BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
Kein Tabu zu scheuen. Denn hier und jetzt gab es nichts, was nicht erlaubt gewesen wäre.
Sie wagte nicht darüber nachzudenken, was mit ihr geschah. Aus Angst, der Zauber könnte verfliegen.
Nicht einmal in Sardons Armen hatte sie Vergleichbares erlebt...
»Du bist schöner als jede andere Frau, die ich je hatte«, sagte er, als müsste er ihre unausgesprochenen Komplimente erwidern.
Dann knetete und liebkoste er ihre Brüste. Leckte über die harten Warzen, die dunklen Höfe. Hauchte die Schweißtröpfen hinweg.
Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, bis er endlich in sie drang. Hart und fordernd – wie sie es liebte und brauchte.
Immer heftiger erwiderte sie die Stöße, mit denen er sie dem Gipfel entgegentrieb.
Ihre Fingernägel krallten sich in seinen Rücken, und das schien ihn anzuspornen. Zu noch mehr Tempo. Noch mehr Leidenschaft.
Ronas Körper begann zu kribbeln, als stünde sie unter Strom. Die Spannung, die sich in ihr aufbaute, jagte dem Höhepunkt entgegen. Sie umschlang das Gesäß des Arapaho mit ihren Beinen. Sie umklammerte seinen Nacken mit ihren Händen –
– und spürte es.
Spürte das, was
falsch
war. Was nicht sein
durfte
.
Und was sie aus letztlich dem Takt warf.
Der Zauber, die Illusion ungetrübten Genusses verrannen, weil dort im Nacken dieses Mannes nicht nur Haare wuchsen.
Das
Fremde
, das sie ertastete, fühlte sich so schaurig
echt
an, dass Rona keinen Moment in Betracht zog, es nur mit einer Art von Schmuck zu tun zu haben...
Nein!
Entsetzt stieß sie Hidden Moon von sich zurück und schrie: »Was
ist
das? Warst
du
es etwa, der mich im Wald angriff – in Gestalt eines Adlers...?«
Er wirkte kein bisschen irritiert. Schon gar nicht enttäuscht.
»Hat es dir nicht gefallen?«, spottete er. »Nein? Mir damals auch nicht! Aber ich hoffte immer, dass der Tag kommen würde, an dem ich es dir heimzahlen könnte. All die Jahrhunderte hoffte ich es – und nun ...«
»Also bist du doch einer von denen, die ich suchte... ein Vampir. Aber ich wüsste nicht...«
»Du weißt immer noch nicht, wer ich bin?«
»Nein!«
»Ich habe nie vergessen, wie du
mich
damals durch den Wald gejagt hast. Und ich habe dich sofort wiedererkannt. Auch wenn deine Haut heute glatter ist als in jener Nacht.«
Rona riss die Augen auf.
»Wyando!«, keuchte sie. »Du bist... der Junge, der vor der Taufe floh...!«
Wyando nickte, fuhr sich in den Nacken und schob sein Haar beiseite. »Nur damit weißt du immer noch nichts anzufangen, habe ich recht?«
»Ich fürchte, ja«, bestätigte Rona und starrte benommen auf den weichen Flaum eines Gefieders, das absolut unzweifelhaft Teil von Wyandos dreihundertjährigem Körper war...
Es war nur ein etwa handbreiter und knapp handspannenlanger Streifen. Er verlief von Wyandos Kopfansatz bis zum Beginn des Rückens, dort wo der Nacken endete. Im Normalfall fiel das rabenschwarze Haar darüber und verbarg den Flaum vor fremden Blicken.
»Ich verstehe immer noch nicht...«
Ronas Eingeständnis veranlasste den attraktiven Arapaho-Vampir, sich hinter sie zu setzen und in die Arme zu nehmen, als wollte er sie vor etwas beschützen. Zugleich signalisierte er damit unmissverständlich, dass er sie nicht als Feindin betrachtete. Nur als jemanden, der über eine unglaublich lange Zeit noch eine Rechnung bei ihm offen gehabt hatte.
»Du hättest mich – beinahe umgebracht!«, warf Rona ihm vor und drehte ein wenig den Kopf, um ihn ansehen zu können.
»Du mich damals auch!«, konterte er gelassen. Er wirkte entspannt, obwohl auch ihm der Höhepunkt ihres ekstatischen Treibens versagt geblieben war. Offenbar war ihm das Bewusstsein, sich für die Todesängste von damals revanchiert zu haben, wertvoller.
»Ich war dem Verdursten und Verhungern nahe«, sagte sie. »Ich wäre fast gestorben!«, Die sonderbare Wendung, die das Liebesspiel – oder überhaupt ihr Aufenthalt in diesem Tipi – genommen hatte, machte ihr zu schaffen.
»Soweit hätte ich es nicht kommen lassen – und habe es auch nicht, wie du siehst.«
Hinter ihren Augen schien ein Unwetter heraufzuziehen. Das Blau verfinsterte sich und geriet in Bewegung wie quellende Wolken. Ein Betrachter musste erwarten, jeden Moment von einem Blitz daraus getroffen zu werden.
Wyando ließ auch dies kühl. »Als Joseph zu mir kam, wusste ich noch nicht, wer mit dem Blut dreier Menschen nach unserem Vater gerufen hat. Seine Beschreibung war zu vage. Aber ich fuhr mit ihm in die Stadt, und gleich als ich dich sah,
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