Backstage

nach der Wende von der CIA, ohne Wissen des BND oder anderer Regierungsstellen der BRD, in die USA nach Kalifornien gebracht wurden und ihr Wissen dem Geheimdienst verkauften.
    McMillan betreute einen festen Kreis der Deutschen, half bei der Eingliederung am neuen Wohnort, den Wissenschaftlern bei der Eingewöhnung in neue Stellen; er fungierte als Kontaktmann zwischen diesen neuen Verbündeten und der CIA.
    Sie musste herausfinden, wo seine empfindlichen Stellen waren, wie weit sie gehen konnte, ohne sich in Gefahr zu bringen, ihn zu einer Kurzschlusshandlung zu provozieren.
    Auf Nachbarn war nicht zu rechnen. Die waren vermutlich daran gewöhnt, dass Melissa zu unterschiedlichen Tag- und Nachtzeiten nach Hause kam, und auch an Besucher; wie Tamara erzählt hatte, mochte Melissa gerne Gäste, auch zum Übernachten.
    McMillan verweigerte jedes Gespräch. Er saß, trank die dritte Tasse Kaffee, schwitzte, rauchte Kette.
    Was hatte er vor? Warum hatte er sie als Geisel genommen?
    «Sie haben doch wertvolle Arbeit geleistet für Ihre Dienststelle. Was ist schief gelaufen?»
    «Mund halten.»
    McMillan stand auf, ging zum Spülbecken und pinkelte hinein, behielt Gladys dabei im Auge.
    Seit einer Viertelstunde schon tigerte er durch den Raum, hin und her, rauchte dabei. Schließlich setzte er sich und nahm einen Schluck aus der Cognacflasche, die er am Bett gefunden hatte.
    Er war gereizt, wie auf dem Sprung.
    Das hätte sie stutzig machen müssen in der Besprechung mit den Vorgesetzten, diese Beschreibung des Gesuchten als bösartig, gereizt, gefährlich. Wenn er war, wie er charakterisiert wurde, warum setzte man dann nur eine Person auf so einen Gegner an? Sie, und das, obwohl ihr Boss nicht gerade als Frauenförderer galt.
    Ihr Antrag auf ein Sabbatical Year lag ihm vor und wurde positiv entschieden. Nur eine Bedingung sei daran geknüpft, ein Auftrag noch zu erledigen, ein Auftrag, für den sie prädestiniert sei, da sie das Sabbat-Jahr in Deutschland, dem Geburtsland ihrer Mutter, beginnen wolle und zudem einen persönlichen Kontakt nach Berlin habe, als willkommene Deckung, zu der Frau, die während ihres Praktikums bei der Polizei von LA bei ihr gewohnt und sicherlich eine Gegeneinladung ausgesprochen habe. Und nicht zu vergessen Gladys' hervorragende Deutschkenntnisse.
    Finden Sie McMillan, den Verräter, diesen Überläufer auf der Flucht, der sein Wissen zu verhökern droht an die, zu denen er früher Kontakte hatte beim BND.
    Eine Kooperation mit der CIA. Sie hatte sich geschmeichelt gefühlt, war psychisch so aufgeweicht in dieser ersten Zeit, nachdem das Department, der Vorgesetzte also, und nicht ihre Mutter, ihr die Umstände ihrer Herkunft enthüllt hatte.
    Man hatte ihr Orte genannt, an denen McMillan sich aufhalten könne, und ihr zugesagt, sie zu observieren, zur eigenen Sicherheit. Sie sollte den Mann nur ausfindig machen und seinen Aufenthaltsort der CIA weitergeben.
    In Wahrheit war sie Lockvogel. Wie machte man das normalerweise?
    Gott, war sie naiv.
    Gladys hieb mit der Faust auf den Tisch.
    «Man hat uns beide reingelegt. Sie und mich. Oder woher wussten Sie, dass ich Sie suchen soll?»
    McMillan, der erschrocken aufgesprungen war und dabei die Flasche losließ, als er das unerwartete, laute Geräusch hörte, kam zu ihr herüber, an den Tisch, setzte sich auf den Stuhl, ihr gegenüber.
    «Ein Freund in meiner ehemaligen Dienststelle, mit dem ich in Kontakt blieb, hat mir auch ein Handyfoto von Ihnen geschickt. »
    «Und woher wusste er von der Aktion, hatte mein Foto? Das wurde mit Absicht durchsickern lassen, damit Sie mich finden können. Deshalb hat man mich immer wieder zu Treffpunkten in der Nähe oder in der Botschaft selbst beordert.»
    McMillan klatschte Beifall.
    «Nette Vorstellung», sagte er. «Soll das jetzt der gute Cop sein, den Sie mir vorspielen?»
    «Hören Sie auf. Mein Job hatte offiziell noch gar nicht angefangen, ich stecke angeblich noch in der Vorbereitung, wurde gebrieft mit Fotos und Hinweisen über Ihre Arbeit, damals bis heute. Dieser Freund von Ihnen war vielleicht ein Freund. Aber Sie wissen doch, was passiert in so einer Situation, wenn jemand verschwindet, abhaut, wie Sie. Man überprüft die ganze Abteilung, jeden Einzelnen. Ich wette, Ihr Freund hat Sie auftragsgemäß, hören Sie, im Auftrag, mit meinem Foto versorgt. Das Handy war die einzige Verbindung, und Sie haben es vermutlich gewechselt, um nicht geortet zu werden. Und ich wette, dieser Freund hat