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Backstage

Backstage

Titel: Backstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schwarzwälder
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Tom stand auch hier im Mittelpunkt, eingeleitet mit der Bemerkung: Auf Tour poppen zählt nicht.
    Frage: «Begleitete Lilli ihren Mann auf seinen Tourneen?»
    «Eine Tournee bringt eigene emotionale Verflechtungen mit sich. Viele Ehefrauen und Freundinnen fühlen sich ausgeschlossen. Sie wollen und brauchen die Bestätigung, genauso wichtig wie der Star und seine Crew zu sein. Sie bringen Unruhe mit ihrer Bedürftigkeit in die Truppe, lenken ab, weil sie irgendwie auch im Scheinwerferlicht sein wollen.»
    «Dieses Arschloch», fluchte Reimann. «So ein scheinheiliges Aas. Das hat ihm jemand aufgeschrieben, das liest der vom Teleprompter ab.»
    Geschickt lenkte der Interviewpartner das Gespräch, unter dem Mantel der Besorgnis und des Verständnisses wurden die Suggestionen ins Publikum geträufelt: Eine vernachlässigte Ehefrau, ein unzufriedener Star, der sich seine Ideale bewahren wollte und vom geldgeilen Umfeld in eine schlechte künstlerische Richtung gelenkt wird, Panitz, der alte Freund, habe den Star davor bewahren wollen.
    Reimann tobte, goss sich einen Whiskey ein, kommentierte so laut, dass man nichts mehr verstand, aber der Beitrag war auch nach wenigen Minuten zu Ende, und Melissa schaltete den Apparat aus. Das Telefon klingelte, Melissa bat die Rezeption, Anrufe zu notieren, nur Braun durchzustellen.
    «Der hat auf mich angespielt, dieser Idiot. Jetzt ist Panitz der Gute. Was glaubte der Kerl denn, wieso sich Tom so lange halten konnte? Das war harte Arbeit. Und Publicity ist das A und O. Presse einsetzen, Medienkontakte machen. Und in Zeiten, wo es nicht so gut läuft, seinen Namen im Gespräch halten. Chicks bezahlen, damit sie in der ersten Reihe in Ohnmacht fallen, vor seinem Haus rumlungern, Fanbriefe schreiben. Im Gespräch bleiben, darauf kommt es an. Zeig mir einen, der nicht vor Angst in die Hose scheißt bei der Vorstellung, dass das Telefon nicht mehr klingelt, nichts mehr über ihn gedruckt wird. Ein Gestriger werden? Wie Panitz, der als junger Mann am Scheinwerfer geleckt hat und zurück in die Reihe musste, um dann nur anderen zu helfen, vorne zu stehen? Diese Brauns leben doch nur, wenn ihnen das in der Presse bescheinigt wird, wenn die schreiben, dass sie leben. Was glaubst du, wollte Panitz? Doch wieder im Spiel sein, wenigstens dicht dran am Scheinwerfer. Trabantenpack.» Melissa beobachtete Reimann ungerührt. Bei seinen Ausbrüchen wusste sie nie, was Vorstellung, was Kalkül war. Aber dieses Mal schien seine Aufregung nicht gespielt.
    «Beruhige dich, Mister B., und mach nicht die Klatschpresse zum Buhmann. Gerade hast du erwähnt, wie wichtig sie ist. Die alte Leier. Wenn ihr sie braucht, soll sie euch unterstützen, ansonsten die Klappe, die Tinte halten. Sag mir endlich, was mit Braun ist, wie es ihm geht.»
    Reimann fuhr sich ein paar Mal durch das Haar, stand auf, lief ein paar Schritte, setzte sich wieder, Melissa gegenüber, in einen Sessel.
    «Tom geht es nicht so gut. Aber die päppeln ihn dort wieder auf. Er will arbeiten. Doch, doch», beteuerte er, auf Melissas ungläubigen Gesichtsausdruck reagierend. «Glaub mir, Arbeit ist das Beste in so einer Situation. Nicht sofort. Aber in ein paar Tagen. Er grübelt sonst nur, und das führt zu nichts. Er hat dort einen Seelenklempner und einen Arzt und alles, was er braucht, sogar seine Mutter war da, aber er wollte sie nicht lange bei sich haben, sie ist wieder zurückgeflogen. Glaub mir, Arbeit ist hilfreich, wenn mal die Beerdigung vorbei ist. Sie wird in Berlin beigesetzt, er will hier bleiben, in Berlin.»
    «Das hat er schon entschieden?»
    «Willst du was trinken?»
    «Warum bin ich hier?»
    «Sag mal, wollen wir uns nicht etwas zu essen bestellen? Irgendwo ist hier eine Karte für den Zimmerservice.»
    «Warum bin ich hier? Als Fahrerin bin ich überbezahlt, wie ich schon mal gesagt habe.»
    «Mach dir mal um das Geld keine Sorgen, Melissa. Du sollst nicht als Chauffeur arbeiten. Wir brauchen jemand an Toms Seite, jemand, der ihn kennt.»
    «Kennen? Das ist wohl übertrieben. Du machst Pläne, bevor die Morduntersuchung abgeschlossen ist, als sei es ausgeschlossen, dass Braun was mit dem Mord an Panitz zu tun hat. Vielleicht hat sich der gute, alte Kumpel als Erpresser erwiesen, mit einer Geschichte aus der guten, alten Jugendzeit. Oder, wie wäre es mit dir? Grund genug hattest du, Panitz' Einfluss auf Braun zu fürchten.»
    Reimann lachte.
    «Du bist eine Nummer, Melissa. Sitzt hier in meinem Wohnzimmer und schiebst

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