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Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben

Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben

Titel: Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Schuller
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müssten, oft auf eine Kleidergröße, die normalerweise sieben- oder achtjährige Mädchen haben.«

    Amy taumelte, doch niemand hielt sie auf.
    »Man muss leider auch davon ausgehen, dass Amy sich durch nichts und niemanden auf ihrem Weg aufhalten lassen wollte«, meint die Psychologin Alix Needham, »nicht einmal von ihrer großen Liebe Blake.«
    Amys Suchtverhalten und ihre exzessive Lebensweise, ihre Tag-und-Nacht-Phasen, ihre Impulsivität und ihr Hang zur Selbstzerstörung, gepaart mit ihrem (über-) großen musikalischen Talent und ihrer einzigartigen Fähigkeit, menschliche Emotionen zu erfassen und in berührende Wörter und Musik zu kleiden, können als Voraussetzungen für den tragischen »Club 27« gesehen werden. Sie sind aber auch Hinweise auf eine psychischen Erkrankung, die nur sehr schwer zu erfassen (und noch schwieriger zu begreifen und zu akzeptieren) ist und die heute als die am weitesten verbreitete psychische Störung überhaupt gilt, von der Frauen etwa vier Mal so häufig betroffen sind wie Männer.
    Noch bis vor wenigen Jahren wurde sie als »Borderline-Syndrom« (oder Borderline-Persönlichkeitsstörung) bezeichnet. Damit waren eine Vielzahl unterschiedlicher Störungen an der »Grenzlinie« (»Borderline«) zwischen Neurose und Psychose gemeint. Inzwischen wird diese Störungen in ihrer komplizierten, komplexen Gesamtheit bei der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegebenen »Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD)« klar als eine Unterform, als ein Typus, der »emotional instabilen Persönlichkeitsstörung« eingestuft. Die Diagnose »Borderline« selbst, das räumen auch erfahrene Psychiater und Psychologen ein, ist hingegen
schwierig. Und die Patienten gelten als »extrem störrisch« und unzuverlässig. Immerhin ist es eine Persönlichkeitsstörung, bei der (unter anderem) Impulse ohne Rücksicht auf die Konsequenzen ausagiert werden und eine gewisse Tendenz zu streitsüchtigem Verhalten besteht. Die Chance auf eine völlige Heilung der Borderline-Störung ist insgesamt eher gering, und zwar umso geringer, je früher und intensiver die Störung ausbricht.
    Selbst wenn man es heute ganz vorsichtig und aus der Distanz betrachtet, fällt auf, dass Amy einige der Hauptkriterien erfüllen dürfte, die für gewöhnlich für die »Diagnose Borderline« herangezogen werden.
    »Eine Persönlichkeitsstörung mit deutlicher Tendenz, Impulse ohne Berücksichtigung von Konsequenzen auszuagieren, verbunden mit unvorhersehbarer und launenhafter Stimmung. Es besteht eine Neigung zu emotionalen Ausbrüchen und eine Unfähigkeit, impulshaftes Verhalten zu kontrollieren. Ferner besteht eine Tendenz zu streitsüchtigem Verhalten und zu Konflikten mit anderen, insbesondere wenn impulsive Handlungen durchkreuzt oder behindert werden. Zwei Erscheinungsformen können unterschieden werden: Ein impulsiver Typus, vorwiegend gekennzeichnet durch emotionale Instabilität und mangelnde Impulskontrolle; und ein Borderline-Typus, zusätzlich gekennzeichnet durch Störungen des Selbstbildes, der Ziele und der inneren Präferenzen, durch ein chronisches Gefühl von Leere, durch intensive, aber unbeständige Beziehungen und eine Neigung zu selbstdestruktivem Verhalten mit parasuizidalen Handlungen und Suizidversuchen.« (Definition gemäß der aktuellen, international gültigen Ausgabe der ICD-10-GM Version
2011 – F60.31 Emotional instabile Persönlichkeitsstörung/ Borderline-Typ)
    Hatte Amy mit ihren 23 Jahren nicht bereits beinahe all diese Punkte für sich in Anspruch genommen? Hatte sie auf ihren beiden Alben – »Frank« und »Back to Black« – nicht jede einzelne Phase ihres schmerzhaften Kampfes gegen sich selbst und andere mit schonungsloser Offenheit in die Welt hinausgesungen? Und wurde sie nicht genau dafür jetzt so reich belohnt? Auch wenn sie die Anerkennung nie ganz annehmen konnte.
    »Borderliner können Intelligenz und Attraktivität nicht als konstantes Gut akzeptieren«, sagt Alix Needham, »sondern lediglich als Eigenschaften, die sie sich immer wieder neu erarbeiten und verdienen müssen. Ihr Selbstwertgefühl und die Fähigkeit zur Selbstachtung basieren deshalb nicht auf Leistungen, die sie in der Vergangenheit erbracht haben, sondern immer nur auf aktuellen Erfolgen und Misserfolgen und dem Feedback durch Dritte.«
    Borderline-Persönlichkeiten erleben auch immer wieder die starke Angst davor, von einer ihnen

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