Baccara Extra Band 5
Jules einen raschen Kuss auf die Wange und winkte ins Plenum, das begeistert über sein Kommen war.
„Hurra, Onkel Thad ist da!“, schrie einer der Studenten laut.
„Hey, Dr. O’Connor, wo sind Sie denn in letzter Zeit gewesen?“, wollte ein anderer wissen.
Wendys Hand schoss in die Höhe, eine Geste, die seltsam deplatziert und formell wirkte. „Werden Sie uns eine Geschichte aus Ihrem reichen Fundus erzählen? Wir behandeln gerade die Auswirkungen von Luftverschmutzung auf Stein. Haben Sie eine auf Lager, die zu diesem Thema passt?“
Dr. O’Connor fasste sich ans Kinn, als wenn er ernsthaft darüber nachdachte. „Hm, lassen Sie mich mal überlegen.“ Er zwinkerte Jules zu, die liebevolle lächelte.
„Ring frei für Onkel Thad!“, rief Jules. Bevor sie ihm das Rednerpult überließ, flüsterte sie ihrem Onkel noch etwas zu und blickte dabei in Nicks Richtung.
Nick grüßte kurz hinauf. Binnen kürzester Zeit hatte Dr. O’Connor alle zum Lachen gebracht, als er erzählte, wie man einmal bei der Renovierung eines alten Gefängnistraktes ihn selbst beinahe eingesperrt hatte, weil man ihn für einen Ausbrecher hielt.
„Und die Moral der Geschichte ist die, dass nichts so ist, wie es auf den ersten Blick scheint.“
Nick musste wie der Rest des Seminars herzlich mitlachen, aber Dr. O’Connors Worte gingen ihm nicht aus dem Kopf. Irgendwie hatte er so ein Gefühl, dass die Moral dieser Geschichte auf mehr zutraf als auf das Gesagte. Diese Ahnung verstärkte sich, als er Julienne neben dem Podium stehen sah. Sie hatte ein angespanntes Lächeln um die Mundwinkel, das so gar nicht zu den liebevollen Blicken passen wollte, die sie ihrem Onkel zuwarf.
Vielleicht konnte aus seiner Beziehung zu Julienne mehr werden als eine reine Bettgeschichte. Obwohl es auf den ersten Blick tatsächlich nur um eins gegangen war – um Sex.
9. KAPITEL
Nachdem sie den ganzen Nachmittag am Risqué gearbeitet hatte, war sich Julienne über eines klar: Nick hatte mit seinen Liebeskugeln sein Ziel erreicht – sie hatte eine unbändige Sehnsucht nach ihm.
Als er sie im Laufe des Tages scheinheilig fragte, welches Lokal sie ihm und dem Team empfehlen könne, schien er vollauf begeistert über ihr zappeliges Wesen. Natürlich lud er sie und ihre Studenten ebenfalls zum Abendessen ein. Sie würden ins Old River House gehen, ein angesagtes Lokal.
Ihre Studenten freuten sich riesig, mit Nicks Team zusammen eine After-Work-Party feiern zu dürfen. Sie selbst fühlte sich nicht so recht in der Stimmung für diese Art von Unterhaltung. Nicht wenn sie bei jedem Schritt daran denken musste, wie sehr sie Nick begehrte, und mit welchen Tricks sie Onkel Thad am besten hinters Licht führen konnte, damit sie am Ende auch bekam, was sie wollte.
„Wahnsinn, ich hätte nicht geglaubt, dass wir zusammen mit der ADF das Lokal an die Grenzen seines Fassungsvermögens bringen würden“, raunte sie Onkel Thad zu, als sie die Taverne betraten.
„Der Besitzer wird sich bestimmt über unseren Besuch freuen. Mach dir da mal keine Gedanken. Das ist der ideale Ort, um sich zu entspannen und abzuschalten.“
Daran zweifelte sie nicht. Doch ihr war nicht entgangen, dass Onkel Thad alles andere als gut gelaunt wirkte. Sein Blick blieb auf Nick hängen, der mit Dale zusammen an der Bar stand und sich gerade angeregt mit einer Frau unterhielt, die offenbar zum Personal gehörte.
Komisch, eigentlich war ihr Onkel immer gern hierhergekommen. Weshalb benahm er sich heute so seltsam? Nick schien die Kneipe auf Anhieb zu mögen. Er strahlte, als er sich seinen Weg durch die Menschenmenge in ihre Richtung bahnte.
„Eine ausgezeichnete Idee von Ihnen, dieses Lokal zu empfehlen. Ich habe die Tische umstellen lassen. So können wir alle zusammensitzen. Ihr Kommen ehrt mich, Sir.“
Julienne atmete erleichtert auf, als ihr Onkel auf diese respektvolle Floskel mit einem Lächeln reagierte. Nick brachte sie an ihren Tisch und setzte sich neben sie, auf der anderen Seite flankiert von Onkel Thad.
Die zusammengewürfelte Gruppe schien das gemeinsame Essen zu genießen. Juliennes Studenten unterhielten sich angeregt mit Nicks Leuten, und sogar ihr Onkel wechselte das eine oder andere Wort mit Nick. Julienne war froh darüber, trotzdem konnte sie das Ende des Abends kaum abwarten.
Als Nick endlich aufstand, „Ruhe“ brüllte und sein Glas erhob, um auf alle Kollegen und Gäste anzustoßen, seufzte sie im Stillen erleichtert auf.
„Wir alle müssen
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