Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Backstage

Backstage

Titel: Backstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schwarzwälder
Vom Netzwerk:
fertig gestellt werden. Werbeaufnahmen liegen an. Ich kann mich um die vertragliche Seite kümmern, um Kündigungsfristen, wenn ihr so was habt. Ein Bonus ist auch drin. Du kannst damit dein Haus schneller abbezahlen.»
    «Ich bin Partnerin», sagte Melissa. «Deine Becker-Detektei hat lausige Arbeit abgeliefert.»
    Es klopfte an der Tür, mehrmals, energisch.
    «Ja doch», murrte Reimann.
    Er ging zur Tür, unwillig ob der Unterbrechung, behielt Melissa im Auge, als könne ihm die Beute noch entwischen.
    Zwei Männer standen vor der Tür, begleitet von einer Hotelangestellten. Die Frau von der Rezeption entschuldigte wortreich den unangemeldeten Besuch, aber eine Dame habe angeordnet, keine Gespräche durchzustellen.
    Der Besuch erwies sich als SOKO Berlin. Die Kripobeamten stellten sich vor. Melissa hatte die beiden nicht am Tatort gesehen. Ob Reimann einen Anwalt zum Gespräch hinzuziehen wolle? Nein?
    «Und wer sind Sie?»
    «Melissa März, Herrn Brauns Mitarbeiterin», stellte Reimann sie vor.
    «Frau Oshinskis Mitarbeiterin», widersprach Melissa.
    «Haben Sie einen Ausweis bei sich?»
    Melissa zeigte ihren Ausweis.
    «Halten Sie sich bitte telefonisch zur Verfügung.»
    Melissa gab einem der Beamten ihre Visitenkarte.
    «Wir würden jetzt gerne mit Herrn Reimann sprechen, ohne Sie.»
    Melissa hob grüßend die Hand.
    «Denk über unser Gespräch nach, Melissa. Ich melde mich bei dir. Also, meine Herren, nehmen Sie Platz.»
    Melissa verließ die Suite, mit der Hotelangestellten, die sie zum Fahrstuhl brachte und sich dort verabschiedete.
    Unglaublich. Ein Job als bezahlter Spitzel von Reimanns Gnaden, geködert mit einem Abschlag für die Schulden auf ihrem Haus. Wissen beschaffen und einsetzen. Deine Agentur droht abzusaufen, und du sitzt auf deinen finanziellen Verpflichtungen? Hier, der Rettungsanker. Musst nur Braun in meinem Sinne beeinflussen, in Schach halten, ihm die Imageänderungen und alles, was damit einhergeht, einflößen.
    War es das, was blieb? Zynismus? Arsch zusammenkneifen und eine neue Couch kaufen? Spielverderber, der anderes wollte als Kohle machen? Unsicherheiten in einem betäuben lernen und das, was - wenn überhaupt - mal war, an Traum, Ideal, Vision, abtöten, mit allem, was es zu kaufen gibt?
    Der Fahrstuhl hielt, die Tür glitt auf, Melissa lief hinein, trat gegen die Rückwand und schrie, bis er im Erdgeschoss hielt.
    Sie entfernten sich von der amerikanischen Botschaft, Schritt für Schritt. Er hielt sie, untergehakt, nahe an seiner linken Seite.
    Wo blieben die Leute von der CIA? Mindestens zwanzig Mitarbeiter der US-Botschaft gehörten schon zu Bonner Zeiten zur CIA. Der Geheimdienst hatte, wie alle Geheimdienste, ein Netz von Informanten geknüpft, hinein in Parteien, Behörden, Wirtschaftsverbände. McMillan hatte ihr hier, vor der amerikanischen Botschaft, aufgelauert. Woher wusste er, dass sie in Berlin war? Woher wusste er, dass sie ihn suchte, wer sie war, wie sie aussah?
    Man hatte sie reingelegt.

ZWÖLF
    Der Fahrstuhl hielt, die Tür ging auf.
    Melissa fühlte sich, als habe man ihr mit einem Mal sämtliche Energie entzogen, die berühmte Nadel in den Ballon gestochen, und ffft war alle Kraft zum Teufel. Sie fühlte sich wie ausgelutscht, mit weichen Knochen und Leere im Kopf. Aber: Verabredungsgemäß griff sie zum Handy, um Tamara das Wichtigste mitzuteilen.
    «Du sprichst so leise.»
    «Ich bin erledigt.»
    «Hast du nicht gesagt, dass du noch ein Zimmer im Hotel hast? Vermutlich steht darin ein Bett, oder? Hier ist alles ruhig. Also hau dich hin und schlaf eine Stunde.»
    Das hatte sie gebraucht, eine, die ihr Erlaubnis gab, sich auszuruhen. Und sie brauchte dringend eine Pause.
    Erst, als sie zur Rezeption ging, fiel ihr auf, dass sie vergessen hatte, sich nach Paula zu erkundigen.
    Erst mal schlafen. Ungefähr eine Woche lang.
    Melissa bekam sofort die Zimmerkarte ausgehändigt, Reimann hatte es also noch weiterbezahlt. Und er hatte ein Übriges getan, seinen Werbefeldzug garniert, mit einem opulenten Blumenstrauß, einer Art Präsentkorb mit exotischem Obst, dazu Süßigkeiten und eine Flasche Champagner.
    Melissa ließ sich der Länge nach auf das Bett fallen, streifte mühsam die Schuhe ab, schälte sich aus der Jacke, griff nach der Überdecke, zerrte sie um sich und wühlte den Kopf in die Kissen. Im Nu war sie eingeschlafen.
    Tamara saß am Computer, war auf Fotorecherche im Internet. Zahlreiche Journalisten waren zu Brauns Pressekonferenz gekommen. Tamara

Weitere Kostenlose Bücher