BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
weit aufgerissene Augen, die ihn anstarrten, ein Mund, der sich zu einem Schrei öffnete, als er den seinen vor Gier aufriss.
Die Fäuste des Vampirs stießen durch das Glas und bekamen Maggie Conelly zu packen. Er zerrte ihren Körper aus dem zerbrochenen Fenster und zog ihn an sich. Brutal krallte er eine Hand in ihr kurzes Haar, riss ihren Kopf zurück, so dass die Haut ihres Halses sich straff spannte.
Es knirschte leise, als er seine Hauer nicht einfach hinein grub, sondern
schlug
.
Der Vampir saugte das dampfende Rot gierig in sich auf und ließ die Pilotin erst los, als kein Tropfen mehr in ihr war. Bleich und tot fiel sie in den Schnee.
Der Homunkulus fühlte, wie der Trunk ihn vitalisierte, wie die Kraft darin seine eigene weckte.
Doch er kam nicht dazu, sie in irgendeiner Weise zu nutzen.
Nur eine Erfahrung durfte er noch machen.
Er lernte, was Schmerz bedeutete.
Er spürte ihn an seinem eigenen Hals, kurz und stechend.
Und dann nichts mehr.
Was Sardon über sich sah, war nicht mehr der nackte Homunkulus, dem er vorhin gegenübergestanden hatte.
Es war ein Monster, tausendmal schlimmer anzusehen als jenes, in das Sardon sich eben verwandelt hatte. Die Haut des ungestalten Körpers glänzte schleimig feucht wie die jenes pulsierenden Kokons, und das Gesicht sah aus, als hätte es sich in das eines Wolfes verwandeln sollen, wäre aber mittendrin zu etwas anderem geworden. Die Mundpartie wölbte sich weit vor, und die Reißzähne darin waren so groß, dass die Kiefer sich nicht mehr zu schließen vermochten. Die Augen waren zu rotglühenden Kohlestücken geworden, deren Hitze Sardon sengend heiß über sein Gesicht streichen spürte.
Vielleicht war es dieser Hauch, vielleicht auch nur ein Reflex, den er so lange nicht mehr genutzt hatte, dass er ihn fast vergessen hatte – jedenfalls kehrte die Bestie in Sardon aus den Kerkern zurück, in die sie sich eben zurückgezogen hatte. Und sie beherrschte sein Denken und Handeln, als die monströsen Hauer des Homunkulus nach seinem Gesicht schnappten, um es zu zerreißen.
Sardon stieß den anderen von sich und kam in der gleichen Bewegung hoch. Er setzte dem Retorten-Monster nach, die Klauen vorgereckt, um sie in den vom Schleim dunklen Leib zu stoßen. Doch der andere vollführte eine Bewegung, die Sardon im Sprung traf und zur Seite stieß.
Er prallte gegen etwas Weiches, stürzte und hörte ein feuchtes Platzen direkt neben seinem Ohr.
Und dann sah er, wogegen er gestoßen war.
Das Ei.
Es hatte seine Landung abgefangen, aber die Wucht des Aufpralls hatte den Kokon zerstört. Die Haut und Adern rissen, stinkende Schwärze besudelte Sardon, der wie gebannt auf das – unfertige
Ding
starrte, das nun offen vor ihm lag.
Ein ungeborener Homunkulus. Zusammengekrümmt wie ein menschlicher Fötus, nur größer – und hässlicher!
Aber er lebte. Er bewegte sich!
Er gab seine kauernde Haltung auf, wollte auf Sardon zu kriechen und schlug mit fingerlosen Ärmchen nach demjenigen, der seine Ruhe gestört hatte.
Sardon überwand Entsetzen und Ekel, packte das Ding – und zerriss es! Nicht aus purer Lust am Töten, sondern aus einer Ahnung heraus.
Und sie erfüllte sich.
Das Monster, zu dem der andere Vampir mutiert war, brüllte und bäumte sich auf, als sein ungeborener Artgenosse starb.
Zumindest dies hatten ihre beiden Rassen gemeinsam.
Den Todesimpuls.
Sie spürten, wenn einer starb, der von ihrem Blute war. Und bei der neuen Rasse schien dieser Impuls ungleich stärker zu sein, wie Sardon feststellte. Denn der Genvampir wand sich regelrecht vor Schmerz.
Dass im gleichen Augenblick auch draußen vor der Station ein Angehöriger der neuen Rasse verging, wusste Sardon nicht...
Er ergriff die Chance, auf die er gehofft hatte. Er nutzte die Ablenkung des anderen, um sich abermals auf ihn zu stürzen. Und wenn Sardon zuvor schon wie vom Irrsinn befallen gewütet hatte, so tobte er nun einem Berserker gleich. Er ließ nichts, gar nichts über vom Leib des Retorten-Vampirs übrig...
Als Sardon erschöpft innehielt, ging sein Blick wieder hinüber zu der Stelle, an der er das Wesen aus dem Ei getötet hatte. Und der Anblick erfüllte ihn mit etwas, das er lange nicht gespürt hatte.
Mit Angst.
Was, wenn es solche Eier auch noch anderswo gab? Oder wenn hier schon weitere Vampire »geschlüpft« waren, die bereits das Weite gesucht hatten, um sich anderswo zu vermehren und nach Nahrung umzutun?
Sardon wusste, dass seine Suche noch nicht
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