Baccara Extra Band 5 (German Edition)
zu entschuldigen. Du hattest recht. Ich war egoistisch. Aber auch wenn es mir nur um meine Mutter ging, hätte ich dich nicht einfach übergehen dürfen.“
Sie hielt inne, doch als Harry keine Anstalten machte zu antworten, fuhr sie fort: „Ich wusste, wie viel dir der Job bedeutet. Aber als dein Großvater ihn mir angeboten hat, war ich so überrascht, dass ich zunächst gar nicht wusste, was ich sagen sollte. Und dann bist du hereingekommen.“
„Und ich habe euer trautes Zusammensein gestört.“ Seine Stimme klang bitter.
Megan ging einen Schritt auf ihn zu. Aber als er beiseitetrat, blieb sie stehen.
„Die Dinge sind dann aus dem Ruder gelaufen. Ich …“
„Gib dir doch keine Mühe, Megan. Wir haben uns nichts mehr zu sagen. Warum bist du überhaupt gekommen? Hat mein Großvater dich geschickt?“
„Nein.“ Megan war im tiefsten Innern verletzt. „Es war meine eigene Entscheidung.“
„Warum? Ich werde nicht nach Saint Louis zurückkehren.“
„Ich weiß. Dein Vater hat es mir gesagt.“
Harry begann auf und ab zu gehen. „Wie kommt mein Vater dazu, dir das zu erzählen?“
„Ich war heute mit ihm zum Lunch verabredet. Er ist der Meinung, Grandpa Joe hätte sich nicht einmischen sollen.“
Harry fuhr sich mit der Hand durchs Haar und lachte bitter. „Als ob das eine Neuigkeit wäre. Lass mich raten. Er hat dir wahrscheinlich alles über deinen neuen Job erzählt.“
„Ja, zuerst schon, aber dann …“
Harry unterbrach sie. „Und er hat dir bestimmt eine rührselige Geschichte aufgetischt. Dass meine Mutter ihren Sohn vermisst und so weiter. Und daraufhin bist du hergekommen, um mich zurückzuholen. Haben sie dir wenigstens deinen Flug bezahlt?“
„So war es überhaupt nicht. Ich …“
„Und jetzt flieg nach Hause und richte meinen Eltern aus, dass es mir gut geht.“
„Verdammt, Harry. Du wirst mir jetzt gefälligst zuhören!“
Harry erstarrte. So hatte er Megan noch nie reden hören. „Warum sollte ich?“
„Weil ich dich liebe!“
Diese Attacke hatte er nicht erwartet. Zumindest nicht so bald. Er hatte geglaubt, das würde sie sich für den Schluss aufheben.
Jetzt schaute er sie zum ersten Mal an. Wie eine Frau auf der Höhe ihres Erfolgs sah sie nicht gerade aus. Ihre Kleidung war zerknittert, ihr Make-up verschmiert, ihr braunes Haar zerzaust. Sie wirkte so verletzlich wie ein verstörtes Kind.
Und auf ihrem Gesicht war alles abzulesen, was sich in ihrem Innern abspielte.
Sie zeigte sich ihm völlig schutzlos, ohne Vorbehalte. Ganz anders als sonst. Früher hätte sie ihm ihre Wut entgegengeschleudert. Damit hätte er besser umgehen können.
Aber natürlich hätte sie damit ihr Ziel auch nicht erreicht. Er würde nicht nach Hause zurückkehren.
Es wäre schön, wenn ihn ihre Liebeserklärung umstimmen würde. Aber er konnte ihr nicht glauben. Sie hatte ihn zu tief verletzt.
„Das reicht mir nicht“, erklärte er und ging hinaus.
Darci hörte, wie Harrys Tür zuschlug. „Das hört sich gar nicht gut an“, sagte sie zu ihrem Mann. „So ein Dickschädel. Tu mir einen Gefallen, sieh mal nach Megan. Ist dein Vater schon wieder zurück?“
„Nein. Er bleibt noch eine Woche bei Kit.“
„Gut. Bring Megan in seiner Wohnung unter. Ich gehe zu meinem Bruder und versuche, ihm etwas Verstand einzubläuen. Und diesmal kommt er mir nicht davon.“
„Megan?“
Sie hörte Camerons Stimme und blickte hoch, konnte ihn jedoch wegen ihrer tränenverschleierten Augen kaum erkennen. „Alles war umsonst.“
„Es wird wieder gut, da bin ich sicher“, sagte Cameron. „Aber jetzt suchen wir dir erst einmal eine Unterkunft.“
„Ich habe nichts gebucht.“
Also hatte sie alles stehen und liegen lassen und war nach New York gekommen. „Mein Vater ist gerade zu Besuch bei meiner Schwester in Long Island. Seine Wohnung ist frei. Sie ist ziemlich groß, aber es gibt ein weiches Bett.“
Was hätte sie sonst tun können? Megan war wie gelähmt vor Verzweiflung. Aber Cameron wartete auf ihre Antwort.
„Danke“, sagte sie.
Harry hörte die Wohnungstür zufallen, und er war nicht überrascht, als kurz darauf seine Schwester hereinplatzte.
„Jetzt hast du’s, sie ist weg.“
„Ich bin froh, dass sie weg ist. Und falls sie wiederkommt, soll der Portier sie gleich wieder wegschicken.“
Darci starrte ihn an. „Du bist ein unglaublicher Sturkopf. Manchmal frage ich mich, ob wir überhaupt verwandt sind! Sie kommt hierher und legt dir ihr Herz zu Füßen, und was
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