Back to Paradise (German Edition)
Tasten huscht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es einfach für ihn ist, aber er scheint wunderbar klarzukommen.
Ich beuge mich vor und stütze die Hände auf die Bank vor mir. Ich werde einfach ein bisschen Smalltalk mit Trish und Erin machen. Alles ist besser, als sich den Kopf über Caleb zu zerbrechen, und weil wir den nächsten Monat auf engstem Raum zusammenleben werden, muss ich mich ohnehin mit diesen Mädchen anfreunden. Aber mir wird schnell klar, dass sie nicht plaudern wollen. Trish steckt sich die Stöpsel ihres Kopfhörers in die Ohren und zieht ihre Kapuze über, um ihr Gesicht zu verbergen. Erin ist so gefangen in ihrem Buch, dass ich nicht sicher bin, ob sie sich des realen Lebens um sie herum überhaupt noch bewusst ist.
Ich lasse mich zurück auf meinen Platz fallen und gucke aus dem Fenster. Die Kornfelder und Bauerhöfe der Landschaft von Illinois ziehen so schnell vorbei, dass sie vor meinen Augen verschwimmen.
»Hey, Matt«, sagt Caleb.
»Hm?«
»Tausch den Platz mit mir.«
3 Caleb
Ich glaube, Maggie steht noch immer der Mund offen vor Schock, als ich über den Sitz klettere und Matt seinen Platz mit mir tauscht. Ich komme nicht damit klar, einen anderen Kerl neben ihr sitzen zu sehen. Dämlich, ich weiß, so besitzergreifend zu sein, wo ich nicht das geringste Recht dazu habe.
Damon wirft einen Blick über die Schulter. »Caleb, bleib auf deinem Platz.«
»Hier hinten werde ich reisekrank, mir ist schon ganz schlecht«, sage ich störrisch. »Und Lenny riecht nach Scheiße … das meine ich genau so, wie ich es sage. Ich halt das nicht aus.«
»Das habe ich gehört«, sagt Lenny.
»Gut«, gebe ich zurück.
Maggie wirft ihr hellbraunes Haar mit einem Selbstvertrauen zurück, das ich nur selten habe aufblitzen sehen, als wir noch zusammen waren. Sie mustert mich von der Seite. »Wieso versuchst du, einen Streit mit Lenny anzufangen?«
»Tue ich gar nicht. Er hat damit angefangen.« Ich klinge wie ein kleines Kind, aber inzwischen ist mir das vollkommen egal. Was glaubt Maggie eigentlich? Dass ich perfekt bin? Sie sollte inzwischen wissen, wie weit ich davon entfernt bin.
»Du suchst die Konfrontation.«
»Was ist daran falsch?«, frage ich.
Maggie reckt hoheitsvoll das Näschen in die Luft. »Ich bin sicher, das findest du von ganz allein heraus.«
»Alles okay dahinten?«, schaltet sich Damon ein.
»Mein Finger tut weh«, platzt Lenny heraus. »Ich brauche ein Kühlpack.«
Ich rolle mit den Augen, als Damon Lenny fragt, was passiert ist. Nach kurzem Zögern und einem warnenden Blick von mir behauptet Lenny, es sei nichts.
Maggie holt einen Reiseführer über Spanien aus der Tasche und setzt eine Brille mit einem Metallrand auf. Sie muss neu sein, dann ich habe sie noch nie eine tragen sehen. Sie dreht sich von mir weg und widmet sich, an ihrem Bleistift kauend, ihrem Buch. Ich beobachte, wie sie auf manchen Seiten etwas einkreist und andere mit einem Eselsohr markiert.
»Planst du einen Trip nach Spanien? Schon wieder?«, frage ich. Kurz bevor ich aus Paradise weg bin, hat sie etwas darüber gesagt, dass sie ihre Meinung geändert hätte und doch kein Semester im Ausland verbringen wolle.
Sie schließt das Buch und stößt es und den angekauten Bleistift in ihren Rucksack. »Ja.«
Das ist alles. Keine Einzelheiten, keine Erklärung. Nicht dass sie mir eine schulden würde. Sie will ganz offensichtlich nicht mit mir reden, geschweige denn mich ansehen.
Nach zwei Stunden parkt Damon den Van an einer Raststätte. »Alle Mann raus. Geht auf die Toilette und vertretet euch die Beine. Wir essen hier ein schnelles Abendbrot.«
Während wir darauf warten, dass die anderen von der Toilette wiederkommen, gehe ich zu Maggie, die bei den Getränkeautomaten steht.
»Was geht?«, frage ich in der Hoffnung, damit ein normales Gespräch zu beginnen.
Ihr Blick ist gleichermaßen angewidert wie überrascht. » Was geht? Willst du mich verarschen, Caleb? Du warst für acht Monate verschwunden. Du hast die Was-geht-Phase um ungefähr sieben Monate überschritten.«
Mist. Ich habe das Gefühl, nichts, was ich jetzt sage, wäre gut genug, aber ich versuche es trotzdem. »Tut mir leid.«
»Mir tut es auch leid.« Maggie wendet sich ab und geht davon, ihr Hinken ruft mir mit aller Macht jene schicksalhafte Nacht vor zwei Jahren ins Gedächtnis. Für ein halbverkrüppeltes Mädchen humpelt sie ganz schön schnell davon. Ich verfalle ins Joggen, um sie einzuholen, weil ich dämlich
Weitere Kostenlose Bücher