Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Backstage

Backstage

Titel: Backstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schwarzwälder
Vom Netzwerk:
mittlerweile den Kontakt abgebrochen. Alles verlief nach Plan.»
    Lass es wirken, es reicht im Moment, bremste sich Gladys und zwang sich zu diszipliniertem Vorgehen, Schritt für Schritt.
    Das Gehörte arbeitete in ihm, das war ihm anzusehen.
    Er ging zur Couch, suchte nach der Flasche, der Cognac tränkte den Teppich, nur ein kleiner Schluck war in der Flasche geblieben. Er fluchte, trank den Rest aus, warf die Pulle in den Sessel, ging zur Küchenzeile, riss die Schränke auf, durchwühlte sie - kein weiterer Alkohol, nicht mal eine Flasche Bier im Kühlschrank.
    Er scheuchte sie auf das Bett, befahl ihr, sich mit dem Rücken zur Wand darauf zu setzen, behielt sie im Auge, die Waffe gezogen; er hatte die Jacke anbehalten. Er entriegelte die Badtür, verschwand darin.
    Vorsichtig tastete Gladys mit Füßen und Händen ihre unmittelbare Umgebung ab, vielleicht lag etwas Brauchbares im Bett, aber da war nichts. Dann suchte sie mit den Augen das ab, was mit einem Sprung erreichbar wäre, sah aber nichts Verwertbares. Er kam zurück, verriegelte wieder die Badtür, steckte endlich die Waffe ein. Er zog eine Packung Tabletten aus der Jackeninnentasche, löste mit fahrigen Bewegungen einige aus der Verpackung, warf sie mit geübter Bewegung in den Mund, spülte mit Wasser aus dem Hahn nach und setzte sich wieder auf die Couch. Geduld. Das war alles, was blieb. Geduld. Und nachdenken.
    Das Tageslicht verlor sich in der Dämmerung.
    Alles hatte sie erwogen, durchgespielt, nichts, das Aussicht versprach, aus diesem Haus lebend, gar unverletzt, herauszukommen.
    Angst überfiel sie, krampfartig, der Atem flach, das Herz raste. Ablenken, sofort.
    Sie ging im Geist die Fälle von Geiselnahme durch, zu denen sie hinzugezogen worden war: völlig andere Umstände, unbrauchbare Erinnerungen.
    Er hatte die Trümpfe, trug Schlüssel und Waffe am Körper. Er hatte das Fernsehgerät eingeschaltet, trank abwechselnd Wasser und Kaffee und zappte durch die Kanäle, den Ton leise gestellt. Ein Kampf mit ihm, wozu sie Angst und Ungeduld trieben: Endlich aus der Warterei heraus, bevor er sie in eine Lage brachte, in der sie nichts mehr tun konnte. Aber dazu müsste sie näher an ihn herankommen, und selbst dann war das Risiko hoch; sie wusste nicht, wie er in Form war, an reiner Körperkraft war er ihr ohnehin überlegen.
    Sie war trainiert, sich körperlich zu verteidigen, hatte das aber noch nie anwenden müssen. Ihr Anteil des Jobs bei Verhandlungen war das Reden mit dem Gesuchten. Wenn Gewalt, Stürmen zum Beispiel, nötig wurde, war sie in Deckung.
    Sie musste sich in Geduld fassen, aushalten, dass sie momentan keine Ahnung hatte, wie sie ungefährdet aus diesem verfluchten Haus entkäme.

VIERZEHN
    In der vergangenen Stunde hatte sie alles versucht, um es zu verdrängen. Vergeblich.
    «Ich möchte das Badezimmer benutzen.»
    Er reagierte nicht.
    Sie musste den Satz wiederholen.
    Er stellte den Ton ganz ab, deutete auf das Waschbecken in der Küchenzeile, verfolgte sie mit Blicken, als sie aufstand und zögernd auf die Sitzecke zuging.
    Nicht das. Auf keinen Fall.
    «Der Geruch wird nicht angenehm sein. Das Bad, bitte», setzte sie hinzu.
    Er überlegte, erhob sich dann aber, schloss die Tür auf, schob die Bestecke mit dem Fuß dahinter, ließ sie offen, blieb darin stehen. Als sie sich an ihm vorbeischob, roch sie wieder den Schweiß. Die Kleidung zerknittert, unrasiert, das Haar ungekämmt.
    Gott sei Dank, er war keiner von denen, die Spaß am Beobachten hatten. Er sah ihr nicht zu, drehte das Gesicht Richtung Wohnzimmer.
    Ihre Augen irrten durch das Badezimmer.
    Nichts. Keine Nagelschere, keine Metallfeile, nichts, das herumlag und als eine Art Waffe dienen konnte.
    Sie gab die Suche auf, beschloss, nichts einzustecken, wie vorgehabt: Irgendetwas, das ausreichte, ihn zu verwirren, etwa Badesalz, ins Gesicht geworfen, um dann rasch einen Stuhl zu packen, ihn durch das Fenster zu werfen, hinterherzuhechten - aber das dauerte alles zu lange, wäre zu vielen Zufällen unterworfen und - er hatte die Waffe und war auf der Hut. Noch immer. Nichts einstecken. Gib ihm das Gefühl, dass du seinen Gefallen nicht missbrauchst. Sieh ihm nicht in die Augen, provoziere ihn, dich zu filzen, damit er den Eindruck gewinnt, dass du kooperierst.
    Es ging nichts, jetzt, da sie auf der Brille saß. Sie drückte die Wasserspülung und war froh, dass das Wasser ihr eigenes Geräusch überdeckte.
    Als sie hinaustrat, die Augen auf den Boden geheftet, hielt

Weitere Kostenlose Bücher