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Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben

Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben

Titel: Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Schuller
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dieses gut gemeinte »Einflößen« von hochprozentigem schottischen Whisky machte alles nur noch schlimmer. Am Ende ließ der entnervte Regisseur Hamish Hamilton ihren Namen vom Grabstein entfernen, weil sie völlig ausflippte und sich nicht beruhigen ließ.
     
    Amy würde sich dem etwas älteren Alex Foden gegenüber, der sich während des Drehs so verständnisvoll um sie gekümmert hatte und sie von der allgemeinen Hektik und Nervosität (und vom mühsam unterdrückten Zorn der gesamten Produktionsmannschaft) am Set abgeschirmt hatte, in den kommenden Jahren äußerst großzügig zeigen. Denn der gute Draht, den sie zueinander hatten, rührte nicht nur von seinem Geschick her, ihre Bienenkorb-Frisur oder ihr modisches Outfit perfekt zu stylen, sondern auch daher, dass Alex ebenfalls ein Süchtiger war, ein Konsument harter Drogen, der drauf und dran war, sich beruflich zu ruinieren. Angeblich hatte er zum Zeitpunkt des Drehs bereits seine Wohnung verloren und hauste in einem Loch in Camden.
    Kurz entschlossen nahm Amy ihn jetzt bei sich auf. Ihr damaliger Lover Alex Clare hatte ja sowieso nicht viel zu melden. Und überhaupt: Was sollte er dagegen sagen, wenn sie eine fürsorgliche Freundin war (womit sie ihre Wunschrolle als Mutter erfüllen wollte)? Alex ahnte es
damals vielleicht noch nicht, aber für Amy stand wohl ohnehin längst fest, dass sie ihn in dem Augenblick in den Wind schießen würde, in dem sie ihren Blake wieder zurückerobert hatte … Der war zu diesem Zeitpunkt übrigens gerade im Begriff, sich eine ganze Menge Ärger einzuhandeln. Es hieß, er sei in eine üble Kneipenschlägerei verwickelt gewesen und hätte einem Barmann das Jochbein zertrümmert. Diese Geschichte sollte sich später nicht nur als wahr herausstellen, sie sollte auch schwerwiegende Folgen für Amys Leben haben.
    Amys neuer Mitbewohner Alex Foden gehörte fortan jedenfalls zu ihrem Inner Circle . Offiziell war er ihr Haus-und-Hof-Stylist, guter Freund und Vertrauter. Inoffiziell war er vermutlich auch ein willfähriger Junge-für-alles, aber natürlich auch ein Copilot, mit dem man sich gemeinsam wunderbar ins farbenfrohe Drogen-Universum schießen und danach wieder sicher in Camden landen konnte. Und als dann Amys monatelanges, cleveres Werben um Blake endlich von Erfolg gekrönt war, hatte der geliebte Heimkehrer offenbar nichts gegen den neuen Mitbewohner einzuwenden.
    »Amy war sehr großzügig. Sie hat immer für uns alle bezahlt, auch was die Drogen angeht. Sie konnte sehr viel ab, und sie wusste anfangs auch noch, wo ihre Grenzen lagen. Weil Heroin den Blutzuckerspiegel jedoch drastisch senkt, hat sich Amy fast ausschließlich von Süßigkeiten ernährt. Es gab Phasen, da hat sie nur von ›Haribo‹ gelebt«, erinnerte sich Alex. »Wir hatten sogar einen extra Schrank für die Süßigkeiten, der immer randvoll war, mit Tüten ihrer Lieblingssorten ›Tangfastics‹ und ›Starmix‹, für mindestens 200 Pfund.«

    Amys Stylist wurde in dieser denkwürdigen Phase zu einem der wichtigsten (und sicherlich auch glaubwürdigsten) Zeugen, der hautnah miterlebte, wie Amy damit begann, ihren »Suizid auf Raten« zu kultivieren, immer rasanter voranzutreiben, immer exzessiver. Ungeachtet ihres weltweiten Erfolges, der ihr in den nächsten zwei Jahren viele Millionen Pfund, vor allem aber Anerkennung und Respekt von allen Seiten einbringen sollte (mit dem sie jedoch nach wie vor wenig anfangen könnte), schien sie mit ihrem extremen und selbstzerstörerischen Verhalten einfach nicht schnell genug voranzukommen. Ganz gleich ob sie shoppen ging, rauchte, Alkohol trank, Rauschgift konsumierte oder aß (um sich spätestens 30 Minuten nach der Mahlzeit den Finger in den Hals zu stecken und sich geräuschvoll zu übergeben): Sie war eine Forscherin, die unerschrocken und ohne die geringste Rücksichtnahme auf sich und ihre Umwelt versuchte, Extreme auszuloten, diese nach Möglichkeit zu toppen und eine neue Höchstleistung aufzustellen.
    Es ist erstaunlich, was ein menschlicher Körper aushalten kann, bevor er streikt. Denn noch immer besaß Amy genügend Kraft (und selbstverständlich auch genügend Intelligenz), um ihren eigentlichen Job, den eines umjubelten Popstars, mehr oder weniger zufriedenstellend zu erfüllen.
    »Amy bekam in dieser Zeit häufig Kleider zugeschickt, die ihr dann aber meistens zu groß waren«, erzählte Foden. »Wir haben deshalb bei den Designern angerufen und ihnen gesagt, dass sie die Klamotten ändern

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