Baccara Extra Band 01
Eigentlich hatte sie für diesen Tag schon genug Öffentlichkeit gehabt. „Haben ihnen die Fotos auf der Hochzeit denn nicht gereicht?“ Alex zuckte nur die Achseln, und sie nickte. „Wenn es sein muss … Dann mache ich mich lieber präsentabel.“
„Du bist mehr als präsentabel“, meinte Alex mit rauer Stimme, und Olivia verspürte den heftigen Wunsch, möglichst schnell die Flucht zu ergreifen.
Sie ignorierte Alex’ Blick und ging in den kleinen Erfrischungsraum. Dort ließ sie sich gegen die Tür sinken. Wer immer behauptet hatte, dass Liebe die Welt zum Schwingen brachte, hatte sich geirrt. Es war nicht Liebe, sondern sexuelle Anziehung. Da war sie ganz sicher.
Als sie aus dem Jet stiegen, ging die Sonne gerade unter, aber Olivia hatte kaum Zeit, den Abendhimmel zu genießen, denn sie mussten auf dem Weg zu der wartenden Limousine erst einmal ein Gewitter von Kamerablitzen über sich ergehen lassen. Eigentlich ließ sie sich durch die Aufmerksamkeit der Medien im Normalfall nicht beeindrucken, aber im Augenblick war sie einfach nur genervt. Auf der Hochzeitsfeier selbst hatten sie die Journalisten weniger gestört, denn es war doch eher eine öffentliche Veranstaltung gewesen. Doch was nun kam, war eigentlich privat.
Mit einem Mal hatte sie den Eindruck, als sei sie irgendwie aus dem Gleichgewicht geraten, nicht mehr im Einklang mit sich selbst. Es war schon schlimm genug, dass Alex ahnte, wie sie sich fühlte, aber sonst ging das niemanden etwas an.
Zwanzig Minuten später erreichten sie nach einer Fahrt über kurvige Straßen ein hell erleuchtetes Anwesen: ein einstöckiges Haus mit großzügig bemessener Veranda und einem Balkon, der sich um den ganzen ersten Stock zog. Umgeben war es von einem üppigen subtropischen Garten. Palmblätter wiegten sich in der leichten Meeresbrise und schlugen leicht gegen die ausladenden Glasfenster.
Ein älteres Paar hatte sich an der Tür bereitgestellt, um sie zu empfangen. Nach einer freundlichen Begrüßung schlug Alex vor, dass Olivia sich in die große Suite zurückzog, wo ein spätes Abendessen serviert werden sollte.
„Ich muss noch ein paar Telefongespräche erledigen und bin in einer halben Stunde bei dir. Okay?“
Olivia nickte erleichtert und folgte der Haushälterin die Treppe hinauf. Sie brauchte jetzt ein bisschen Zeit für sich. Die Frau, die sich als Harriet vorgestellt hatte, schien sehr nett zu sein. Sie erklärte Olivia alles und führte sie schließlich ins Schlafzimmer. Auf dem großzügig bemessenen Bett war ein Nachthemd aus blassblauer Seide mit dazu passendem leichtem Morgenmantel drapiert.
„Ist das von Alex?“, wollte Olivia wissen. Eigentlich kaufte sie sich ihre Kleider und Wäsche lieber selbst. Bei Alex hätte sie zu sehr das Gefühl, er wolle damit einen Besitzanspruch anmelden.
„Nein, das ist ein Hochzeitsgeschenk von Martin und mir“, erklärte Harriet ein wenig verlegen. „Ich weiß ja, dass Sie wunderbare Kleider entwerfen, Mrs. Valente, aber ich dachte, Sie würden sich trotzdem darüber freuen. Es ist als persönliche Geste gemeint. Sie müssen es natürlich nicht anziehen, wenn Sie nicht wollen.“
Olivia lächelte. „Vielen herzlichen Dank. Das Nachthemd ist wunderschön. Natürlich werde ich es heute Nacht tragen.“
„Das freut mich.“ Harriet ging zur Tür. „Lassen Sie mich wissen, wenn Sie noch etwas brauchen.“
Olivia nickte. Sie sah auf das Seidenhemd hinunter. Eigentlich hatte sie nicht vorgehabt, so etwas Verführerisches zu tragen – etwas, das Alex ihr ausziehen würde, aufreizend langsam oder auch mit leidenschaftlicher Ungeduld. Ein Zittern überlief sie. Sie fürchtete sich vor dieser Nacht. Nicht davor, dass Alex ihr wehtun würde, sondern davor, dass sie ihm ausgeliefert war, nackt, ohne schützende Hülle, hinter der sie sich verstecken konnte.
Aber sie hatte ihn geheiratet und ihm versprochen, dass sie ihm in jeder Hinsicht eine Ehefrau sein würde. Mitgefangen, mitgehangen, dachte sie.
Als sie später aus der Dusche kam, war Alex schon da. Er sah frisch aus und hatte sich umgezogen. Mit seiner hellgrauen Hose und dem schwarzen Polohemd sah er einfach fantastisch aus.
Seine Augen blitzten auf. „Du wirst mit jedem Augenblick noch schöner“, sagte er heiser.
Olivia gab sich gleichgültig, obwohl ihr bei seinem Kompliment warm geworden war. „Das Nachthemd ist ein Geschenk von Harriet und Martin“, erklärte sie schnell, damit er nicht dachte, es sei ihre Wahl gewesen. „Ich
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