Baccara Extra Band 5
stirbt?“
„Mein Vater. Die Ärzte geben ihm noch drei Monate. Er und ich, wir – nur ein einziges Mal möchte ich ihm eine gute Tochter sein. Oh, Jethro, ich weiß sonst nicht, was ich tun soll!“, schrie sie ihm ihre Seelenqual entgegen.
„Ich verstehe kein Wort“, erwiderte er ruhig. „Pass auf, ich trage dich den Rest des Weges, fahre dich nach Hause und verarzte dich. Und dann erklärst du mir in aller Ruhe, was es mit dieser konfusen Geschichte um deinen Vater auf sich hat. Hier … putz dir die Nase.“ Er zog ein blütenweißes Taschentuch aus der Hosentasche und drückte es ihr in die Hand.
„Du kannst mich nicht tragen, es ist zu weit“, stammelte sie und schnäuzte sich.
„Probieren wir es doch einfach, okay?“ Mühelos hob er sie hoch. „Und tu mir einen Gefallen, sag nichts mehr. Du hast während der vergangenen zehn Minuten mehr als genug geredet.“
„Es gefällt dir wohl, Befehle zu geben.“ Erschöpft lehnte sie den Kopf an seine Schulter und schloss die Augen. Mit einem Mal fühlte sie sich sicher und geborgen.
Jethro atmete schwer, als Celias Toyota endlich in Sicht kam. Er warf einen raschen Blick auf die Frau in seinen Armen. Sie hatte die Augen geschlossen. Ihre Knie waren aufgeschlagen und schmutzverkrustet. Die Art, wie sie sich vertrauensvoll seinen starken Armen überließ, rührte ihn. Und das passierte ihm selten bei einer Frau.
Mit gutem Grund. Frauen, die von seinem unermesslichen Reichtum wussten, war nicht zu trauen. Als Konsequenz daraus erlaubte er sich zwar erotische Abenteuer, aber eine tiefere Bindung kam für ihn nicht infrage.
Celias unverfrorene Bitte, sie zu heiraten, hatte seinen Zorn geweckt. Hielt sie ihn etwa für einen kompletten Idioten? Wie konnte sie es wagen, ein so durchsichtiges Spielchen mit ihm zu treiben!
Doch er war nicht nur wütend, sondern auch enttäuscht. Enttäuscht darüber, dass sie genauso war wie die anderen. Wie Elizabeth, die vorgegeben hatte, mit seinem Kind schwanger zu sein, oder Marliese, die behauptete, er hätte sein Eheversprechen gebrochen, und die ihm deshalb gerichtliche Schritte androhte.
Die Überprüfung von Celias Vermögensverhältnissen würde ein Leichtes sein. Falls sie wirklich so reich war, wie sie behauptete, stand er allerdings vor einer völlig neuen Situation.
4. KAPITEL
Jethro nahm hinter dem Steuer Platz, und Celia dirigierte ihn zu sich nach Hause. Dort erwartete sie das reinste Chaos. Überall stapelten sich volle und erst zur Hälfte gefüllte Umzugskartons, pralle Müllsäcke standen in den Ecken, und auf den Möbeln lagen Berge von Kleidung.
„Bist du immer so unordentlich?“, fragte Jethro spöttisch.
„Die Umzugsleute kommen morgen, das habe ich dir doch erzählt.“ Sie bückte sich, um die Wanderschuhe auszuziehen. „Danke fürs Nachhausebringen. Du brauchst nicht länger zu bleiben, mir geht’s wieder gut.“
„Wenn man bedenkt, dass du mich vor weniger als einer Stunde gebeten hast, dich zu heiraten, hast du es jetzt bemerkenswert eilig, mich loszuwerden.“
„Du hast doch Nein gesagt.“
„Ich sagte, wir reden darüber, nachdem ich dich verarztet habe.“ Er blickte sich interessiert um. Ein Bild über dem Kamin erregte seine Aufmerksamkeit. Er trat näher heran und betrachtete es mit kritischem Blick. „Ein Chagall … alle Achtung!“
„Das Bild stammt aus dem Nachlass meiner Mutter. Auf Wiedersehen, Jethro.“
Er überhörte ihre letzte Bemerkung. Es stimmt also, dachte er, sie hat Geld. „Wo ist der Erste-Hilfe-Kasten?“
„Im Bad, ich hole ihn.“ Nachdem sie wieder zurück war, ließ sie sich auf einen Stuhl fallen. Sie sah plötzlich erschöpft und zerbrechlich aus.
In einem Anflug von Mitgefühl erinnerte Jethro sich daran, dass sie bereits eine Zwölfstundennachtschicht hinter sich hatte.
„Ich weiß, ich habe einen großen Fehler gemacht. Lass mich bitte nicht dafür büßen, Jethro.“
Sie war nicht der Mensch, dem es leichtfiel, andere um einen Gefallen zu bitten, darauf hätte Jethro wetten können. Er widerstand dem Impuls, sie in die Arme zu nehmen. „Ich möchte Näheres über deinen Vorschlag erfahren.“
„Du bist wie dieser Felsen auf dem Gun Hill – unnachgiebig.“ In der Küche ließ sie sich auf einen Stuhl fallen und verzog den Mund.
Jethro wusch sich in der Spüle die Hände. „Und du bist eine schlechte Verliererin.“
„Man hat kaum eine Chance zu gewinnen, wenn der Gegner aus Granit ist“, sagte sie bitter.
„Halt still.“
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