Baccara Extra Band 5
Leder.“
Er lachte laut auf. Die Grübchen, die sich dabei in seinen Augenwinkeln bildeten, machten Celia fast verrückt. Nichts wie weg von hier, dachte sie, und drückte den Fuß aufs Gaspedal.
Jethro kehrte unterdessen in sein Motel zurück. Er rief die Flughafenauskunft an und brachte in Erfahrung, dass es früh am nächsten Morgen einen Flug gab. „Ich melde mich später noch mal, um zu buchen“, sagte er.
Er nahm die Lokalzeitung vom Tisch, die zwei Tage nach dem Untergang der „Starspray“ erschienen war, und überflog noch einmal den Leitartikel. Der Redakteur hatte seine Hausaufgaben gemacht. Von ihm, Jethro, war die Rede als Geschäftsmann und Besitzer einer Flotte von Öltankern und Containerschiffen. Mit anderen Worten: superreich.
Celia musste die Zeitung gelesen haben. In einem winzigen Ort wie diesem konnte es gar nicht anders sein. War ihre Weigerung, sein Geld anzunehmen, echt oder nur vorgespielt gewesen?
Sie war überaus intelligent. Das war einer der Gründe, warum er sich so zu ihr hingezogen fühlte. Nie zuvor in seinem Leben war er einer Frau nachgelaufen. Das hatte er gar nicht nötig gehabt. Außerdem war sie nicht sein Typ. Ihm lag mehr die klassische Schönheit, die kultivierte Dame der verfeinerten Lebensart.
Weshalb war er dann so fasziniert von dem reizvollen Kontrast, in dem ihr leuchtendes Haar zu den dunklen Tiefen ihrer Augen stand? Von dem Temperament, das ihre Wangen rötete? Von dem reizvollen Schwung ihrer Lippen, wenn sie lachte?
Ihr Lachen wirkte gelöst und aufrichtig. Und doch trauerte sie immer noch um ihre tote Mutter.
Vergiss diese Celia Scott endlich! Morgen früh fliegst du zurück nach Manhattan, um dich deiner nächsten Herausforderung zu stellen. Mit der „Starspray“ kannst du keine Regatta mehr segeln. Aber wie wäre es mit den Anden? Du könntest dich einer Expedition anschließen …
Jethro griff nach dem Telefonhörer.
Eine undurchdringliche graue Wolkendecke lastete bleiern über den Wipfeln der Bäume. In der Luft lag der scharfe Geruch nach Harz und Torf. Celia löste ihren Zopf und schüttelte das Haar aus, damit der Wind damit spielen konnte. Eine weiße Seemöwe flog über ihren Kopf. Die ist frei, dachte Celia, völlig frei.
Sie hatte ihren eigenen Rekord gebrochen. Normalerweise brauchte sie fünfundsiebzig Minuten, um Gun Hill zu erklimmen, den kleinen Berg bei Collings Cove. Doch heute Nachmittag hatte sie es in fünfundsechzig Minuten geschafft.
Etwa, weil sie sich Jethro aus dem Kopf schlagen wollte, der heute früh abgeflogen war? Ganz sicher wollte sie nicht an ihren Traum denken, in dem sie beide sich nackt in einer Koje auf einem Krabbenfischer hin und her gewälzt hatten.
Oder hatte sie einfach nur dem Dilemma entkommen wollen, das ihr Vater ihr mit seinem Wunsch eingebrockt hatte?
Celia seufzte. Sie war froh, dass sie nach Washington zurückkehrte. Auch wenn sie Ellis nicht seinen Herzenswunsch erfüllen konnte, würde sie die ihm noch verbleibende Zeit an seiner Seite verbringen. Vielleicht schafften sie es sogar, die Distanz zu überbrücken, die sich über die Jahre zwischen ihnen aufgetan hatte. Das würde Celia sehr glücklich machen.
Sie setzte sich auf einen Felsen am Gipfel und fischte einen Apfel aus der Tasche. Genüsslich kauend ließ sie ihre Gedanken treiben.
Bis ein kratzendes Geräusch in ihrem Rücken sie abrupt hochschnellen ließ. Lautlos huschte sie über die Felsen zum nördlichen Hang. Ihr Verstand sagte ihr, dass kein wildes Tier es schaffen würde, hier heraufzuklettern. Kleine Steine gerieten ins Rollen, und sie zuckte zusammen. War das etwa ein Bär? Mit angehaltenem Atem spähte sie über den Rand des Abgrunds.
Ein Mann kletterte den Steilhang hinauf. Jethro.
Er war also nicht abgereist.
Ihre erste Reaktion war unbändige Freude, die ihr Verstand jedoch sofort eindämmte. Sie hatte keine Lust, ihm gleich Auge in Auge gegenüberzustehen. Rasch zog sie sich vom Rand des Abgrunds zurück und sah sich um. Es gab keine Möglichkeit, sich zu verstecken.
Als Jethros dunkler Haarschopf über dem Rand auftauchte, begrüßte sie ihn lässig. „Guten Tag, Jethro.“
Er erstarrte mitten in der Bewegung. Celia hatte er hier offensichtlich nicht erwartet.
Mit einer geschmeidigen Bewegung hievte er sich über den Rand des Abhangs und stand auf. „Hallo, Celia.“
Sie hatte keinen Schimmer, was er wohl denken mochte. Seine Miene war undurchdringlich. Ihr Blick fiel auf seine muskulösen Beine. In ihrem
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