Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

Titel: BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland / Timothy Stahl / Adrian Doyle
Vom Netzwerk:
Zeugnis eines der Träume, die sie seit Nächten heimsuchten und in denen immer wieder jene schwarzhaarige Frau eine Rolle spielte, deren Namen Jennifer nun auch kannte. Die Gemälde faszinierten die Künstlerin selbst. Denn obwohl sie nur eine einzelne Szene des jeweiligen Traumes zeigten, fiel er ihr in seiner Gesamtheit wieder ein und lief vor ihr geistigem Auge von neuem ab, wenn sie das zugehörige Bild nur länger als eine Sekunde betrachtete.
    »Wunderschön«, flüsterte Jennifer, und sie wusste selbst nicht genau, was sie damit eigentlich meinte: den Traum, das Bild oder nur jene Heaven...
    Dass ein anderer, ein unbeteiligter Betrachter ihrer jüngsten Bilder zu einem völlig anderen Urteil gekommen wäre, ahnte Jennifer nicht...
    Sie musste sich förmlich zwingen, nicht tiefer und immer tiefer in ihren 'Traumbildern' zu versinken. Doch der Gedanke an das Gemälde, an dem sie nun weiterarbeiten wollte, half ihr dabei, sich loszureißen. Denn der Reiz dieses anderen Bildes war
noch
stärker.
    Wenn es fertig wäre, würde es den zweiten ihrer 'Traumbesucher' zeigen.
    Und Jennifers Verbindung zu
ihm
war viel tiefer als die zu jener Heaven.
    Und von ganz anderer Art...
    Jennifer spürte ein wohliges Kribbeln durch ihren Körper fließen.
    Und begann zu malen.
     
     
    Etwas früher an diesem Morgen
    Der alte Mann saß auf den Verandastufen des großen Hauses. So wie er es jeden Morgen tat. Das Haus lag auf einem Hügel, und wie an jedem Morgen genoss der alte Mann die Aussicht auf die Stadt, die ihm dort unten wie zu Füßen lag.
    Und das hätte sie auch im wörtlichen Sinne getan.
    Wenn er es nur gewollt hätte.
    Aber er wollte es nicht.
    Er fühlte sich zu alt, um noch solcherlei Machtgelüste zu entwickeln.
    Und er fühlte sich auch zu alt, um noch einmal an einen anderen Ort zu ziehen. 'Einen alten Baum verpflanzt man nicht', hieß es im Volksmund. Das mochte für Bäume gelten, für Menschen und für...
    »Melissa«, seufzte der alte Mann, »ich vermisse dich noch immer. Nach all den Jahren vermisse ich dich noch immer so sehr, dass mir alles weh tut, wenn ich auch nur an dich denke.«
    Er hatte Melissa geliebt. Und aus Liebe hat er alles aufgegeben, war ein anderer geworden, hatte Entbehrungen auf sich genommen, von denen er manches Mal geglaubt hatte, sie müssten ihn umbringen.
    Aber sie hatten es nicht getan. Er hatte sich daran gewöhnt, sich mit dem neugewählten Leben arrangiert. Und schließlich hatte er Melissa überlebt.
    Natürlich.
    Sie hatten beide gewusst, dass es so kommen würde. Sie hatten es von dem Augenblick an gewusst, da sie sich entschlossen hatten, die Bürde zu tragen, die ihre Verbindung mit sich bringen musste.
    Aber der Abschied von Melissa war schlimmer gewesen, als der alte Mann es sich vorgestellt hatte.
    Tausendmal schlimmer.
    Sein träges Herz schien seit jenem Tag mit jedem Schlag ein kleines bisschen müder zu werden. Aber es würde nie so müde werden, dass es ganz zu schlagen aufhörte. Sein Herz würde
niemals
zu schlagen aufhören.
    Was andere seiner Art als dunklen Segen empfinden mochten, war für den alten Mann längst zum Fluch geworden.
    Doch mindestens ebenso sehr litt er unter der Einsamkeit.
    Manchmal fragte er sich, ob sich Melissa an seiner Seite einsam gefühlt haben mochte. Immerhin war er nahezu ihre einzige Gesellschaft gewesen, weil sie die anderer Menschen meiden musste.
    Aber langweilig – nein, langweilig konnte es ihr mit ihm nie geworden sein. Er hatte ihr Geschichten aus einem Fundus erzählen können, der nahezu unerschöpflich wahr, weil er ihn über eine Zeitspanne angelegt hatte, die den Menschen beinahe als Ewigkeit vorkommen musste.
    Und er hätte ihr noch so vieles erzählen können...
    Nun war da niemand mehr, mit dem er reden oder auch einfach nur schweigen konnte. Er knüpfte keine Kontakte zu anderen Menschen, galt in der Stadt als Sonderling, und er unternahm nichts, um diesen Ruf zu brechen. Wer weiß, was daraus erwachsen wäre, hätte er es getan...
    Und dafür, was immer auch die Folgen sein würden, fühlte er sich zu alt...
    Im Licht des jungen Tages sah die Stadt aus wie ein Gemälde, das ganz in Kupfertönen gehalten war. Still und bewegungslos ruhte sie dort unten, und nicht einmal ein Lüftchen regte sich.
    Und doch bewegte sich plötzlich etwas.
    Nicht unten in der Stadt, sondern über dem alten Mann.
    Ein dunkler Punkt trieb, nicht ganz geradlinig, sondern ein bisschen schwankend, über den fast rostfarbenen

Weitere Kostenlose Bücher