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BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

Titel: BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland / Timothy Stahl / Adrian Doyle
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frappierend, wie sehr er den verdorrten Gewächsen auf seinem Hausaltar ähnelte. Selbst innerhalb des Hauses trug er über seinem Anzug einen Schleier, wie er den Leuten draußen bei heftigem Wind diente, um sich vor Sandflug zu schützen. Holski schien ihn nur zum Schlafen abzulegen. Vielleicht wollte er damit Fortschrittsfeindlichkeit bekunden. Immerhin hatte in seiner Jugend die Verschleierung noch einen ganz anderen Stellenwert in der arabischen Welt besessen als heute.
    »Strapazieren?«, echote Rona, als sie ihre Verblüffung überwunden hatte. »Ich wusste nicht, dass ich Ihnen unangenehm geworden bin. Wenn es aber so ist, werde ich noch heute –«
    »Dummes Zeug!«, zischte Holski und gestikulierte wild dazu. »Ich will nur, dass man mit mir spricht! Das ist mein Haus! Ich bestimme, wer hier schläft und wer nicht! Aber man darf sich wohl Gedanken über Leute machen, die so gut wie nie aus dem Haus gehen, oder? Stimmt etwas nicht? Fühlt Ihr Euch krank, unwohl? Habt Ihr –?«
    »Mir geht es gut, danke. Ich bin momentan nur gern allein. Mir geht so vieles durch den Kopf.«
    »Caleb sagte, Euer Vater sei gestorben.«
    »Das stimmt.«
    »War er alt?«
    »Etwa in Gershom Chaims Alter.«
    »Und wie alt
ist
Gershom Chaim?«
    Rona zuckte leicht zusammen. Zum ersten Mal fiel ihr in Jeb Holskis Gesichtsausdruck etwas auf, was ihr augenblicklich klar machte, dass sie keinen vertrottelten Alten vor sich hatte, sondern einen Verstand, der nicht zu unterschätzen war.
    Schulterzuckend sagte sie, das Alter der Kinder David und Rahel berücksichtigend: »Mitte vierzig?«
    Holski gab nicht zu erkennen, ob er mit dieser Antwort zufrieden war.
    »Mein Neffe hat einen Narren an Euch gefressen«, sagte er unzusammenhängend. Und schwieg dann wieder, als erwarte er eine Stellungnahme Ronas dazu.
    »Ich wusste nicht, dass er Ihr Neffe ist.«
    »Jetzt wisst ihr es. Also?«
    »Was also?«
    »Mögt Ihr ihn nicht?«
    »Doch... Er ist sehr sympathisch...«
    Holski klatschte so heftig in die knochigen Hände, dass es laut durch den Flur hallte. »Warum gebt Ihr ihm dann einen Korb nach dem anderen? Er kann damit schon einen Handel betreiben! Und das lasse ich nicht zu! Eine solche Behandlung hat mein Neffe nicht verdient!«
    Rona schürzte die Lippen. Der flackernde Blick des alten Kupplers brachte sie auf eine Idee.
    »Drüben«, sagte sie und deutete zum Fenster hinter sich, aus dem man zum Haus der Chaims schauen konnte, »sah ich vorhin Bewegung hinter den Vorhängen. Sind die Chaims zurückgekehrt?«
    Der Ausdruck auf Holskis Gesicht veränderte sich sekundenschnell. »Bewegung?«, Es klang ungläubig, aber auch... alarmiert.
    »Ja. Ich bin sicher, jemanden gesehen zu haben, der den Vorhang kurz beiseiteschob und dann wieder verschwand.«
    »Das ist unmöglich.«
    »Unmöglich? Wieso?«
    »Weil ich es bemerkt hätte, wenn sie heimgekommen wären.«
    »Habt Ihr sie auch – weggehen sehen?«
    Holski zögerte.
    »Nein«, räumte er schließlich ein. »Aber Caleb erzählte es. Und Caleb lügt nicht – warum sollte er auch?«
    Rona hob beschwichtigend die Hände. »Ich wollte Ihren Neffen nicht der Lüge bezichtigen. Bestimmt nicht. – Vielleicht habe ich mich doch getäuscht.« Sie lächelte einfältig.
    Die Wirkung ließ nicht auf sich warten. »Schon gut. Warum seht Ihr nicht nach und läutet an der Tür? Dann wird sich zeigen, ob sie wieder da sind. Es wäre möglich. Möglich wäre es. Sie sind mit dem Bus gefahren. Sie haben kein Auto...«
    »Danke für den Rat. Ich werde nachher vorbeigehen.«
    Jeb Holski äugte misstrauisch wie ein Rabe. »Ich kann mich nicht erinnern, dass in den letzten Jahren irgendwo in der Nähe eingebrochen wurde. Aber die Zeiten ändern sich. Die Zeiten sind nicht mehr das, was sie einmal waren...
Ich
werde nachsehen. Am besten gehe ich gleich mal vorbei und sehe nach, ob das Schild noch hängt. Ich werde klingeln und fragen, wie es Rebecca geht. Ich werde...«
    Seine Stimme verebbte allmählich wie tuckerndes Motorengeräusch, wenn sich ein klappriger, alter Wagen entfernte. Ebenso grußlos, wie er gekommen war, drehte sich Holski um und ging auf die Treppe zu.
    Rona schloss leise die Tür hinter ihm und ging zum Fenster.
    Sie brauchte nicht lange zu warten, bis der Jude über die Straße humpelte, sich die Nase am Geschäftseingang platt drückte und dann zur Wohnungstür wechselte. Oft und lange drückte er die Klingel, und als er nicht aufgab, sondern mit der Faust gegen das Türholz zu hämmern

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