BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
fanden.
Wie du meinst. Aber es stimmt. Er konnte sich der Todessehnsucht, die ich über die Menschen dieser Stadt brachte, um sie zu willfährigen Opfern zu machen, nicht entziehen. Er öffnete sich die Adern, wie er es selbst bei seinen Opfern zu tun pflegte, und seine magische Selbstheilungskraft versagte angesichts meiner Macht. – Wenn man es recht bedenkt, hat dein Freund zum ersten Mal in seinem Leben etwas richtig gemacht. Denn... wer bräuchte diesen Narren noch?
Des Teufels Lachen ließ Rona erzittern, weil es, wie auch seine Stimme,
in ihr
erklang.
»Ich!«, heulte sie auf. »Ich brauche ihn!«
Unsinn! Du hast mich – wie könntest du jemanden außer mir brauchen? – Los, steh auf, Wölfin!
Rona gehorchte wie in Trance. Unendlich müde wirkten ihre Schritte, als sie zu der Bodenluke zurückging. Ihre Augen waren unverrückbar auf Sardon gerichtet, bis seine Leiche wieder mit der Dunkelheit verschmolz und Ronas Blick entschwand.
Wie er auch aus ihrem Leben verschwand.
Aus einem Leben, das nicht mehr wirklich ihr gehörte.
Im Grunde hatte sie es verloren, wenn nicht schon zuvor, dann hier oben, an Sardons Seite.
Vergeblich suchte Rona Trost in diesem Gedanken. Aber sie fand nur Hass auf den Satan, der letztlich als Sardons Mörder gelten musste!
Und den sie doch nie würde zur Rechenschaft ziehen können...
Armageddon - Die letzte Schlacht
... Ich will dir das Geheimnis des Weibes sagen und auch des Tieres, das es trägt, das sieben Köpfe hat und zehn Hörner: Das Tier, das du sahst, es war und ist nicht. Es wird heraufsteigen aus dem Abgrund und ins Verderben fahren. Staunen werden die Bewohner der Erde, deren Namen nicht eingeschrieben sind im Buch des Lebens seit Grundlegung der Welt, wenn sie nach dem Tier blicken, das war und nicht ist und wieder da sein wird...
aus der Offenbarung des Johannes
Prolog
Im Kerker der Engel
Endlos spannte sich die basaltgraue Ebene von Horizont zu Horizont. Und endlos wie ein geschlossener Kreis war sie tatsächlich.
Abgeschottet. Isoliert. Seit einer Ewigkeit.
Obwohl... Zeit als treibende Kraft, als Motor von Veränderung hatte in der Enklave der Engel seit jeher gefehlt, auch schon vor der Katastrophe.
Reglos und stumm spähte Phanuel über den sichtbaren Horizont hinaus. Die pockennarbige Struktur seiner Umgebung spiegelte all seine innere Zerrissenheit wider – und auch seine Traurigkeit.
Um ihn herum erhoben sich andere Statuen, die aussahen wie er: schwarz wie Onyx. Sie waren gigantisch in ihrer Höhe, und ein wenig schien es, als sollten sie die Berge ersetzen, die es hier nirgendwo gab.
Die vage Ähnlichkeit der steinernen Figuren mit den Menschen war nicht zufällig. Phanuel hatte sich Mahnmale erschaffen, die ihn unentwegt an sein Versagen erinnerten.
Sie hatten
alle
versagt, sie waren alle schuldig geworden – nicht nur der eine, den sie aus ihrer Mitte verbannt und verstoßen hatten. Denn im Grunde, daran gab es rückblickend kaum Zweifel, hatte erst die
Bestrafung
Luzifers das wahre Ausmaß der Katastrophe heraufbeschworen, die schließlich in der völligen Ohnmacht der selbsternannten Richter gegipfelt hatte.
Wir haben ihn aus unserer Sphäre hinaus ins Nichts geschleudert, in die absolute Leere und Einsamkeit,
sann Phanuel müde und schaudernd zugleich,
aber wir haben zu wenig über die Folgen nachgedacht, haben nicht einkalkuliert, dass Luzifer diese Leere füllen könnte, wie er es getan hat – erst mit sich selbst und dann mit Ausgeburten seines zwanghaften Wahns.
"Wenn wir unsere Kräfte bündeln und zusammenschließen, könnten wir Kontakt zu ihm aufnehmen und ihn vielleicht sogar zurück auf unsere Ebene ziehen, damit er der Vernichtung entgeht..."
Phanuels Schauder vertiefte sich. Er drehte den Kopf, um hundertachtzig Grad, so dass seine Onyxaugen in die von Uriel blicken konnten. Lautlos ging die Drehung vonstatten. Kein Knirschen, nichts. Der Stein, der nur in Phanuels Vorstellung und in seiner Idee vom Aussehen ihres Kerkers existierte, war weich wie Menschenfleisch.
Nur schöner. Makelloser. Denn Phanuel war ein Verehrer alles Schönen. Vielleicht, weil seine wahren Augen, jene, die
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