Baccara Extra Band 5 (German Edition)
ja selbst nicht so ganz, doch sie verdrängte das alles, so gut es ging.
Ihre Mutter und Bill waren völlig aus dem Häuschen gewesen. Jetzt hatte sie alles erreicht, was sie wollte. Nur dass sie dabei den Mann, den sie liebte, verloren hatte.
Was würde sie Harrys Vater heute Mittag erzählen, wenn er sie nach seinem Sohn fragte?
Sie hatte mehrfach versucht, Harry anzurufen. Aber er hatte sein Handy auf Anrufbeantworter gestellt. Zwei Mal hatte sie eine Nachricht auf Band gesprochen, ihm gesagt, dass sie ihn liebe. Aber er hatte nicht zurückgerufen.
Ihre Mutter, der sie alles erzählt hatte, wusste auch keinen Rat. Schließlich hatte Megan das getan, was sie immer tat: sich in die Arbeit gestürzt.
„Denken Sie an Ihre Verabredung?“
Megan schreckte hoch, als Cheryl in ihr Büro kam, und blickte bestürzt auf die Uhr. Es war bereits zehn vor eins. Beim Aufstehen dehnte sie ihren verspannten Rücken. Wie sie sich danach sehnte, wieder von Harry massiert und ins Bett gebracht zu werden.
Aber das gehörte wohl für immer der Vergangenheit an. Jetzt musste sie nach vorn blicken, auch wenn es noch so schwerfiel.
Sie blickte an sich hinunter. Typisch. Ihr Anzug war wieder einmal völlig zerknittert. Aber irgendwie passte das zu ihrer seelischen Verfassung. Der einzige Lichtblick war, dass es ihrer Mutter sehr viel besser ging, seit sie die neuen Medikamente nahm. Sie schmiedete bereits Hochzeitspläne mit Bill.
Pünktlich um eins kündigte Andrew Sanders Sekretärin Megans Erscheinen an.
„Ah, Megan.“ Andrew stand auf, als sie eintrat. „Schön, Sie zu sehen.“ Er kam mit ausgestreckter Hand auf sie zu. Sein Händedruck war fest, wie der von Harry.
Jetzt wusste sie auch, von wem Harry sein gutes Aussehen hatte. Er würde sicher später genauso aussehen wie sein Vater. Ein paar mehr Fältchen um die Augen und grauweißes Haar, aber immer noch eine straffe Haut und volle Lippen.
„Ich wollte Sie ins Mike Shannon’s einladen, ja? Dorthin habe ich auch Darci eingeladen, als sie befördert worden war. Joe passt das zwar nicht, aber ich finde, es muss nicht immer ein Restaurant von Jacobsen sein.“
„Ja, sicher“, erwiderte Megan, auch wenn sie noch nie in diesem Nobelrestaurant gewesen war.
Sie wurden zu einem kleinen Tisch geführt, und die Unterhaltung gestaltete sich unkomplizierter, als Megan erwartet hatte. Andrew sprach in lockerem Ton von ihrem neuen Job und der Verantwortung, die damit zusammenhing. Megan war froh, dass er Harry nicht erwähnte.
„Jetzt, wo Sie zu den Führungskräften gehören, sollten Sie noch über eine Sache Bescheid wissen. Grandpa Joe mischt sich gern in alles ein, und außer ihm selbst finden das alle unmöglich.“
Megan ließ ihre Gabel sinken und blickte erstaunt hoch. „Wie meinen Sie das, Sir?“
„Andrew, nennen Sie mich Andrew. Sie wissen, wovon ich rede. Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass er Harry ständig zusetzt. Diesmal ist er zu weit gegangen. Jetzt hat er Harry vollkommen verprellt. Meine Frau ist sehr unglücklich darüber.“
„Wissen Sie, wo Harry ist?“
„Immer noch in New York. Bis er eine eigene Wohnung gefunden hat, wohnt er bei Darci. Er hat wohl eine sehr gute Position in Camerons Unternehmen in Aussicht. Angeblich fängt er schon in zwei Wochen an.“
Bei dieser Nachricht krampfte sich Megans Magen zusammen. Harry war nicht nach Hause gekommen. Er würde nie mehr in Saint Louis wohnen. Also hatte er es wirklich ernst gemeint, als er sagte, es sei aus zwischen ihnen. Im Stillen hatte sie immer noch gehofft, dass er zurückkäme. „Das tut mir sehr leid. Und es ist alles meine Schuld. Ich habe den Job bekommen, den er wollte.“
Andrew winkte ab. „Wenn wir schon von Schuld sprechen, dann ist einzig und allein Harrys Großvater schuld an der Sache. Es ist eine lange Geschichte, und ich sollte es Ihnen vielleicht nicht erzählen. Aber Harry hat die Erwartungen seines Großvaters immer enttäuscht. Er ist der älteste Enkel, und Grandpa Joe projizierte immer alles auf ihn, was er selbst gern gemacht hätte, als er jung war. Er hat sich damals abgestrampelt, um ein Wirtschaftsimperium aufzubauen, während Harry alles in den Schoß gelegt wurde. Grandpa Joe hatte große Dinge mit ihm vor und hat dabei vollkommen Harrys Neigungen ignoriert. Ich bedaure, dass ich dem nicht von Anfang an Einhalt geboten habe.“
Andrew trank von seinem Eistee. „Harry hat sich Grandpa Joes ehrgeizigen Plänen immer widersetzt und die Folgen zu
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