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BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

Titel: BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland / Timothy Stahl / Adrian Doyle
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musste.
    Besonders unerträglich war, wie man mit Vater umsprang.
    Er musste im Haus schlafen, um sich schon einmal daran zu gewöhnen, denn über Winter sollte er dafür sorgen, dass das Feuer im Herd nie ausging.
    Mich wollte Lecock nicht im Haus haben. Er wies mir eine Stelle im Heuschober zu, und als mein Vater einwarf, dass ich noch zu klein sei, um über Nacht irgendwo alleine zu sein, hatte er nur hämisches Lachen geerntet.
    »Allein? Dort draußen im Heu ist niemand allein. Die Mäuse und Ratten werden ihr schon Gesellschaft leisten! Und ein bisschen Fürchten schadet nicht. Vielleicht lernt dein Balg dadurch, dass man einen Erwachsenen nicht ständig mit diesem hochnäsigen Blick anstarrt, wie sie es mit Vorliebe tut... Rona! Wie kann man sein Kind auch nach einer spanischen Hure benennen?«
    Auf meine Frage, was eine spanische Hure sei, erwiderte Vater nur achselzuckend, dass er nicht einmal wüsste, was eine
französische
Hure sei. Zumindest habe er nie mit einer zu tun gehabt.
    »Und Mutter?«
    »Deine Mutter war keine Hure!«
    Allein daran erkannte ich, dass dieses Wort auf keinen Fall Gutes bedeutete. Aber einstweilen ließ ich es damit bewenden.
    Lecock hatte selbst keine Kinder. Die Frau, mit der er verheiratet gewesen war, so hieß es, sei ihm fortgelaufen. Es fiel nicht schwer, dies zu glauben.
    Er war innen wie außen hässlich.
    Nachts wünschte ich ihm die Krätze an den Hals, während ich ewig lange im Heu wach lag und mir vorzustellen versuchte, was all die Geräusche bedeuteten, die ich hörte.
    Überall knisterte, scharrte und raschelte es. Auch das Gebälk ächzte, und wenn es draußen windig war, heulte es schaurig durch die Dachöffnungen.
    Eines Nachts – abends hatte ich in Vaters Armen geweint und ihn angebettelt, mit mir fortzugehen, keinen Tag länger bei diesem schrecklichen Kerl zu bleiben, der ihm täglich die härteste Knochenarbeit abverlangte – stürmte es, wie ich es bis dahin noch nicht erlebt hatte. Irgendwo gab es lose Bretter, die von Böen immer wieder gegen die Wand geschmettert wurden.
    Erst hörte ich nur fernes Grollen, dann entlud sich ein Gewitter direkt über dem Dorf. Der Regen prasselte wie unzählige Hammerschläge auf das Dach herab. An Schlaf war nicht zu denken.
    Das einzige Gute daran war, dass ich die Geräusche, die mich sonst peinigten, in dem Sturmtoben nicht mehr hören konnte. Dies war jedoch nur ein schwacher Trost; eigentlich gar keiner.
    Ich fürchtete mich schrecklich und stellte mir vor, was geschähe, wenn einer der Blitze die Scheune träfe. Ich würde verbrennen.
    Bei lebendigem Leib verbrennen...
    Plötzlich wurde die Scheunentür aufgerissen, und ein Licht tanzte herein.
    Sofort wurde das Tor wieder zugeworfen, und ich dachte erleichtert, Vater wäre gekommen, um mir beizustehen.
    Aber es war nicht Vater.
    Es waren der Knecht und die Magd, die ebenfalls unter Lecocks Knute standen, aber seit wir da waren, nicht mehr so schlimm wie zuvor, weil Lecock die Gemeinheiten nun unverhohlen auf Vater konzentrierte.
    Die Magd hieß Bernadette und redete manchmal mit mir. Sie war ganz in Ordnung. Ihr üppiger Busen hatte mich anfangs fasziniert, und einmal fragte ich Vater, ob Mutter von ähnlicher Statur gewesen sei.
    Er hatte mit verkniffenem Mund verneint.
    Der Knecht hieß Eugène. Mit ihm hatte ich noch nie ein Wort gewechselt.
    Beide waren jünger als Vater.
    Dass sie zu mir kamen, verstand ich anfangs nicht – bis ich begriff, dass alles eine andere Bedeutung hatte.
    Eugène flüsterte zwischen zwei Donnerschlägen: »Komm schon! Zier dich nicht so; früher konntest du bei Sturm auch nie genug bekommen...«
    »Aber die Kleine schläft hier!«
    »Und wenn schon – sie
schläft
. Wenn das Gewitter sie nicht geweckt hat, werden wir es auch nicht schaffen...«
    »Sie hat uns vielleicht schon gehört und beobachtet uns!«
    »Und wenn schon! Sie versteht doch gar nicht, was wir hier tun...«
    »Mach wenigstens die Lampe aus!«
    »O nein! Ich will meinen Spaß haben, und dazu gehört, dass ich dich
sehe

    »Du hast die Wahl – entweder Licht aus, oder...«
    Er fluchte. Dann erlosch der Schimmer, der die beiden aus der Dunkelheit gerissen hatte.
    Ich sah nicht, was sie taten, aber ich hörte eigentümliche Geräusche zwischen dem Tosen des Sturms, der immer stärker wurde.
    Ich lag oben auf dem Heuschober, stützte das Kinn in die Hände und schloss die Augen.
    In Gedanken wünschte ich mich ans Meer.
    Mit Vater.
    Da wurde erneut die

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