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Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben

Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben

Titel: Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Schuller
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seine Frau Janis, eine geborene Seaton, ebenfalls Jüdin, war vier Jahre jünger. Sie hatten bereits einen gemeinsamen Sohn, Alex, der vier Jahre zuvor zur Welt gekommen war.
    Amys Eltern hatten heimlich heiraten müssen, denn Janis’ Mutter, die ihren Schwiegersohn nicht ausstehen konnte, hätte eine Hochzeit ihrer Tochter mit dem Vertreter für Isolierverglasungen wohl mit allen Mitteln zu torpedieren versucht. Jahrzehnte später, als Amy und Blake sich am 18. Mai 2007 in Miami das Ja-Wort gaben, sollte sich diese Situation exakt wiederholen. Amy, die genau wusste, dass ihre Mutter Blake geradezu verabscheute, hielt ihre Hochzeitspläne unter Verschluss. So wurde die Vermählung ihrer Tochter mit dem vermeintlichen Taugenichts für Janis zu einer gelungenen Überraschung, die für sie freilich wie ein Schlag ins Gesicht war.
    Mitch hatte 1984 bereits einen bescheidenen Wohlstand erarbeitet. Allerdings bestand zwischen diesem Wohlstand und seiner ständigen Abwesenheit ein Zusammenhang, den seine Frau – jetzt zweifache Mutter – nicht akzeptieren wollte. Deshalb sattelte Mitch bald um und fuhr nun im regelmäßigen Schichtdienst Taxi, um auf diese Weise seine Vaterrolle besser erfüllen und seine Frau entlasten zu können. Denn anders hätte Janis, die zunächst als Apothekenhelferin das Familieneinkommen erhöhte, ihre eigene berufliche Karriere nicht vorantreiben können. Sie hatte, quasi nebenbei, an der »Open
University« ein Diplom in Naturwissenschaften erworben und wollte nun an der London »School of Pharmacy« ein Studium dranhängen, was sie dann auch tat.
    So kam es, dass Alex Winehouse und seine vier Jahre jüngere Schwester Amy einen Großteil ihrer Kindheit bei den Großeltern verbrachten, meistens bei Cynthia Winehouse, der Mutter von Mitch. Sie sollte zur wichtigsten Bezugsperson der kleinen Amy werden – und das würde sie auch noch sein, als ihre Enkelin sich auf dem Weg nach ganz oben befand.
    »Ich habe vor nichts Angst«, sagte Amy einmal, »nicht vor Schlangen und auch nicht vor Spinnen. Allerdings fürchte ich meine Oma. Sie ist klein, aber ziemlich respekteinflößend. «
    Amys erster Manager Nick Godwyn sah dies ähnlich:
    »Cynthia Winehouse war der einzige Mensch, der Amy zurechtweisen konnte. Denn sie war Rock’n’Roll, und Amy bewunderte sie. Menschen, die Amy gut kannten, konnten beobachten, dass sie einigermaßen okay war, als ihre Großmutter noch lebte; natürlich war Amy oft betrunken, aber irgendwie kam sie doch immer wieder in die Spur. Aber mit dem Tod von Cynthia brach ein emotionaler Damm.«
    Mitchs Mutter entsprach in etwa dem Klischee der »Jewish Princess«, die natürlich längst zu einer »Queen« mutiert war und diese Rolle auch perfekt zelebrierte. Egozentrik war ihr hervorstechendstes Charaktermerkmal. Für ihr Alter, das sie niemandem verriet, war sie eine sehr attraktive, schick gekleidete »Dame«, die niemals ungeschminkt das Haus verließ. Beinahe hätte die junge Cynthia in den 1940ern den Jazzmusiker Ronnie Scott
geheiratet, einen der bekanntesten englischen (und wohl auch besten weißen) Saxophonisten der Welt (der unter anderem das Solo für den Beatles-Hit »Lady Madonna« im Studio eingespielt hatte) und später im Londoner Stadtteil Soho einen legendären Musikclub, das »Ronnie’s«, betrieb. Doch die Verlobung wurde von Ronnie Scott gelöst, weil er keine Katze im Sack kaufen wollte und auf Sex vor der Ehe bestand, den ihm Cynthia jedoch standhaft verweigerte.
    Amys Großmutter vermittelte ihren Enkelkindern allgemeine Lebenskunde, mit einer Mischung aus Verständnis, Erfahrung und strenger Güte, für die Alex und Amy allerdings auch einiges tun mussten: ungewöhnliche Dienstleistungen für ihre Oma. Allwöchentlicher (und sicherlich zweifelhafter) Höhepunkt für die beiden Kinder waren die Haarpflege sowie die Mani- und Pediküre, wobei Amys Bruder Alex im Laufe der Jahre offenbar großes Geschick beim Nagellackieren entwickelt hatte, vor allem beim Lackieren der Fußnägel (was ihm bekanntlich den hämischen Spott seines späteren Schwagers Blake einbringen sollte).
    »Doch, sie war wirklich schön«, erinnerte sich Amy 2007 im »Sunday Herald«. »Ich habe immer gesagt: Wenn Frank Sinatra meine Omi vor Ava Gardner kennengelernt hätte, würde ich jetzt ein fürstliches Leben führen.«
     
    Auf Fragen, wie sie die Kindheit ihrer Tochter Amy beschreiben würde, antwortete ihre Mutter Janis häufig einsilbig mit dem Wort »aufregend«. Und

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