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Backstage

Backstage

Titel: Backstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schwarzwälder
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kehr die Fakten um, ungeachtet der Waffe, mit der er sie bedrohte.
    Sie würden ihr zu Hilfe kommen, mussten, wie versprochen, eingreifen.
    Standards, in einfachen Sätzen: «Ich will nicht, dass Ihnen etwas geschieht, noch, dass mir etwas geschieht. Ich will, dass jeder von uns sicher ist. Ich bin hier, um meinen Job zu machen. Also wenn Sie auf der sicheren Seite sein wollen, sprechen Sie mit mir.»
    «Bullshit. Stop it.»
    Er richtete erneut den Lauf der Waffe auf Gladys. Eine Walther, eine Pistole.
    «Go!»

ELF
    Träge zerdehnte der Tag seine Stunden. Sonnenstrahlen erreichten die Bürofenster, suchten sich den Weg durch Jalousienritzen. Geräusche, vor allem vom Bahnhof Friedrichstraße, drangen gedämpft durch die geschlossenen Fenster.
    Atem, der im Brustraum staute, nicht ins Zwerchfell gelangte, so sehr sich Paula anstrengte.
    Pflichten abarbeiten. Anrufe beantworten, wie den von Otto Ehlers. Paula ließ ihm eine SMS zukommen: Ich will eine Pause. Mindestens. Und fügte hinzu: Mir geht es gut.
    Teicherts Privatnummer angewählt. Frau Teichert war am Apparat. Und wieder das: Mir geht es gut, danke für die Nachfrage. Herr Braun? Der ist in ärztlicher Behandlung.
    Interviews? Zum jetzigen Zeitpunkt nicht.
    Tamara arbeitete methodisch das Material durch, ihre Notizen, das aufgezeichnete Gespräch. Sie war gefühlsmäßig nicht involviert, wie Paula, wie Melissa, sie würde sich nicht von Emotionen zum Urteilsspruch drängen lassen: Fälle das Urteil und erhärte es durch Tatsachen, finde Beweise für das, was du glauben willst. Tamara war bemüht, all die in der Ausbildung gelernten Schemata zu vergessen, die den Blick auf das Ganze verkleben mochten. Nun war es an ihr, auszuwählen, wie sie vorging, ohne eine eingespielte Polizeimannschaft.
    Täter-Opfer-Beziehungs-Prinzip.
    Wenn man das Wie weiß, weiß man das Wer.
    Möglichkeit, Mittel, Motiv - all diese Leitlinien waren momentan nur Gedankenspiele.
    Zurück zu Panitz und seinem beruflichen Hintergrund, noch einmal das bisher Bekannte gründlich durchgehen, systematisieren, aufbereiten, offene Fragen aufspüren.
    Melissa stand allein im Hotelfahrstuhl, als der zwischen zwei Stockwerken sanft anhielt. Sekunden später erfolgte eine Durchsage; man bat um einen Augenblick Geduld, man werde den Schaden sofort beheben, es bestünde kein Grund zur Beunruhigung.
    Melissa lehnte an eine Wand, schloss die Augen.
    Unzählige Arme greifen nach ihm, Geschenke, Stifte werden ihm entgegengestreckt, ein höllisches Lärmspektakel, in dem sie stecken. Jemand fällt in Ohnmacht. Jemand schiebt ihm ein Mikrophon an den Mund, presst es an die Zähne; sie schiebt sie aus seiner Laufrichtung. Unzählige Hände greifen nach ihm, Tentakeln gleich. Aus Gesichtern werden Fratzen, mit weit geöffneten Mündern.
    Melissa kniff die Augen zusammen, schüttelte den Kopf, gleichsam die Bilder ab. Sie beugte den Kopf zu jeder Seite, zog die Schultern hoch. Wann hatte sie zuletzt etwas für ihren Körper getan, trainiert?
    Der Fahrstuhl setzte sich wieder sanft in Bewegung. Reimann wartete in seinem Zimmer auf sie.
    Das Zimmer entpuppte sich als eine geräumige Suite, voller Blumen, die man aus Brauns Suite hierher gebracht hatte. Reimann, umgeben von Telefonapparat, Handy, Terminplaner, Notebook, schob mit großer Geste Papiere beiseite, bot Melissa einen Platz an und erkundigte sich sofort nach Paula.
    Melissa antwortete knapp und fragte ihrerseits nach Braun.
    «Er ist in guten Händen», sagte Reimann. «Wir reden später darüber. Jetzt ist erst mal fernsehen Pflicht. Der Butler vom Penthouse, der erste, du weißt schon, gibt ein Interview Ein Redakteur hat angerufen, um mich auch in die Sendung einzuladen. Aber ich will erst mal sehen, was der Typ ausspuckt. Verdammt, ich hatte Tom gewarnt.»
    «Woher wissen die Fernsehleute, wo du dich zurzeit aufhältst?»
    «Keine Ahnung. Aber so schwer ist das nicht, ich meine, das herauszufinden. Die haben alle einen Angestellten von jedem entsprechenden Luxus-Hotel der Stadt auf der Lohnliste.»
    «Was kann der Butler schon verkaufen? Er wird danach nie mehr in seinem Beruf arbeiten können.»
    «Er wird seinen Klatsch schon teuer verkaufen. Und spätestens in ein paar Monaten ein Buch herausbringen, spätestens zu einem Mordprozess-Termin ist er damit wieder aktuell und in jeder Talkshow.»
    An der Seite des Rockstars Tom Braun; so kündigte man den Butler an, dessen Namen der Moderator vergaß zu erwähnen. Die Beziehung zwischen Lilli und

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