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Backstage

Backstage

Titel: Backstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schwarzwälder
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Anonymität, soweit sie nach deinem Balkonsturz noch vorhanden. Jetzt wird dein Klarname in den Zeitungen stehen, keine Anfangsbuchstaben mehr, davon kannst du ausgehen.»
    «Melissa, wir müssen da durch. Wenn wir uns jetzt rausziehen, das alles abgeben, können wir unseren Laden endgültig dicht machen.»
    «Du hast Recht. Ich geb es ungern zu. Aber du hast Recht. Eine Detektivin als Opfer, eine Sicherheitsfrau, deren Klient im Krankenhaus landet, und zwei Tote in dieser Zeit. Das ist Stoff! Wir werden in den nächsten Tagen keinen Schritt mehr unbeobachtet machen können, es sei denn, Braun macht was Spektakuläres, legt zum Beispiel ein Geständnis ab, ha.»
    Ihr entging Paulas schneller Blick auf das Aufnahmegerät.
    Halb sieben war es, als Tamara den Kopf ins Zimmer steckte, Melissa, im Schneidersitz, auf einem, Paula, auf dem Rücken liegend, im anderen Bett.
    «Wir gehen auf die Matratzen», sagte Melissa.
    Das Wochenende über im Büro verschanzen, wie Mafiosi im Bandenkrieg - wenn man den Gangsterfilmen glauben durfte. Tamara würde für Lebensmittel und Decken sorgen, sodass, wer wollte, dort übernachten konnte, und mit der Hausverwaltung regeln, dass das Haus und der Fahrstuhl nicht ohne Schlüssel zu betreten waren.
    Wochenende. Niemand arbeitete. Soweit die Etagen vermietet, war ab Freitag Feierabend. Man würde Paula im Krankenhaus oder zu Hause vermuten, aber nicht im Büro.
    «Ich werde den Außendienst übernehmen», sagte Tamara. «Jetzt besorg ich das Notwendige, und dann hole ich euch mit dem Auto ab.»
    Es gab keine Diskussionen. Paulas Autorität war unangetastet. Sie wollte sich nicht zu Untätigkeit verbannen lassen, die gewohnte Arbeit würde ihr helfen, aus der inneren Erstarrung herauszukommen, wie schon die frühmorgendlichen Gespräche mit Melissa; für Schuldgefühle und Grübeleien blieb später Zeit, das musste warten. Jetzt galt es, die Arbeitsstelle zu retten, für das Trio, wie Paula es bereits sah, Tamara gehörte, im Moment, dazu.
    Samstagvormittag.
    Kühl. Wolkenlos der Himmel. Ostwind.
    «Wo bin ich hier eigentlich?»
    «In Charlottenburg, im Klinikum der FU.»
    Widerwillig die Entlassung am Wochenende. Die Ärztin hatte, medizinisch gesehen, keine Bedenken. Aber sie versuchte, Paula über das Wochenende in der Klinik zu behalten, des Schocks wegen, aufgrund der «traumatischen Ereignisse».
    Wieder unterschrieb Paula, dass sie auf eigene Verantwortung die Klinik verlasse.
    Tamara, den Kofferraum beladen, wartete im Auto, am Seitenausgang.
    Spandauer Damm, Otto-Suhr-Allee, zum Ernst-Reuter-Platz. Mehrspurig die Straßen, Kampfplatz für die unterdrückten Aggressionen der Woche: Hupen, drängeln, abrupt und ohne zu blinken die Spur wechseln und so das dahinter fahrende Auto zum Abbremsen zwingen.
    Tamara fuhr zügig, aufmerksam, fluchte leise vor sich hin, das Fahrverhalten anderer entsprechend kommentierend.
    «... Wohl noch Einkäufe zu erledigen, oder raus aus der Stadt, zum Wochenende, die Speckgürteldörfer bevölkern ... Mal schnell zur Ostsee düsen, unsre neue Gesamt-Berliner Badewanne ... Na los, keine Zeit verschwenden, spar 'ne Sekunde, die dir die anderen Lahmeier klauen wollen, wir machen keine Gefangenen auf Berlins Straßen ... Ein Dresdner. Sachse, klar. Nicht auskennen, rumstehen, seid selbst schuld, wenn schon Hupen und ein Spruch aus dem Fenster euch zu Tode erschreckt.»
    «Ganz schön zynisch für dein Alter», bemerkte Melissa. Sie war eine lausige Beifahrerin, die mitbremste, die Luft zischend einsog.
    Durch den Tiergarten, Straße des 17. Juni: Erste Jogger, Walker, Radfahrer auf den Wegen.
    Das Brandenburger Tor umfahren, Unter den Linden überqueren und vorsichtig dem Bürohaus genähert.
    Paula lief direkt zum Fahrstuhl, Melissa und Tamara trugen Einkäufe, Schlafsack und Decke in den Hausflur, dann ging Tamara, um das Auto in einiger Entfernung zu parken.
    Die Lebensmittel verstaut, Nachtquartiere bestimmt; Paula liebäugelte mit ihrer Ottomane, die Seitenlehne gut für den Gipsarm, Tamara legte ihren Schlafsack an die Besuchercouch, Melissa Decken auf ihren Teppich, aus Paulas neuem Besitz übernommen. Das mittlere Zimmer, mit Couchen und Tisch, mit der Küchenzeile und dem Tresen, wurde zum Hauptquartier. Lüften, Jalousien herunterlassen. Tamara war eine gute Quartiermacherin.
    Der Anrufbeantworter zeigte vierzehn Anrufe an, die gemeinsam abgehört werden sollten, um den gleichen Stand an Informationen zu haben. Das war das Erste, was Paula

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