Back to Paradise (German Edition)
Es darf nicht sein, dass ich erneut zu einer Statistin in dieser Seifenoper werde, die auch als Caleb Beckers Leben bekannt ist. Das werde ich nicht zulassen.
Ich sehe den weißen Kleinbus an, mit dem wir auf eine vierwöchige gemeinsame Tour gehen sollen. Wir werden unsere Geschichte der Öffentlichkeit präsentieren, in der Hoffnung, damit andere vor den Erfahrungen zu bewahren, die wir gemacht haben. Ich beiße mir auf die Lippe, als mir die Ironie des Ganzen bewusst wird. Wie können wir das tun, wenn die Wahrheit über Calebs und meinen Unfall immer noch unter vielen Lügen begraben liegt?
Ich stoße ein paar Teerbröckchen mit der Fußspitze über den Asphalt. »Er hat gesagt, du hättest keine andere Wahl, als auf diese Tour mitzukommen. Wieso?«
Caleb lehnt mit verschränkten Armen am Picknicktisch und stößt einen Seufzer aus. »Okay, hier ist der Deal. Große Überraschung: Ich habe mir schon wieder Ärger eingehandelt. Entweder ziehe ich das Programm durch oder ich lande im Knast. Jetzt bist du am Ball, Maggie. Wenn du möchtest, dass ich verschwinde, mache ich das. Ich werde die Konsequenzen tragen.«
Das Letzte, was ich will, ist, dass Caleb zurück ins Gefängnis muss. Ich habe Angst, danach zu fragen, wie es dazu kommen konnte, also lasse ich es sein. Falls er es mir erzählen will, wird er es tun. Aber ich weiß schon, dass er es nicht tun wird, weil er null Ahnung hat, wie man anderen vertraut. Am wenigsten mir. Ich mag einst ein Teil seines Lebens gewesen sein, aber jetzt bin ich es nicht mehr. Ich bin eine Fremde für ihn und er ist ein Fremder für mich.
»Es sind nur vier Wochen«, sage ich zu ihm. »Ich glaube, wir packen das.«
»Vier Wochen Aufeinanderhocken in einem Van – und dann brauchst du mich nie wiederzusehen.«
Ich schließe kurz die Augen, als er das sagt. Er sollte nicht wieder abhauen. Seine Schwester braucht ihn und seine Mutter kämpft immer noch jeden Tag mit ihrer Tablettenabhängigkeit. »Nach der Fahrt solltest du zurück nach Paradise gehen.«
»Das wird nicht passieren, also schlag dir das aus dem Kopf.«
Ich schiebe meine Traurigkeit beiseite, nehme meinen Mut zusammen und richte mich zu meiner vollen Größe auf. Dann sehe ich ihm in die Augen und sage: »Weißt du, was ich denke?«
»Was?«
»Ich denke, der knallharte und stoische Caleb Becker macht es sich verdammt leicht.« Da, ich habe es gesagt.
»Mein Leben ist vieles, Maggie, aber bestimmt nicht leicht«, erwidert er. Er räuspert sich. »Und wenn du meinst, auf einmal hier vor dir zu stehen, sei ein Klacks für mich, liegst du falsch …« Seine Stimme stockt.
»Vielleicht gibt das Schicksal uns eine zweite Chance, uns voneinander zu verabschieden. Bevor wir beide wieder getrennte Wege gehen, meine ich.«
»Das muss es sein«, sagt er sarkastisch. »Also hast du kein Problem damit, dass wir die Fahrt zusammen machen?«
Ich räuspere mich und blicke zum Van rüber. »Ich habe kein Problem damit, solange du keins hast.«
Er stößt sich vom Tisch ab, lässt mich stehen und geht rüber zu Damon. Sie reden kurz, dann wirf Caleb seinen Matchbeutel in den Kofferraum des Vans und steigt ein.
»Caleb hat gesagt, ihr wärt euch einig«, sagt Damon zu mir, als ich zum Kleinbus hinke.
»Es sind nur vier Wochen. Das wird schon klappen.«
Damon sieht ungefähr so überzeugt aus, wie ich mich fühle, aber ich versichere ihm, dass die Vergangenheit hinter uns liegt und wir sie überwinden werden. Ich hoffe wirklich, ich lüge mir gerade nicht selbst in die Tasche.
Die zwei Mädchen, die ich heute Morgen kennengelernt habe, sitzen ganz vorne im Van. Das Mädchen, das Erin heißt, hat Piercings in Nase und Lippen, und ihre nackten Arme sind mit Tattoos übersät. Sie liest gegen das Fenster gelehnt ein Buch. Das andere Mädchen, Trish, hat lange, extrem glänzende blonde Haare und würde in Paradise glatt als eine der beliebten Cheerleaderinnen durchgehen. Sie hat sich die Augen dunkel geschminkt und trägt hellrosa Lippenstift. Das Make-up steht ihr gut.
Ich vermeide absichtlich, einen kurzen Blick auf die hintere Bank zu werfen – ich werde nicht da hingucken, wo er sitzen wird –, und gleite neben Matt auf die mittlere Sitzbank. Ich kenne Matt von der Physiotherapie, weil seine Termine normalerweise mittwochabends hinter meinen lagen. Matt hat drei Viertel seines linken Armes verloren, und sein rechter Arm ist vernarbt, aber ich bin nicht sicher, was genau passiert ist. Ich bin überzeugt, ich werde es
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