BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
sondern zwei starrten ihn jetzt an, als hätte er den Verstand verloren.
Das zweite Paar gehörte Heaven.
»Aber wie...«, setzte Rona ein zweites Mal an und verstummte wieder hilflos.
Und Wyando erzählte es ihr...
VERGANGENHEIT
Nachdem der Hohe Geist und seine Begleiterin dem Dorf den Rücken gekehrt hatten, zog Makootemane das Tuch hervor, das er heimlich mit Kelchblut getränkt hatte. Es schillerte so machtvoll, dass er sich plötzlich wieder klein und unbedeutend wie ein Sandkorn fühlte.
Aber nur für einen einzigen Moment. Dann schweifte sein Blick zu den Kindern, die – wie er – den Tod besiegt hatten.
Dank seines Blutes, das durch ihre Kehlen geronnen war.
In den Augen dieser Kinder las Makootemane denselben Schmerz der Reife, der auch noch in ihm selbst rumorte, aber bald, sehr bald vergessen sein würde.
Wortlos ließ er sie stehen und zog sich in sein Zelt zurück. Vater und Großvater waren tot. Nur seine Mutter lebte noch. Sie kauerte in einem Winkel.
Makootemane beachtete sie nicht. Er hatte nur Augen für den stolzen Vogel, der hier auf ihn gewartet hatte, als könnte er ahnen, welches Geschenk Makootemane ihm machen wollte.
Der Arapaho trat zu ihm und zeigte das nasse Tuch.
Der Adler blieb ganz ruhig sitzen, hob den Kopf und öffnete den Schnabel.
Für Makootemane war dies die endgültige Gewissheit, dass seine Vision – die Vision, die ihn im Moment der Mondverdunkelung ereilt hatte, wahrer und mächtiger war als die erste, mit der er auf dem Heiligen Berg konfrontiert worden war.
Es war eine Vision vom Einklang mit der Natur, nicht vom berserkerhaften Unterdrücken der Schwächeren...
Er legte das blutige Tuch in seine Hand zurück, ballte sie zur Faust und hob sie dicht über den Kopf seines Totemtieres.
Dann presste er es so fest er konnte zusammen.
Nach einer Weile tropfte es zäh und schwer unter seinen Fingern hervor – und in den Schnabel des Vogels, der im nächsten Moment zuckend, aber mit angelegten Flügeln in Makootemanes Arme fiel.
Voller Vertrauen.
Und mit dem Wissen, dass dies nicht das Ende war.
Nicht lange danach fing das Herz unter dem Gefieder wieder an zu schlagen. Und mit seinem Erwachen rührte sich auch etwas in Makootemane; etwas, das die Verbindung zu seinem Totemtier vervollkommnete.
Makootemane konnte spüren, wie der Geist des Tieres in dem seinen aufging. Wie sein Hass, seine Rach- und Geltungssucht, die der Hohe Geist als Ideale in ihn gepflanzt hatte, zurückgedrängt wurden.
Mit dem Adler auf dem Arm verließ Makootemane das Zelt und kehrte zurück zu seinen Kindern. Von dieser Stunde an wich das Tier nicht mehr aus ihrem neuen Leben. Der Adler wurde zum Inbegriff dessen, was Makootemane in die reifenden Angehörigen seines Stammes pflanzte. Nicht die Schrecken, die der Hohe Geist ihnen als Ideal beschrieben hatte, sondern eine Alternative.
Mit der Zeit fanden sie immer tieferen Kontakt zu dem Geist, der ihr lebendes Totem erfüllte.
Die ungetauften Arapaho führten ein Leben Seite an Seite mit denen, die ihr Blut brauchten. Aber nie musste ein Stammesmitglied dafür sein Leben lassen, und wenn er an Krankheit, Verletzung oder Alter starb, schrieb ein Ritus vor, wie mit seiner Leiche zu verfahren war, damit sie sich nicht als seelenlose Dienerkreatur erheben konnte.
Was auch immer die Arapaho vom Weg der Alten Rasse abgebracht hatte, es musste eine Kraft sein, die in der reinen Tierseele des Stammes-Totems wurzelte. Der Atem Manitus.
Eine Kraft, die mit der Zeit sogar in der Lage war, die Körper der Indianer immer mehr nach ihren Vorstellungen zu formen.
Es begann in den Nacken der uralten Kinder. Und niemand wusste, wie und wo es einmal enden würde...
GEGENWART
Heaven starrte immer noch auf die Tür, durch die Rona und der Indianer verschwunden waren.
Ohne sie zu töten.
Sie hatten Heaven einfach an den Stuhl gefesselt zurückgelassen, wissend, dass sie sich nur in eine Fledermaus zu verwandeln brauchte, um den Stricken zu entkommen.
Aber damit zögerte sie. Sie wusste nicht, was sie abhielt, die Verfolgung aufzunehmen, Rona
und
ihren Begleiter zu stellen.
Statt dessen saß sie da und fragte sich, wann sie ihn das nächste Mal wiedersehen würde.
Ihn.
Der Blick seiner Augen ließ sie nicht wieder los, und noch schien es ihr unvorstellbar, dass er mehr sein könnte als ihr gottbefohlener Feind.
Noch...
Epilog
In tiefer Meditation versunken hatte Makootemane die Nacht bis zum Morgengrauen
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