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Backstage

Backstage

Titel: Backstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schwarzwälder
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gebeten, die Fenster geschlossen zu halten. Die Hotelleitung will natürlich kein Risiko eingehen», sagte der Mann, korrigierte sich sofort. «Niemand will natürlich riskieren, dass die Frau sich verletzt.»
    Dritter Stock. Wollte Lilli sich wirklich umbringen, war das ihre ernst zu nehmende Absicht? Oder wollte sie auf diese Weise nur Aufmerksamkeit erzwingen? Hatte sie aus einer momentanen Eingebung heraus gehandelt? War sie wieder betrunken? Was immer ihre Beweggründe sein mochten, man musste vom Schlimmsten ausgehen.
    «Das Stubenmädchen wollte wieder nach ihr sehen. Die Frau schlief nicht mehr, stand auf dem Balkon und schrie los, als die Angestellte das Zimmer betrat.»
    «Sorgen Sie dafür, dass niemand das Zimmer betritt, anruft oder Fassadenkletterei betreibt. Und halten Sie uns die Presse vom Leib. Bloß keine Blitzlichter draußen oder Hubschrauber mit Kameras.»
    «Versprochen, soweit wir das kontrollieren können. Aber beeilen Sie sich. Ich weiß, dass das nicht nur von Ihnen abhängt, aber ich kann nicht abschätzen, wie lange ich die verschiedenen Interessenlagen im Zaum halten, ich meine, zur Zurückhaltung bewegen kann. Die Tür ist nur angelehnt. Viel Glück.» Paula schob vorsichtig die Tür zur Suite auf, die im Dunkeln lag, einen schmalen Spalt zunächst, um Lilli nicht durch plötzlichen Lichteinfall zu beunruhigen.
    «Hören Sie? Kommen Sie zur Tür, ganz ruhig», wies Paula mit leiser Stimme die Frau an.
    Eine ältere Frau kam ihr aus dem Dunkeln des Zimmers entgegen, nickte ihr zu. Paula schloss die Tür und schob sich vorsichtig in Richtung Balkon, Schritt für Schritt, die Arme tastend ausgestreckt, um nirgends anzustoßen. Allmählich gewöhnten sich die Augen an das Dämmerlicht. Der beleuchtete Dom auf dem Platz spendete genug Licht, um die Gestalt der Frau zu sehen. Lilli lehnte jetzt am hüfthohen Geländer, ein Gitter aus Eisenstäben, und wandte Paula den Rücken zu. Auf dem Boden ein gepolsterter Fußschemel.
    Paula näherte sich der Balkontür, war etwa zwei Meter von Lilli entfernt, als die sich plötzlich umdrehte.
    «Wer ist da?»
    Sie stieg sofort auf den Hocker.
    «Bleiben Sie, wo Sie sind.»
    Die Stimme klang schrill, drohte zu kippen.
    «Ich bin es. Paula. Paula Oshinski. Wir haben heute zusammen Kaffee getrunken. Ich bin da, um zu helfen, Lilli. Wir werden alles in Ordnung bringen, was immer es ist. Bleiben Sie ruhig, Lilli. Ruhig. Ich komme nicht näher, versprochen. Aber kommen Sie runter von dem Stuhl da.»
    «Stehen bleiben.»
    «Ja. Ich stehe noch am selben Platz, Lilli, ich bewege mich nicht. Lass uns miteinander reden.»
    «Ich will mit Tom sprechen.»
    «Ich werde ihn ausfindig machen, ihn ans Telefon holen. Setz dich doch solange.»
    Lilli zögerte, ging in die Knie, hockte sich mit angezogenen Beinen auf das gepolsterte Möbel.
    Paula drückte Melissas Handynummer.
    «Ja, Paula?»
    «Wo bist du, Melissa?»
    «Bei Braun.»
    «Gott sei Dank. Bring ihn ans Telefon. Lilli droht mit Selbstmord. Sie will mit ihm reden.»
    Paula flüsterte die letzten Sätze.
    «Braun ist betrunken, der redet womöglich wirres Zeug.»
    «Versetz ihm einen Schock, der ihn nüchtern macht. Erklär ihm die Situation. Bleib in der Leitung.» Und zu Lilli: «Dein Mann schläft schon. Es wird einen Moment dauern, ihn ans Telefon zu holen, er hat eine Schlaftablette genommen. Lass uns solange miteinander reden, Lilli. Sag mal, ist dir nicht kalt? Du musst doch frieren, du hast nur dieses dünne Nachtzeug an, trägst keine Schuhe. Soll ich dir was bringen?»
    «Ich will Tom sprechen», wiederholte Lilli, die auf den Boden starrte und wie festgefroren auf dem Hocker kauerte. «Ich will ihm alles sagen. Ich wollte das nicht. Ich wusste mir einfach nicht anders zu helfen. Ich hab das nicht geplant, es ist einfach passiert.»
    Paula schätzte die Chance ein, die Frau mit einem Hechtsprung zu schnappen. Aber der Abstand war zu groß. Das, was sie eben gehört hatte, glich dem Anfang eines Geständnisses.
    «Was ist passiert, Lilli?»
    Paula suchte Lillis Blick, die sah unverwandt zu Boden.
    «Was ist geschehen, Lilli, was willst du Tom erzählen, vielleicht kann ich dir helfen.»
    «Ich wollte es nicht, ich hab es nicht geplant.»
    «Was hast du nicht geplant?»
    «Tom. Wo ist Tom, er muss es wissen, das wird er mir nie verzeihen. Oh Gott, Tom.»
    «Er ist sicher gleich ..
    «Paula», tönte es aus dem Handy, das Paula am Ohr gehalten hatte. «Ich hab seinen Kopf unter Wasser gehalten und ihn

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