Ihm hatten die Weite, die Freiheit und die Stille gefehlt. Er fühlte sich an überfüllten, hektischen Orten einfach nicht wohl. Also war er sehr gern in seine Heimat zurückgekehrt.
Der Prinzessin hinter dem Tresen schien es hier allerdings nicht besonders zu gefallen. Gerade funkelte sie die Gäste zornig an, als wären sie schuld an ihrer misslichen Lage.
„Es liegt mir wirklich fern, mich in Ihre Angelegenheiten zu mischen“, sagte er freundlich. „Denn es ist mir eine wahre Freude, zu beobachten, wie sie mit dieser Situation allein fertigwerden. Aber ich habe den Eindruck, dass Sie einen guten Ratschlag gebrauchen könnten. Diesen Job hier sollte nur jemand machen, der gut mit Menschen umgehen kann.“
„Sehe ich nicht so aus, als könnte ich gut mit Menschen umgehen?“, erwiderte sie und betrachtete mit missbilligender Miene die Unordnung hinter dem Tresen.
Marge Mendoza war eine exzellente Köchin und eine außerordentlich freundliche und tüchtige Kellnerin gewesen. Aber hinter sich
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