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Backstage

Backstage

Titel: Backstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schwarzwälder
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einmal Melissas Hand, mit der gesunden, der rechten. Ein stummes Zwiegespräch entspann sich, bis Melissa schließlich den Blick abwendete.
    «Na schön. Ich kann dich verstehen, nur zu gut, würde es genauso machen. Ich helf dir unter einer Bedingung. Ich werde Tamara anrufen, die wird dein Auto abholen, das der Einsatzleiter gesichert hat, dann bringen wir dich nach Hause. Ich werde bei dir übernachten, und du wirst ohne Diskussion tun, was ich sage, vor allem liegen bleiben. Bei der geringsten Unsicherheit schaff ich dich wieder ins Krankenhaus, und wehe dir, du lügst mich an, was Kopfschmerzen oder Ähnliches betrifft.»
    Paula brachte so etwas wie ein Lächeln zustande und schloss erschöpft die Augen.
    Gegen ärztlichen Rat, mit Beruhigungs- und Schlaftablette versorgt und mit einem schneeweißen Gipsverband, ließ Paula sich in einem Rollstuhl ins Freie fahren.
    Draußen wartete Tamara in Paulas Auto. Sie hatte die Rücksitze mit der eigenen Steppdecke und Kissen ausgepolstert und half es Paula darauf bequem zu machen.
    Tamara fuhr, ruhig, sicher, bremste behutsam, fuhr langsam an und plagte niemand mit Fragen, nachdem ihr Melissa das Wichtigste zum Gesundheitszustand Paulas zusammengefasst hatte. Über die Umstände, die dazu geführt hatten, die Ereignisse des Abends, soweit Melissa sie überblickte, hatte sie Tamara zuvor am Telefon informiert.
    Gegen drei Uhr waren sie vor Paulas Haus am Wannsee.
    Paula schlief neun Stunden, neun Stunden ununterbrochenen Schlafs.
    Tamara war nach Hause gefahren, und Melissa hatte sich im Wohnzimmer auf einer Isomatte fünf Stunden Schlaf abgequält; sie wanderte nun, mit einem Becher Kaffee, durch die unteren Räume.
    Welch ein Haus! Ein großzügiger Eingangsbereich mit geschwungener Treppe nach oben, zu einer Art Galerie, von der die Zimmer abgingen, wie unten, die untereinander mit Türen verbunden waren.
    Das Haus rundum von Rasen umgeben und Hecken begrenzt, die den Zaun weitgehend verbargen. Der Rasen, der eher einer Wiese glich, mit Löwenzahn und Gänseblümchen, war schon lange nicht mehr gemäht worden.
    Über die Terrasse, noch ohne Möbel, ging Melissa zurück ins Wohnzimmer, mit geblümten Tapeten, auf denen noch die Umrisse der Bilder, die zuvor dort hingen, zu sehen waren. Der Raum hatte eher die Ausmaße einer Halle, Melissas gesamtes Haus fände hier Platz. Rechts schlossen sich eine altmodische Küche und ein Gästebad an. Links die Bibliothek; eine Menge Regalbretter waren in Wandnischen eingelassen, auf einem Orientteppich lag ein einzelnes, festes Sitzkissen.
    Der untere Bereich war kaum eingerichtet, nur ein langer Tisch zur Küche hin, auf dem Computer, Bücher, Papiere und benutzte Gläser standen.
    Paulas Schlafzimmer darüber war eingerichtet: ein Podest, worauf ein breiter, dicker Futon lag, Kissen en masse, flache Regale mit Büchern, Kerzen, in den Farben Gold und Rot. Farben wie die Kaiser von China, bemerkte Tamara.
    Paula widersprach nicht, ließ alle Anmerkungen zum Haus unkommentiert. Sie verzog das Gesicht, als Melissa und Tamara sie zu Bett brachten, aber nicht, weil sie Schmerzen hatte, sondern weil dies ihr eigenster, vertraulicher Raum war, den auch Ehlers nicht betreten hatte; einen Raum für sich persönlich war Paulas Begriff von Luxus, und das große Haus bot genügend andere Möglichkeiten, Freunde und Liebhaber zu empfangen.
    Sie ließ sich gehorsam beim Ausziehen helfen, um die Frauen schnell loszuwerden, verzichtete auf die gewohnte Dusche vor dem Schlaf, auch ein geliebtes Ritual, und schlief vor Erschöpfung ein, bevor sie noch Zeit hatte, die Bilder des Tages vorbeiziehen zu lassen.
    Es war beinahe neun. Melissa suchte und fand Paulas Telefon unter Zeitungen auf dem Esstisch. Als Erstes wählte sie Reimanns Handynummer und, als sie auf der Mailbox landete, ließ sie sich von der Hotelrezeption mit seinem Zimmer verbinden. «Lassen Sie es klingeln, bis er sich meldet, er erwartet meinen Anruf», log sie.
    Reimann war mehr als ungnädig.
    «Was soll das, ich bin erst sehr spät ins Bett gekommen.»
    «Wer nicht? Sie wollten mich angerufen haben, dann wäre dieser Anruf nicht nötig. Was denken Sie, was heute los ist, meinen Sie nicht auch, ich sollte Bescheid wissen, bevor mich jemand von der Presse in die Finger bekommt?»
    Reimann räusperte sich in die Telefonmuschel - von wegen ab und zu rauchen. «Okay. Lilli hat einen Nervenzusammenbruch. Die offizielle Version ist Erschöpfung und momentane Orientierungslosigkeit

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